Imogen Heap - Speak for yourself

Megaphonic / Sony BMG
VÖ: 19.01.2007
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Sternentanz und Feuerräder

Neues Jahr, neues Glück. Wurden wir im Jahre 2006 nur zu selten (wenn auch erfreulich heftig) mit Solokünstlerinnen beglückt, welche sich zu Recht in irgendwelchen Bestenlisten wieder fanden, landet pünktlich zum Jahresanfang ein Spacegirl namens Imogen Heap in unserem Sonnensystem. Waren ihre Vorboten bisher nur auf diversen Soundtracks zu bewundern, möchte die junge Londonerin nun für sich selbst sprechen. Das Ergebnis ihrer einjährigen Reise, in welcher Soundgalaxien immer wieder durchpflügt, ihre Stimme durch Sternenfelder und interstellare Stürme verfremdet und die Geschwindigkeit ihres Raumschiffes auf einen halbes Warp gedrosselt wurde, rotiert nun in gleichmäßiger Erdgeschwindigkeit und lässt uns die Weite ihres klanglichen Kosmos spüren.

Neben all dem Weltraum-Tralala wird uns hier aber vor allem ein versöhnlicher Großstadtsoundtrack am Anfang des 21. Jahrhunderts präsentiert. Wozu all das Jammern über die Urbanisierung, die Hauswände, welche die freie Sicht behindern, der Gestank der Hundepisse, wenn man auf die Straße tritt, das Vibrieren der Fenster beim Vorbeibrettern der Bahn? Die Undurchschaubarkeit und Komplexität der Gegenwart wird bei solchen Pessimisten oftmals als das Hauptproblem der heutigen Zeit angesehen. Diese Narzissten, diese Dämonisierungen der Gegenwart gegenüber der bisherigen Geschichte. Als ob je eine Epoche für ihre Protagonisten durchschaubar und übersichtlich gewesen wäre. Sind unsere Herzensangelegenheiten nicht dieselben wie die unserer Vorfahren? Ändern sich vielleicht nur die Ausdrucksweise und die Perspektive? So futuristisch und virtuos Heaps Beats und Melodien auch sein mögen, so zuckersüß und zeitlos geben sich auch ihre Texte.

Wirken die Arrangements beim ersten Durchlauf doch sehr vorhersehbar, eröffnen sich beim wiederholten aufmerksameren Hören die kleinen elektronischen Spielereien und die Vielfalt dieses kleinen Juwels. Traumwandlerisch und sinnlich, dabei den Weg aber klar vor sich sehend, wärmend und hypnotisch emanzipiert sich Heap mit ihren Elektropop-Interpretationen von ihrem früheren Projekt Frou Frou. In einigen, wenigen Momenten erhöht sie die Intensität der Stücke sogar auf Dancefloorcharakter. Und vor allem in der zweiten Hälfte ihres Albums offenbart sich ihr ganzes Können.

Krault uns in den ersten Stücken noch eine Elfe die Ohrmuschel, werden ab "Daylight robbery" die Sicherheitsgurte angelegt. Vollbremsungen kontrastieren mit beschaulichen Überlandfahrten. Der Blick aus dem Beifahrerfenster präsentiert überdimensionale Glaspaläste, flackernde Neonlichter am Picadilly Circus und grell geschminkte Engel. Heaps Stimme ist dabei so prägnant und schwebt so stilsicher über den restlichen Sternen ihrer musikalischen Galaxie, dass einem der smogverhangene Januarhimmel nicht mehr ganz so trüb und öde erscheint. Denn dahinter wartet das Licht. Beam me up, Imogen!

(Steffen Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Goodnight and go
  • The walk
  • The moment I said it

Tracklist

  1. Headlock
  2. Goodnight and go
  3. Have you got it in you?
  4. Loose ends
  5. Hide and seek
  6. Clear the area
  7. Daylight robbery
  8. The walk
  9. Just for now
  10. I am in love with you
  11. Closing in
  12. The moment I said it
Gesamtspielzeit: 49:27 min

Im Forum kommentieren

(Chili Schote)

2007-01-23 18:50:00

Die Staffeln sind trotzdem sehenswert. *Werbung mach*

rocko

2007-01-23 18:36:55

Mit dem Track könnte man ne Mettwurst unterlegen und alle fändens traurig.
Es gibt ja youtube :-)

http://youtube.com/watch?v=5cpSv2mNhhc (mit imogen)

http://youtube.com/watch?v=sLIiwJ8jMOc (mit OC)

zote

2007-01-23 17:08:25

Aber du brauchst die 2te Staffel um die Folge mit Hide & Seek zu sehen ;)

(Chili Schote)

2007-01-23 14:20:40

Dann kauf dir einen Fernseher und zumindest die 1. Staffel von OC!

Rocko

2007-01-23 01:27:54

Ich hab das Album eben mal runterdudeln lassen, und war eher so mässig begeistert. Eins von vielen halt. Und dann kam Hide&Seek.

Jetzt läufts gerade zum zehnten mal hintereinander. un-glaub-lich. da kriegt man ja spontan n kloss im hals.

Um das ins richtige Bild zu setzen: ich besitze keinen Fernseher und habe nie auch nur eine Folge OC gesehn :-)

so, ich geh jetz noch ne runde weinen :-)

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