
Amy Millan - Honey from the tombs
Arts & Crafts / City Slang / Rough TradeVÖ: 07.07.2006
Broken heart puzzle
Amy Millan kann sich noch ganz genau erinnern. Eine Platte von den Outlaws um Waylon Jennings, "einer Art Broken Social Scene für Country", war ihre erste Begegnung mit Musik aus Nashville. Und schon damals hat sie fasziniert, wie widersprüchlich die ganze Sache ist. "Bei einem Jamboree treffen sich all diese Leute, um die traurigsten Songs zu singen, die je geschrieben wurden", sagt sie. "Aber es klingt trotzdem, als hätte jeder von ihnen die beste Zeit seines Lebens." Millan wollte dem nicht nachahmen, sie wollte es aber zumindest nachempfinden können. Irgendwann zwischen 1992 und 2000, als ihre ersten Lieder entstanden. Lange bevor sie als Sängerin der Stars mit "Set yourself on fire" zur Stimme des kanadischen Indierocks wurde.
Jahre später nun ist Amy Millan betrunken. Also, äh, nein, eigentlich sind wir betrunken. Aber Millan, die vielleicht auch ein bißchen. Man kann ihre Lieder aus der Vergangenheit jetzt hören - sie hat einige davon für ihr erstes Soloalbum "Honey from the tombs" aufgenommen. Und man kommt nicht drum herum, da so eine Idee zu kriegen. "Sometimes I feel like my only friend is a whiskey glass", heißt eine Zeile, "He brings out the whiskey in me" gleich ein ganzes Lied. Es geht also um den Eierlikör und den Pflaumenschnaps, die schon immer gerne ins Leben der Frau mit den "irischen Alkoholiker-Vorfahren" reingepfuscht haben. Es geht aber vor allem um die Liebe, um den Tod und wie sie zusammengehören. Es geht um die klassischen Countrythemen, quasi.
Die Sache ist nur: Was Millan daraus gemacht hat, will einfach nicht klingen wie ein klassisches Countryalbum. Natürlich fliegen hier Funken und Fetzen, wenn für "Ruby II" die Stahlsaiten beackert werden. Und sicherlich springt einem die hastige Bluegrass-Verbiegung "Blue in yr eye" vom Banjogriffbrett direkt in den gezogenen Cowboyhut. Aber "Wayward and parliament" zum Beispiel, das paßt da gar nicht rein mit seinen Brian-Eno-Beats und -Bläsern. Und einen Song wie "Losing you" - Gitarre, Gesang, Geschichte -, den könnte von Dolly Parton über Bob Dylan bis Will Oldham ohnehin jeder schreiben, der schon mal am eigenen Broken-Heart-Puzzle gesessen hat. Würde sich dann halt nur nicht mehr ganz so wundervoll anhören.
Es ist also mit Sicherheit so, daß "Honey from the tombs" keines dieser Alben sein möchte, die auch der letzte Media-Markt-Azubi noch unfallfrei einsortiert bekommt. Und es sind wirklich nur mehr Millans feucht-traurige Beziehungsgeschichten, die die Platte zusammenhalten, wenn sie erstmal anfängt, all ihre Karten auszuspielen. "Skinny boy" macht seine aufpolierte Unschuldsmiene, "Come home loaded roadie" zerfließt am eigenen Akkordeon, und das Finale schließlich winkt den langsamsten Waldhörnern der Welt in atemloser Andächtigkeit hinterher. "It's hopeful but doubtful for tomorrow / So pour me up another for bed." Das war's dann wohl. Cheers darlin'.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Losing you
- Skinny boy
- Headsfull
- Wayward and parliament
Tracklist
- Losing you
- Skinny boy
- Ruby II
- Baby I
- Headsfull
- Hard hearted (Ode to Thoreau)
- Blue in yr eye
- Come home loaded roadie
- He brings out the whiskey in me
- Wayward and parliament
- All the miles
- Pour me up another
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dominik
2006-08-29 00:42:59
country lastig hin oder her. mir gefällt eben ihre engels-stimme!
p.s. hoffentlich kommt bald eine neue stars platte!
ex
2006-08-29 00:35:30
ich mags nicht so. countryquark. nett, aber auch nicht mehr. songwriterisch außerdem auch nicht herausragend.
dominik
2006-08-29 00:25:33
sehe ich auch so. höre gerade wieder meinen lieblingssong "baby i". die frau ist einfach unglaublich gut!
bee
2006-08-28 20:58:17
starke Platte!
Armin
2006-07-20 14:47:04
Am Sommerabend mit Amy Millan und ein Glas Whiskey... ... jetzt mit der E
Card!
http://www.cityslang.com/ecards/amymillan/
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- Amy Millan - Honey from the tombs (18 Beiträge / Letzter am 29.08.2006 - 00:42 Uhr)