Gogol Bordello - Super taranta!

Sideonedummy / Cargo
VÖ: 13.07.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Kulturschock'n'Roll

Alte Babuschkas mit Kopftüchern, Autos und Traktoren aus den glorreichen Fabrikhallen der AvtoVaz-Werke mit so exotisch klingenden Namen wie Lada, Schiguli, Moskwitsch oder Niva. Bärtige Männer mit Gummistiefeln und einer Flasche Klarem unterm Arm. Oder auch einfach nur endlose Getreidefelder die zum ungezwungenen Techtelmechtel mit den Dorfschönheiten Mascha, Olga, Svetlana oder Tatjana einladen. So in etwa lässt sich die romantische und ebenso völlig absurde Sicht auf Osteuropa und seine geheimnisvollen Bewohner zusammenfassen, die ein paar Breitengrade weiter links gepflegt wird. Und in etwa exakt diese Klischees vertonen Gogol Bordello auf ihrem sechsten Album bereits zum – richtig - sechsten Mal. Dabei haben Eugene Hütz und sein interkosmopolitisches Konglomerat von verlorenen Musikerseelen gar nicht mehr so viel mit der alten Heimat am Strohhut. Chef-Ideologe Hütz, selbst irgendeine Mischung aus Roma, Ukrainer und Marsianer, wohnt seit geraumer Zeit in New York, sein Musikerkollektiv ebenso und außerdem kommen bei dieser Band an der Grenzkontrolle sowieso Pässe in allen Farben und Geschmacksrichtungen zusammen. Sei es Israel oder Russland, die Ukraine oder Äthiopien. Von überall kommen sie her.

Aber das ist in New York doch längst noch nichts Besonderes. Und die englische Sprache, die hat Hütz auch nicht so richtig drauf. Deshalb vermischt er auf "Super taranta!" wieder gewohnt sinnlos Englisch mit Russisch, Ukrainisch und Serbisch. Dass dabei nicht viel Vernünftiges rauskommt, wissen dann jedoch nur Insider, die zum Beispiel des Russischen mächtig sind. Hütz bedient sich einfach irgendwelcher Zeilen aus populären russischen Gedichten oder Volksliedern und schmeißt diese dann ohne Sinn und Verstand in den wodkagetrübten Sound-Cocktail, dass es eine wahre Freude ist. Dazu fidelt sich Sergey Ryabtsev einen ab und Yuri Lemeshev führt mit seinem Akkordeon Kunststückchen vor, die selbst Väterchen Stalin noch ein fröhliches "Lachaim!" abringen würden. Doch Gogol Bordello sind keineswegs mehr die durchgeknallte Hochzeitskapelle, die sie einmal waren. Mittlerweile lässt sich auch waschechtes Songwriting raushören. War der Vorgänger "Gypsy punks: Underdog world strike" bereits ein buntes Feuerwerk an tollen Punk-Nummern, so ist "Super taranta!" vielleicht ein bisschen ruhiger, aber nicht minder impulsiv und ausgelassen.

"My strange uncles from abroad" ist zum Beispiel ein Song, der auch unter dem Namen Firewater für Freude sorgen würde und "American wedding" ist ein richtiges Biest, das nicht nur dem Hörer, sondern auch allen Gästen ins Gesicht spuckt und mit Pauken und Trompeten das Ende der Globalisierung einläutet. "Have you ever been to American wedding / Where is Wodka, where is marinated herring / Where is the musicians that got the taste / Where is the supply that will last three days?" Welcher Immigrant, der auf eine spießbürgerliche westliche Hochzeit eingeladen war, hat sich nicht schon einmal diese Fragen in exakt dieser Reihenfolge gestellt? Eben. Gogol Bordello haben auf ihrem neuen Album mal wieder sämtliche Facetten ihres Könnens gezeigt, wenn auch nicht auf dem selben Niveau wie beim Vorgänger, und werden beiden Spaß machen - sowohl Klaus Müller, als auch seinem russischen Nachbarn Kyrill Wischnykov. Grenzüberschreitende Musik? Hier ist sie.

(Konstantin Kasakov)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ultimate
  • My strange uncles from abroad
  • American wedding

Tracklist

  1. Ultimate
  2. Wonderlust king
  3. Zina-Marina
  4. Supertheory of supereverything
  5. Harem in Tuscany (Taranta)
  6. Dub the frequencies of love
  7. My strange uncles from abroad
  8. Tribal connection
  9. Forces of victory
  10. Alcohol
  11. Suddenly... (I miss Carpaty)
  12. Your country
  13. American wedding
  14. Super taranta!
Gesamtspielzeit: 65:22 min

Im Forum kommentieren

Armin

2007-08-28 19:31:57


GOGOL BORDELLO's aktuelles Album "Super Taranta" zieht

eine Welle der Begeisterung durch die deutsche Presse: "schneller,

lauter, wahnsinniger - Gypsy-Ska-Punk-Rap-Metal-Flamenco

der Superlative" urteilt der Musikexpress.

Das Uncle Sally's prophezeit eine "rundum rockende, Feuer

speiende Partymischung, die dank intelligenter Texte sogar noch

etwas zu sagen hat", und auch der Stern ist überzeugt, dass eine

Band wie GOGOL BORDELLO bei Konzerten für euphorische

Begeisterung sorgen wird.



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Endlich Herbst-Termine: GOGOL BORDELLO

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Links: www.gogolbordello.com

www.myspace.com/gogolbordello

Label: www.sideonedummy.com

Veranstalter (D): Karsten Jahnke, www.karstenjahnke.de




12.11.07 Frankfurt // Batschkapp

21.11.07 Winterthur // Salzhaus

22.11.07 Wien // Arena

25.11.07 München // Backstage
27.11.07 Berlin // Maria
28.11.07 Hamburg // Übel & Gefährlich
07.12.07 Köln // Gebäude 9



TV Termin

24.09.07 WDR Rockpalast: Rock am Ring 2007

00.30 - 02.00 Uhr


Razzmatazz

2007-07-15 12:35:48

Alter Schwede, ist die Musik widerlich und nervig... wie konnte es da zu einer "7" kommen? Soll der Frontsänger doch Madonna in den Ar*** f*cken... aber bitte mit dem Gejaule aufhören... sowas muss man sich doch schon oft in der U-Bahn anhören...

Pierre Bourdieu

2007-07-12 12:14:50

Echt schlimm, die Band... habe es jetzt wirklich versucht, aber irgendwie riecht das alles stark nach Fussgängerzone! Und wer den Live-Earth-Auftritt mit der indisponierten, ultraschlechten und peinlichen Madonna gesehen hat, wird ähnlich denken... nicht mehr als Zirkusmucke... wenn so Partymusik klingt, möchte ich zu der Party nicht eingeladen werden... gibt sowieso eine Messerstecherei!

Bonzo

2007-07-08 22:20:33

Schöne Rezension Herr Sidekick! Du könntest aber noch sachen wie Devotchka oder vielleicht auch Beirut in die Referenzen packen.

Bonzo

2007-06-11 21:08:01

Album from Hell.
So soll und muss Partymusik klingen.

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