The Magic Numbers - Those the brokes

Heavenly / Capitol / EMI
VÖ: 24.11.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Eine haarige Angelegenheit

Das Konzert ist absolviert, der After-Show-Umtrunk auch. Während Angela, Michele und Sean das bequem motorisierte Weiterziehenden der Tourbus-Karawane für ein wohlverdientes Nickerchen nutzen, ist Romeo Stodart hellwach. Bei auf Coolness bedachten Bands würde man jetzt irgendwas von adrenalinbedingt nach hinten verschobenem Schlafrhythmus lesen. Bei den auf sympathische Uncoolness bedachten Magic Numbers hingegen wird erklärt, daß Songschreiber Romeo nun einmal grundsätzlich zu den unmöglichsten Zeiten schlafen würde. Nämlich immer dann, wenn die anderen gerade nicht schlummern. Die zweitinteressanteste Frage in diesem Zusammenhang: Gibt es da im Tourbus etwa ein Schnarchproblem, das den Stodart-Bruder wach hielte oder aber die anderen wach halten würde, wenn denn alle gleichzeitig versuchen würden zu schlafen? Viel interessanter allerdings: Was macht der Romeo denn dann nachts, wenn er schon nicht schläft? Kichernd den anderen das Hippie-Haupthaar stutzen? Unsinn, Songsschreiben natürlich.

So kommt es also dazu, daß die Magic Numbers nur fünfzehn Monate nach ihrem mit Doppel-Platin ausgezeichneten Debüt "The Magic Numbers" bereits Album Nummer zwei parat haben. Obwohl die Plattenfirma eigentlich eine Pause empfohlen hatte, begab sich das Quartett in den Sommermonaten - direkt nach einem Tourmarathon - nach Woodstock, um in den Allair-Studios 13 neue Songs aufzunehmen. Und auch gleich selbst zu produzieren. Ein Blick auf die Gesamtspieldauer von knapp fünfundsechzig Minuten kann kaum verbergen, daß die Geschwister gerne ausufern. Manchmal findet sogar nur noch die "Fade out"-Funktion das Ende, was grundsätzlich keine allzu gute Lösung ist. Weitaus erfreulicher ist, daß im Geschwistergarten immernoch hübscher Harmoniegesang, verspielt pulsierende Baßlinien, niedlicher Nostalgiepop und bittersüße Melodien gedeihen. Es ist bloß so, daß wir das alles schonmal hatten. Vor fünfzehn Monaten. Und zwar in besser.

"This is a song" und "Take a chance" nehmen trotzdem relativ souverän den Hit-Status von "Mornings eleven" und "Forever lost" ein. "Carl's song" wurde Romeo Stodart angeblich vom verblichenen Beach Boy Carl Wilson im Traum vorgesungen - das kommt davon, wenn man mal mit Brian Wilson auf eine Bühne darf. Jedenfalls: Wir haben es bei "Carl's song" mit einer angetäuschten Phil-Spector-Produktion zu tun. Und sonst so? Robert Kirby - den kennt der Fachmann (und die Fachfrau natürlich auch) durch seine Streicher-Arrangements auf den Nick-Drake-Alben "Five leaves left" und "Bryter later" - hat das ansonsten erstaunlich funky geratene "Boy" mit feinstem Kammerorchester-Pop veredelt.

Die Lyrics, tja, die sind natürlich immernoch hauptsächlich highly lovesick: "I must confess / I loved you best / When you weren't here to hold." Beinahe vergessen: Die beiden Grazien der Geschwisterpaare dürfen jeweils einen Song alleine darbieten - Angela Gannon streckt geschätzte drei Minuten Soulpop-Substanz auf geschlagene sechseinhalb Minuten und sieht dabei trotzdem besser aus als Michele Stodart, deren Taschentuch-Ballade "Take me or leave me" nicht nur etwas zu rührselig daherkommt, sondern auch zeigt, daß sie die Sache mit dem Liederschreiben doch lieber ihrem Bruder überlassen sollte. Mit "Goodnight" schunkeln die Stodarts und Gannons die Platte dann doch noch sicher nach Hause. Aber lange nicht mehr so sicher wie noch vor fünfzehn Monaten. Vielleicht sollte man doch manchmal auf seine Plattenfirma hören.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • This is a song
  • Take a chance
  • Boy

Tracklist

  1. This is a song
  2. You never had it
  3. Take a chance
  4. Carl's song
  5. Boy
  6. Undecided
  7. Slow down (the way it goes)
  8. Most of the time
  9. Take me or leave me
  10. Let somebody in
  11. Runnin' out
  12. All I see
  13. Goodnight
Gesamtspielzeit: 64:30 min

Im Forum kommentieren

Tamara

2007-02-27 22:26:20

Erstmal:
Find das Album sehr toll.

Und dann noch:
Hab sie gestern abend getroffen und spielen sehen.... seeeehr genial! Sollte man sich auf jeden Fall geben, die komischen Hippies haben was drauf! :)

Armin

2006-11-21 11:35:19

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mama cass

2006-11-07 12:14:33

Wat kickt dir denn so an aktuellen Tonträgern?

estragon

2006-11-07 11:48:07

Single? Kickt mir nicht. Schön, nett...und dabei noch eins der "rockigsten" Stücke des Albums. Find das gänzlich überflüssig.

mama cass

2006-11-07 11:00:14

Yeees! We love Weichspüler!!! Sehr schönes Album, aber 10/10 ist zu hoch, 4/10 bitte???,allein schon wegen der Single mal eben aber locker 7/10. Danke.

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