Social Distortion - Greatest hits

Epitaph / SPV
VÖ: 22.06.2007
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

99 Gramm

Es geht nur äußerst schleppend voran. Und die Schlange an der Fleisch- und Wursttheke des Supermarkts nebenan ist lang. An diesem Samstagvormittag sogar verdammt lang. Vor einem kann sich eine Kundin nicht zwischen Puten- und Hähnchenfleisch entscheiden, während ihr Sprössling anfängt zu plärren, weil ihm das geschenkte Stückchen Fleischwurst anscheinend nicht mundet. Von hinten rammt einem die kleine Omi den Einkaufswagen in die Hacken. Schönen Dank auch. Es geht einfach nicht schneller und die Damen hinter der Theke scheinen vollkommen überfordert zu sein. Dabei ließe sich alleine schon dadurch Zeit einsparen, wenn sie weniger reden würden. "Wer bekommt dann?" "Darf’s ein bisschen mehr sein?" "Darf’s sonst noch was sein?" Jedes Mal. Nervtötend.

Nun bekommt’s der geneigte Social Distortion-Fan. Endlich mal wieder, möchte man meinen. Hat doch der Comeback-Erfolg "Sex, love and rock'n'roll" nun auch schon fast drei Jahre auf dem Buckel. Aber seit der Bandgründung anno 1978 waren Mike Ness und Konsorten eh nicht vom Veröffentlichungswahn besessen. Und nun also auch noch nicht mal ein neues Studioalbum, an dem man Gerüchten zufolge allerdings schon munter werkelt, sondern ein Sammelsurium der vermeintlich besten Stücke aus fast drei Dekaden Rock’n’Roll. Dagegen ist prinzipiell natürlich nichts einzuwenden. Doch angesichts der Tracklist kommt einem die eingangs erwähnte Fleischfachverkäuferin mit ihren dämlichen Fragen wieder in den Sinn. Ja, verdammt! Es darf ein bisschen mehr sein. Es muss sogar! Das kann doch nicht alles gewesen sein.

Bestandsaufnahme: In chronologischer Reihenfolge kommen alle Schaffensphasen der Orange-County-Helden zum Zuge. Angefangen bei "Another state of mind" und "Mommy’s little monster" vom gleichnamigen Debütalbum von 1983. Roher Punkrock der Drei-Minuten-Klasse. Fast doppelt so lang und mit der schon damals unverwechselbaren Lässigkeit ebnet sich der Titeltrack von "Prison bound" (1988) seinen Weg und leitet passend über zu "Story of my life", "Ball and chain" und dem Johnny-Cash-Cover "Ring of fire", die im wahrsten Sinne des Wortes größte Hits sind. So weit, so gut. Aber wo sind zum Beispiel "Sick boys" und "So far away" aus dieser Zeit? Fehlanzeige.

Ebenso fehlt von der wohl erfolgreichsten Epoche zu "White light, white heat, white trash" (1996) einiges. Natürlich ist eine Best-Of-Zusammenstellung stets eine subjektive Kiste. Aber von dem Jahrhundertwerk mit den zweifelsohne phantastischen "When the angels sing" und "I was wrong" nur zwei Nummern auszuwählen, grenzt schon an Frechheit und wird dem Schaffen der Jungs nicht gerecht. Egal, ob man sich nun auf Singles beschränkt oder nicht. Dann sollte man es besser ganz bleiben lassen. "Dear lover"? "Untitled"? Hallo? Und eine solche Scheibe ohne "Don’t drag me down”, "Don’t take me for granted" oder "Nickels and dimes" - die beiden letztgenannten von "Sex, love and rock'n'roll" - ist doch irgendwie ein schlechter Witz. Halbherzig zusammengestellt. Daran ändert das unbestritten großartig rockende neue Stück "Far behind" nur wenig. Nicht Fisch, nicht Fleisch.

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Story of my life
  • Ball and chain
  • When the angels sing
  • I was wrong

Tracklist

  1. Another state of mind
  2. Mommy's little monster
  3. Prison bound
  4. Story of my life
  5. Ball and chain
  6. Ring of fire
  7. Bad luck
  8. When the angels sing
  9. I was wrong
  10. Reach for the sky
  11. Far behind
  12. 1945 (13th floor)
Gesamtspielzeit: 49:04 min

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