Noisettes - What's the time Mr. Wolf?

Universal
VÖ: 11.05.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Fever to tell

Noch ehe die Noisettes auch nur ansatzweise die mittelgroßen Hallen zu füllen vermochten, hatten sie schon prominente Fanschar. Die Jungs von Bloc Party waren nach der EP "Three moods of the Noisettes" ebenso begeistert wie die von Muse. Und das will was heißen. Erstaunlich, dass zu diesem Zeitpunkt noch immer kein britisches Blatt den Braten gerochen hatte. Und so konnten sich die Noisettes ganz ohne Hypevorwurf in die ersten Reihen der aktuellen britischen Musiklandschaft rocken. Und wie! Irgendwann konnte auch die Presse Augen und Ohren nicht mehr verschließen, und dann war auch schon "What's the time Mr. Wolf?" im Kasten. Wie es immer sein muss, war es auch diesmal. Allerlei Vergleiche wurden herangezogen und bemüht, von Miles Davis bis zu den amerikanischen Kollegen namens Yeah Yeah Yeahs.

Und mit denen hat man eine ziemlich gut sitzende Referenz. Soll es ja auch mal geben dürfen. Sie sind jeweils zu dritt, sie haben eine Powerfrau am Mikro, und sie rocken heiß. Jedoch ist die Londoner Antwort auf Miss O. und ihre Herren eigenständig genug, um den Vergleich nicht scheuen zu müssen. Ganz im Gegenteil. "Don't give up", Opener und erste Single, weiß mit einer fast schon Hardrock-artigen Struktur zu überraschen, fährt dem Hörer eine Hook wie einen Hexenschuss in den Nacken und macht auch vor einem Gitarrensolo straight from Rock City nicht Halt. Nein, so was hat die Insel lange nicht mehr gehört.

Der folgende Song macht auf ähnliche Art und Weise alles richtig. "Scratch your name" profitiert ungemein von Shingai Shoniwas perfekt ausgebildeter, souliger Stimme. Und dabei ist Sinowa keinesfalls in ihrem stimmlichen Spektrum eingeschränkt. Sei es, um den pumpenden Bass mit Druck zu untermalen oder mal dem Gitarristen durch herrliche Shouts eine Pause zu gönnen: Das Album lebt von diesem Organ, welches Shinowa ausgezeichnet als Instrument einzusetzen weiß. Das sei aber keinesfalls als Kritik an den beiden Herren des Trios zu verstehen. Abwechselnd geben sie die Punks und dann wieder die Gentlemen, lassen ihrer temperamentvollen Femme Fatale am Mikro die nötige Freiheit und genügend Freiraum, wissen aber auch ganz genau, wann mal wieder ein klasse Riff oder Schweinerockgitarrensolo einzusetzen ist, um die Shinowa dann eben doch auf dem Boden der Tatsachen zu halten. Es ist wahrlich erstaunlich, dass man es hier nur mit drei Protagonisten zu tun hat. Ein klares Kompliment an die Produktion, hat man doch ständig das Gefühl, da würden drei Gitarren gleichzeitig abgehen. Mindestens.

Fast schon als penibel demokratisch könnte man es bezeichnen, wie die drei sich abwechselnd in den Vordergrund pushen, sodass auch ja jeder gleich viele exzellente Momente hat. Hat man die halbe Strecke des Albums passiert, ist man bei "IWE" angekommen, vermutlich dem Lieblingstrack vom lobendenen Kele Okereke. Der zerbrechlich beginnende Song mutiert zu einem wahren Hook-Gewitter. Irgendwann weiß man schließlich gar nicht mehr, zu was man den Kopf denn nun schütteln soll. Ebenfalls ein Faktor, der "What's the time Mr. Wolf" zu einem nicht durchweg brillianten, aber starken Album macht und seine Duftmarke markiert. Chapeau!

(Konstantin Kasakov)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Don't give up
  • Scratch your name
  • IWE

Tracklist

  1. Don't give up
  2. Scratch your name
  3. The Count of Monte Cristo
  4. Sister Rosetta (Capture the spirit)
  5. Bridge to Canada
  6. IWE
  7. Nothing to dread
  8. Mind the gap
  9. Cannot even (Break free)
  10. Hierarchy
  11. SpeedHorn
Gesamtspielzeit: 43:12 min

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