My Morning Jacket - Okonokos

Red Ink / Rough Trade
VÖ: 27.10.2006
Unsere Bewertung: 9/10
9/10
Eure Ø-Bewertung: 9/10
9/10

Der Wald ist nicht genug

Sein Gesicht ist eine ziemlich haarige Angelegenheit. Der melancholische, sich lieblich kräuselnde Backenbart verdeckt das Gesicht eines Naturburschen, das blonde Haupthaar fällt auf die Schultern, während die buschigen Augenbrauen oberhalb des oberen Nasengangs zusammenlaufen. Woher stammt dieser Mann? Die Voreiligen sind der Meinung, er komme aus Kentucky und verweisen auf die Vita. Die Genaueren besuchen ihn bei der Arbeit, zwischen Bäumen, Nebelschleier und Tiergeräuschen. Und hier erkennen sie es klar und deutlich: Jim James kommt aus dem Wald.

Die Arbeitsstätte seiner Band My Morning Jacket beschwört zumindest die Wurzeln herauf: Der Bühnenboden ist mit rotbraunen Ahornblättern gespickt, welche von den Bäumen stammen, die am Bühnenrand errichtet wurden. Lianen hangeln sich zwischen den Scheinwerfern herab, Efeu arbeitet sich am Mikrofonständer empor. Violettes Licht umspielt die fünf Wesen, welche sich in dieser waldigen Landschaft suhlen, zerreißen und loslösen. Fünf Wesen, die alles andere als irdisch erscheinen. Die zwischen Nebelwand und Regenduft ihr Herz zerquetschen, um im Sud ihrer Leidenschaft zu verglühen. Fünf Wesen, die einem Mythos gleichen.

"Okonokos" heißt das erste Live-Album des Quintetts My Morning Jacket, das dessen kaleidoskopischen Vielfältigkeit, diese intime Herzensangelegenheit im Duft des Morgentaus verewigt. Jim James singt in ergreifender Klarheit, Hallahan wirbelt mit einer pulsierenden Intensität am Schlagzeug, während die Tasten- und Saitenfraktion eine Atmosphäre an den emotionalen Himmel zaubert, die fürs Sterben zu schön ist. Es ist diese Band, es ist dieser Moment. Es ist Musik, die Herzen zerschmelzen läßt.

Inmitten der Flora und Fauna der Bühnenwelt geraten musikalische Genußmittel wie "I will sing you songs" und "Dondante" zu uferlosen Klangwellen, "Off the record" und "O is the one that is real" zu traumhaften Pop. Ein treibendes Schlagzeugsolo am Ende des kräftezehrenden "Steam engine" gerät zum Einstieg in die kunterbunte Welt von "Anytime". "I think I'm going to hell", der flehende Abschluß ihres Debüts, bringt das Herz in Wallung und läßt Tränen ins Auge schießen. Man könnte immer so weiter machen. Song für Song. Melodie für Melodie. Große Tat für große Tat. Und am Ende kauern wir uns doch mit zerflossenem Herzen und salzigen Freudetränen vor das Monument eines wundervollen, musikalischen, traumhaften Erlebnisses.

"Okonokos" nimmt den Hörer an der Hand, entführt ihn ins Reich der Schönheiten und fesselt ihn in paradiesischen Farbenwelten. Um ihm die Fußfesseln noch enger zu ziehen, die ihn süchtig nach einer Band machen, die sich drauf und dran macht, den Begriff "Ode" neu zu erfinden. "Okonokos" ist kein einfaches Live-Album. Es ist ein Ereignis, das nachhaltig beschäftigt. Es ist das Beste, was man sich von dieser Band wünschen konnte. "It's not about a time, or a place, it's about us playing music, somewhere!" Und Jim James schenken wir da gerne das Vertrauen.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • I will sing you songs
  • Dondante
  • O is the one that is real
  • Steam engine
  • I think I'm going to hell

Tracklist

  • CD 1
    1. Wordless chorus
    2. It beats 4 U
    3. Gideon
    4. One big holiday
    5. I will sing you songs
    6. Lowdown
    7. The way that he sings
    8. What a wonderful man
    9. Off the record
    10. Golden
    11. Lay Low
  • CD 2
    1. Dondante
    2. Run thru
    3. At dawn
    4. Xmas curtain
    5. O is the one that is real
    6. I think I'm going to hell
    7. Steam engine
    8. Dancefloors
    9. Anytime
    10. Mahgeetah
Gesamtspielzeit: 122:58 min

Im Forum kommentieren

Watchful_Eye

2014-03-10 21:59:19

o_O

Wie gut das ist. Krass. Kannte die Band vorher kaum und hab mehr so aus Neugier/Langeweile bei Spotify reingeklickt. Und jetzt ist das auf einmal richtig geil.

2011-03-28 02:03:52

eben, unvergesslich! und was ihr meint ist eigentlich unvergessbar!

2011-03-28 02:03:04

und wie nennt man jemanden, der nur ganz selten bis nie etwas vergisst?

The MACHINA of God

2011-03-27 22:29:47

gibt es das Wort unvergesslich überhaupt?
Müsste doch eigentlich unvergessen heißen

Nein. Das sind zwei unterschiedliche Bedeutungen.

Tolles Album btw... :)

IFart

2011-03-07 22:37:12

gibt es das Wort unvergesslich überhaupt?
Müsste doch eigentlich unvergessen heißen.
Scheiß drauf.

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