Super700 - Super700

Motor / Edel
VÖ: 26.05.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Schwesternheim

"Don't be frightened / It's a beautiful night." Das muß aber auch wirklich erstmal dazu gesagt werden. Denn das den Hörer erwartende Szenario könnte tatsächlich zunächst das Gegenteil vermuten lassen: Mit einem Synthie-Flokati verhängt das Berliner Septett Super700 das Fenster und nagelt es vorsichtshalber noch mit einem ungehobelten Gitarrenbrettchen zu. Aufgebracht zappelnde Drums trommeln von außen gegen die Scheibe, der Baß trinkt sich Mut an und phantasiert sich zur Beruhigung in Jazzclubatmosphäre. Und dann tritt die Hausherrin in Erscheinung: Ibadet Ramadani. Die gebürtige Rumänin hat nicht nur eine beinahe unverschämt süffisante Entschlossenheit in ihrer lieblichen Stimme, sondern auch noch ihre beiden, für hypnotisch anmutende Backing-Vocals sorgenden Schwestern Ilirjana und Albana im Schlepptau.

Diese außergewöhnliche, im harmoniesüchtigen Gehörgang kurzzeitige Verwirrung stiftende Konstellation überzeugte auch den New Yorker Produzenten Gordon Raphael (The Strokes). Man munkelt sogar, daß die Kollaboration mit der 2003 gegründeten Band der Grund für Raphaels Umzug nach Berlin gewesen sei. So ein bißchen wie im Märchen ist das ja schon: Nach musikalischen Beiträgen zum Berlinale-Film "Dancing with myself" und der in Eigenregie aufgenommenen und vor genau einem Jahr veröffentlichten EP "When hare and fox had fun" gleich mit so einem Großen gemeinsame Sache zu machen.

Wahrscheinlich liegt aber auch genau hier das Geheimnis von Super700 - nämlich in gesundem Selbstvertrauen und der Fähigkeit, den Ablenkungsfaktor Ehrfurcht einfach auszublenden. Und stattdessen mit Indiepop, Elektronika und Jazzelementen derart lässig zu hantieren, als wolle man jedes mögliche Mischungsverhältnis dieser unterschiedlichen Cocktailzutaten einzeln austesten. Die Rhythmusgruppen-Session "Self control" zeichnet das Schemenhafte mit sicherem Pinselstrich nach und bedient sich wohldosiert im Farbkasten der südosteuropäischen Schwermut - um schließlich doch in eine lupenreine Popnummer zu münden. An Überraschungen fehlt es also nicht. "Dangerous" entpuppt sich als schamlos schwitzender Dancefloorprolet, den man Gwen Stefani vermutlich nicht verziehen hätte. Mitzappeln muß man trotzdem.

Super700 zelebrieren das kokette Spiel mit den Tonarten, den idyllischen Sonnenaufgang von Moll nach Dur, der allerdings sogleich einem deftig disharmonischen Gewitter weichen muß. Bis kurz darauf der Sonnenschein wieder relaxt ins Ohr schlendert. Natürlich kann es bei soviel Tatendrang schon mal passieren, daß man über seine eigenen Füße stolpert, Synthiesounds klöppelt, die einem billigen Achtzigerjahre-Computerspiel entnommen sein könnten, plötzlich klingt, als seien die Corr-Schwestern am Werk und auch noch rappt wie Young Deenay, von der man mittlerweile nur noch weiß, daß Sasha mal ihr Backgroundsänger war. Zum Glück passiert das aber alles in ein und demselben Song ("Here goes the man"), der allerdings ungünstigerweise auch die erste Single ist. Aber solange die Berliner so betörende Popperlchen wie "I love the rain" aus dem Ärmel schütteln, muß man sich wirklich keine großen Sorgen machen. Und darf ihnen das mit der schönen Nacht ruhig glauben.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Selfcontrol
  • I love the rain

Tracklist

  1. Recent changes
  2. Selfcontrol
  3. Here goes the man
  4. I love the rain
  5. Dangerous
  6. Guys'n'girls
  7. A desk is a desk
  8. Millions
  9. Nachbarin
  10. Have a little dive
  11. Susan
Gesamtspielzeit: 45:38 min

Im Forum kommentieren

Guzica

2012-03-07 12:16:19

http://www.youtube.com/watch?v=FrvyLp4Lg4Q

verspricht Gutes!

Berni

2009-05-03 18:35:13

Sehr schönes neues Album "Lovebites". Clever arrangierte Popmusik, klingt ein bisschen wie Catatonia (diese nicht mehr existente Combo aus Wales mit der stark akzentuiert sprechenden Cerys Matthews), nur in richtig gut. Wird mich wohl oft durch die nächsten warmen Monate begleiten, mindestens. 8/10.

Und großartiges Konzert vorgestern im Dresdner Beatpol (früher: Starclub). Wirklich dämlich ist lediglich der Bandname.

Guzica

2007-08-20 18:58:14

Ich mags.

Christian

2007-08-20 17:20:48

Die Festival-Show am vergangenen Wochenende war grandios. Hab mich mit allerhand Merch bestücken lassen. ;-)
Hypnotisch, fesselnd, angsteinflößend.

RoGeR

2006-07-09 19:01:14

Erste Hörprobe, Daumen runter... belaglose Popmusik, 4/10 Bääh!

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