Killerpilze - Invasion der Killerpilze

Vertigo / Universal
VÖ: 19.05.2006
Unsere Bewertung: 3/10
3/10
Eure Ø-Bewertung: 4/10
4/10

Wildwuchs

Etwas Hoffnung hatten wir durchaus. Ganz einfach: Tokio Hotel für die blassen Bravo-Mädels, die Killerpilze für uns derbe Indierocker. Mit einem fiesen Grinsen im Gesicht haben wir schon unsere eigenen Poster kreiert, Parolen fabuliert und zum großen Faustschlag gegen die pubertierende Vormachtsstellung der stimmbandabrißgefährdeten Weltentdecker ausgeholt, denen man eigentlich auch nur wegen ihrer klebrigen Penetranz richtig böse sein kann. Für ihre Jugend können die ja nichts. Und für die Echo-Nominierungen schon gar nicht. Was waren wir froh, als wir hörten, die singende Stimme der Killerpilze sei schon prächtig entwickelt! Doch dann kam die dazugehörige Musik. Und auf einmal war doch wieder alles ganz anders.

Was letzten Sommer durch Tokio Hotel eingeleitet wurde, findet nun doch tatsächlich durch die Killerpilze ihre Fortführung. Ein Blick in diverse Internetforen beweist: Die Fanscharen wandern in Scharen ins Lager der nachgerückten Lümmelband, fühlen sich plötzlich erwachsen und lassen echte Melancholie in ihr Leben rücken. Das System ist klar: Flotte Pennäler wurden von der Schulbühne geholt und vor die Kamera von Raab gesetzt, die Single auf Dauerrotation geschickt und die Entmündigung durch Vertragsknebelung besiegelt.

Um die Musik geht es bei diesem ganzen Rummel zwischen Massenhysterie und Selbstinszenierung selbstredend am wenigsten. Doch schauen wir ein bißchen genauer hin: Die kleinen Schulhofrocker, mit dem bandinternen Durchschnittsalter von 15,75 Jahren, haben der Welt einiges entgegenzuschreien. Von der Wut auf den letzten Sommer, der Enttäuschung über den viel zu harmlosen Blümchensex mit der Traumfrau etwa. Ganz zu schweigen vom traurigen Versuch, der Politik den Mittelfinger entgegenzustrecken. Doch irgendwie geht dies sowieso zwischen Klippklapp-Produktion von Corni Bartels (Joachim Deutschland, Glow) und halbgaren Akkordadaptionen unter.

Man will Punk machen. Rebellieren. Irgendwo zwischen den Ärzten, Heinz Aus Wien und Sportfreunde Stiller setzt man das Werken an und bedient sich am voll gestopften Kühlschrank der Jugendhelden. Die erste Singleauskopplung "Richtig scheiße (Auf 'ne schöne Art und Weise)" beispielsweise besticht durch "Wie es geht" -Gedächtnisriffing, Vokuhila-Tiefgang und Toilettengraffitifeuerwerk. Der Killerpilz-"Sommer" schmiert irgendwo zwischen Wasserrohrbruch und fröhlichem Ringelpiez mit Anfassen ab, während "Blümchensex" munter über Dinge berichtet, über die eigentlich nicht nur der dreizehnjährige Schlagzeuger Fabi keine Ahnung haben dürfte. Hoffentlich steht da nicht bald das Jugendamt auf der Matte. Die Geschmackspolizei ist ja eh längst unterwegs.

(Christian Preußer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ich kann auch ohne Dich

Tracklist

  1. Ferngesteuert
  2. Stubenrocker
  3. Richtig Scheisse (Auf' ne schöne Art & Weise)
  4. Sommer
  5. Springt hoch
  6. Scheissegal
  7. Ich kann auch ohne Dich
  8. Blümchensex
  9. Komm mit
  10. Ich habe recht
  11. Hier und jetzt
  12. Lass mich los
  13. Ich hasse Dich
  14. Wach auf
Gesamtspielzeit: 45:40 min

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Laser Dude

2007-06-16 00:04:47

Gibt es die Hampelmänner eigentlich noch, oder sind die mittlerweile schon wieder von der Bildfläche verschwunden? Schön wärs

Pinkie

2007-06-15 16:29:55

Das ist ja fast Revolverheld-niveau

Dexter

2007-06-15 15:40:34

Gerade im Fernsehen ein Lied von den hálb angeguckt

"...Du setzt Gerüchte in die Welt die gar nicht stimmen, es heisst ich kann nicht schwimmen..."

Meine Güte, das ist schon sehr dicht an dem grausamsten Reim dran den man schreiben kann.

BÄDESÄLTZ

2007-03-16 22:19:09

Der mit den Pilzen am Sack!!! Bill heißta!!!!

BÄDESÄLTZ

2007-03-16 22:18:51

Der mit den Pilzen am Sack!!! Bill heißta!!!!

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