Pain Of Salvation - Scarsick

InsideOut / SPV
VÖ: 19.01.2007
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Missionarsstellung

Was macht man nach einem Album, das von den einen mit Etiketten wie "Meisterwerk" versehen wurde, für andere zu sperrig, für ganz andere over the top war? Sicherlich nicht den Bogen noch weiter überspannen. Insofern war also die Aussage von Pain Of Salvation, wieder etwas mehr geradeaus zu marschieren, nicht wirklich überraschend. Wobei "geradlinig" bitte sehr nur im Kontext von Pain Of Salvation zu verstehen ist. Denn dieser bedeutet auch auf dem Album Eins nach "BE": verzwickte Arrangements, überraschende Strukturen und mitunter größte Schwierigkeiten beim Hörer, einen Zusammenhang zu erfassen.

"Endlich ein schartiges Riff", möchte man beim Opener und Titelsong ausrufen. Um sich umgehend an eine neue Facette in Daniel Gildenlöws Vokalakrobatik gewöhnen zu dürfen: Sprechgesang. Nur durch die großartige Melodie des Refrains unterbrochen. Viel wichtiger jedoch ist, dass die zehn Tracks wieder Songs im Wortsinn sind, statt durch Intros, Outros und Pregap-Spielereien künstlich aufgebläht zu werden. Ergebnis sind wunderbare Stücke wie das zunächst bedächtig beginnende "Cribcaged", das wüst alternativrockende "America" oder das behutsam klimpernde "Kingdom of loss". Atmosphäre ist das Metier, das Gildenlöw beherrscht, nicht zuletzt durch seinen herausragenden Gesang. Und nach nur fünf Durchläufen, für Pain-Of-Salvation-Verhältnisse also relativ schnell, zieht sich dann doch ein Spannungsbogen durch das Album. So weit, so brillant.

Die Lyrics sollten sozialkritischer ausfallen, hatte Gildenlöw angekündigt, sozusagen eine Antwort auf "BE". Und in der Tat zieht sich Kritik an Konsum um des Konsums willen, an Machtgier und die Schlechtigkeit der kapitalistisch-globalisierten Welt wie ein Phrasenschwein fütternder roter Faden durch die Songs. Nur leider trägt Gildenlöw mitunter dermaßen dick auf, dass Bono Vox im Vergleich ein elender Ignorant ist, der Dosen in den Hausmüll wirft. Aufrütteln ja, anprangern gerne, aber ein bisschen weniger Predigt darf's schon gern sein. Wir sind ja schließlich nicht bei Herrn Naidoo. Außerordentlich gelungen und aufwühlend hingegen ist "Disco queen": Hinter der Fassade des pochenden Glitzerkugel-Beats tut sich der Abgrund von Missbrauch und Demütigung auf.

"Scarsick" ist zwar kein vertontes Theater wie "BE", doch ganz klar mit einem umfassenden Konzept versehen, das die Grenzen zwischen den Songs verwischen lässt. Definitiv also nichts für Hörer, die Musik so genießen, wie viele Menschen fernsehen. Dennoch fragt sich, warum die mitunter übermäßig plakativen Texte in so deutlichem Gegensatz zur fein ziselierten Musik stehen müssen. Nur eine von vielen Antworten, die Pain Of Salvation diesmal schuldig bleiben.

(Markus Bellmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Disco queen
  • Idiocracy
  • Flame to the moth

Tracklist

  1. Scarsick
  2. Spitfall
  3. Cribcaged
  4. America
  5. Disco queen
  6. Kingdom of loss
  7. Mrs modern mother Mary
  8. Idiocracy
  9. Flame to the moth
  10. Enter rain
Gesamtspielzeit: 67:48 min

Im Forum kommentieren

Schweizerländer

2008-12-08 19:34:13

so, the rumors are true?
yes - i’m no longer the bassplayer in pain of salvation.

i’ve been a part of this band for almost 2 years and i’m honoured i was the chosen one. getting to know these wonderful musicians is even more of an honour… but i’ve reached the point where i just have to stop and walk my own way. exhaustion, yearning and frustration are the 3 main issues.

exhaustion: having a “normal day job”, being a rockstar and having a lot of other (heavy) personal stuff became too much. i wanted everything so bad i ended up being sick with no energy what so ever.

yearning: being on tour means waiting. waiting and waiting… i asked myself one day: is the life back home, the people i love, worth risking just being somewhere in the world waiting? my answer is no.

frustration: i wanna focus on my own music when i have the time for it. don’t wanna be a wheel in motion in someone else’s machinery… i have way too much inspiration and there is no space for this in pain of salvation. lack of dedication? no. lack of creative outbursts within the band? yes.

i can’t give pain of salvation 100% at this point, and the guys deserve better… the best thing to do is to go separate ways. we made this decision together and we part as friends. i wish them the best of luck!

huge thanx to johan, leo, fredrik, daniel and johan no2 for being my 2nd family and for giving me the taste of being the rockstar i’ve always dreamt about, since i was a little kid… (ironic, huh?).

thanx a bunch to all the people who have supported me! see you another day, in another shape.

this is simon, signing off.

menschmaier

2007-05-04 17:50:11

www.babyblaue-seiten.de ist auch nicht gerade das gelbe von Ei. Zumindest meinen Geschmack trifft da plattentest.de oft besser, siehe Bewertung von Tool oder eben Radiohead.
Außerdem gibt sich hier ein Redakteur immerhin noch Mühe zu antowrten. Tuen nicht überall welche.

schweizerlander

2007-02-24 19:14:28

wieso kommt mir die Melodie von Enter Rain so vertraut vor?

starke scheibe

Kino

2007-02-05 10:48:04

Ein paar Kieselsteinchen wird man wohl noch werfen dürfen, ohne dass sich jemand gleich angegriffen fühlt.

einfan

2007-02-05 01:24:15

ich finde es gut, wenn markus hier mit uns in den diskurs tritt. viele reviewer tun sich das bekanntlich nicht an.

steinigt ihn nicht gleich dafür.

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