Jay-Z - Kingdom come

Roc-A-Fella / Def Jam / Universal
VÖ: 24.11.2006
Unsere Bewertung: 5/10
5/10
Eure Ø-Bewertung: 5/10
5/10

Die Höhe

"HipHop braucht kein Mensch, aber Mensch braucht HipHop" war ja nur eine der vielen kleinen Weisheiten, die 5 Sterne Deluxe immer wieder zuflogen, bevor Hamburgs breiteste Rapgruppe schließlich in einer halbleeren Jack-Daniels-Flasche absoff. Wieviel Wahres allerdings gerade in diesem Satz steckte, wird jetzt erst und anhand eines ganz anderen Kalibers deutlich. Jay-Z, die New Yorker HipHop-Personalunion aus Donald Trump, Austin Powers und Notorious B.I.G., hat entschieden, daß er mit 37 nun doch noch nicht zu alt für den Scheiß ist. Drei Jahre nach seinem groß angekündigten und vermarkteten Recording-Retirement - andere hätten es "die Zeit zwischen zwei Platten" genannt - bringt er deshalb ein groß angekündigtes und vermarktetes Comeback-Album raus. Und wir möchten es nochmal mit den Sternen sagen: "Aber Vati, da kann doch der Flipper nix dafür."

Ja huch, da sind wir natürlich in der Zeile verrutscht. Richtiger hätte man mit Blick auf "Kingdom come" dann schon finden können: "Genau wie Diamanten und auch so überflüssig", weil Jay-Zs circa achte Vollzeitplatte zwar angemessen funkelt, aber schon wieder einer dieser HipHop-Events ist, bei denen Aufwand und Ertrag in keinerlei Verhältnis stehen. Für den Titeltrack zerkleinert Produzenten-Laufbursche Just Blaze aufs gehässigste den "Superfreak" Rick James, bitch! Für die routiniert over the top geschickte Single "Show me what you got" wurde in den Ritzen zwischen Shafts Rücksitzen gefischt. Pharrell und Kanye West statten ihre Hausbesuche ebenso pflichtbewußt ab wie Girlfriend Beyoncé. Und Dr. Dre blieb gleich ein ganzes Wochenende, um immerhin vier standesgemäß hüpfende Tracks mitzuflicken. Warum Jay-Z aber mal dick im Rennen war als wichtigster HipHop-Künstler des 21. Jahrhunderts, das weiß aus dieser Gang auch keiner mehr so genau.

Selbst die paar Überraschungen, die "Kingdom come" noch unter dem Rolex-Armband rausrutschen, bringen uns da nicht weiter. Daß Chris Martin an "Beach chair" mitschrieb und außerdem eine seiner Ohrenschmalz-Hooklines springen ließ, bleibt unerheblich, weil der Song drumherum jenes pseudoreflexive, cellobestrichene Nachdenklichkeitsgetue ist, das man sich schon vorher darunter vorgestellt hatte. Daß Jay-Zs politisches Herz unverändert an der richtigen Stelle schlägt, kann auch niemanden versöhnen, solange seine Tiraden doch nur den kürzesten Weg in den Schlafsack von "Minority report" finden. Immerhin das Genya-Ravan-Sample in der Euphoriebombe "Oh my God" erwischt einen noch auf dem falschen Fuß, bevor man das Old-School-Klavier aus "Lost one" auf den anderen geknallt kriegt. Auch wenn der umtriebigste Frührentner des Rapgames das Ruder immer wieder herumreißt, muß er in dieser Form niemandem mehr Angst machen. Jay-Z? Scheint reif für die Insel.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Oh my God
  • Lost one

Tracklist

  1. The prelude
  2. Oh my God
  3. Kingdom come
  4. Show me what you got
  5. Lost one (feat. Chrisette Michelle)
  6. Do you wanna ride (feat. John Legend)
  7. 30 something
  8. I made it
  9. Anything (feat. Usher & Pharrell)
  10. Hollywood (feat. Beyoncé)
  11. Trouble
  12. Dig a hole (feat. Sterling Sims)
  13. Minority report (feat. Ne-Yo)
  14. Beach chair (feat. Chris Martin)
Gesamtspielzeit: 59:21 min

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