Incubus - Light grenades

Columbia / Sony BMG
VÖ: 24.11.2006
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

You can leave your shirt on

Als Brandon Boyd vor einigen Jahren mit gespitztem Graphitstift in der Hand und haselnußbraunem Haar auf dem Kopf "Whatever tomorrow brings / I'll be there / I'll be there" sang, hatte er kein T-Shirt an. Und ahnte noch nichts von den turbulenten Konsequenzen, die diese verhängnisvolle Entscheidung mit sich bringen sollte. Junge Damen pfiffen vor dem Fernseher, fabulierten Heiratsanträge und belagerten Boyds geliebten Wasserpfeifenladen. Utopisch viele Mädchen mit unvorstellbaren Hysterieanfällen, unglaublich geschminkten Gesichtern und unmöglicher Kleidung hinderten den Sänger am geliebten Surfen, Muschelnsammeln und einsamen Spazieren. Über nackte Haut wurde ein Hemd gezogen, bald ein Trickvideo gestaltet. Heuer trägt Boyd Unterhemd.

Denn er hat eine Vision: "Anna Molly". Das Glühwürmchen einer lichtlosen Welt. Ein Schluck Wasser nach kräftezehrendem Wüstenmarsch. Die Frau seiner Träume. Für sie hält er seine Kräfte zusammen, bewahrt ein kleines Geheimnis. Ja, für sie bleibt er bekleidet. Mit Erfurcht durchdrungener Stimme gerät Boyd ins Schwärmen, schmelzt in ungeahnter Präsenz über die treibenden Wogen seiner Band, schmachtet vor Liebe im Treibsand seiner Phantasie und steht am Ende doch nur vor der grausamen Realität einer Anomalie. Einer Anomalie mit dem Namen "Anna Molly", die die neue Farbenpracht im angestaubten musikalischen Horizont der Band Incubus bereits erahnen läßt.

Ein seidenes Spinnennetz legt sich über die Vergangenheit des Quintetts aus Kalifornien. Behutsam entschlackt man den ranzigen, fetten Hüftspeck, gestaltet ein rauschendes Szenario mit ozeanischen Tiefen, das sich vor freigesetzter Energie kaum im Zaum halten kann. Zwischen dem dramatisch schwankendem Vorgänger "A crow left of the murder" und dem gelassenen und losgelösten "Morning view" krallt sich "Light grenades" die glitzernden, triumphierenden Momente, zerschlägt die Angst vor großem Gefühl und die Sorge vor erzwungener Distanz. Brendan O'Brien (Pearl Jam, Bob Dylan) treibt die Band wie zuletzt an rumpelnden Klopfern und strudelnden Balladen vorbei, bis sie ihren Kern fest in der Faust verschließen kann. Incubus kommen zum Punkt.

Das explodierende "A kiss to send us off" entreißt Kleider und schwitzt Leidenschaft, "Love hurts" schwemmt zuckersüßes Blut an die Oberfläche, der Zweiteiler "Earth to Bella" massiert die zuckenden Schläfen. "Rogues" zerstückelt mit brennendem Rhythmus die Leiden des klagenden Seelenschmerzes, "Oil and water" raspelt sich durch die östlichen Süßholzwälder Nordamerikas. Ob "Light grenades" nun ihr bestes Album ist oder nicht: Incubus schwimmen wieder oben auf. Mit musikalischer Versiertheit, Mut und modischem Händchen. Ab jetzt sind verschwitzte Unterhemden also wieder schick. Wenn schon nicht unsere, dann zumindest seine.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A kiss to send us off
  • Anna Molly
  • Earth to Bella part 1
  • Paper shoes
  • Earth to Bella part 2

Tracklist

  1. Quicksand
  2. A kiss to send us off
  3. Dig
  4. Anna Molly
  5. Love hurts
  6. Light grenades
  7. Earth to Bella part 1
  8. Oil and water
  9. Diamonds and coal
  10. Rogues
  11. Paper shoes
  12. Pendulous threads
  13. Earth to Bella part 2
Gesamtspielzeit: 47:46 min

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Der Umblätterer

2011-06-10 07:24:54

*umblätter*

endlich

2011-06-06 10:35:18

hat der erste incubus thread auch 1 000 posts :-)

Tama

2008-05-26 16:52:03

Naja, keenan, auch das könnte mit schönen Erinnerungen zu tun haben, die ich mit dieser Platte verbinde... und es war eben meine erste Incubus-Platte, die bei mir gezündet hat.

1001, glaub ich. ;)

keenan

2008-05-26 15:29:13

echt??? also da finde ich ja sogar die aclotm besser als die my! naja alles geschmacksache. aber zwischen der lg und der aclotm liegen für mich jedenfalls welten!

Tama

2008-05-26 14:22:59

Also für mich ist es recht weit vorne. Mein Lieblingsalbum ist und bleibt Morning View und dann streiten sich LG und MY um den 2. Platz... aus Nostalgiegründen liegt wohl MY ein paar Zentimeter vorne.

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