Raging Speedhorn - Raging Speedhorn
Steamhammer / SPVVÖ: 22.01.2001
Der Sänger Fluch
Wer heute gitarrenlastige Populärmusik macht, hat es schwer. Alles, wirklich alles, war schon mal da. Das Rad läßt sich kein 528. Mal erfinden. Zudem sind auch Anzahl und Qualität der Mitbewerber auch nicht gerade klein. Eine Möglichkeit ist dann stets, bereits Dagewesenes in grobe Stücke zu zerschlagen und neu zusammenzusetzen. Genau so gehen Raging Speedhorn auf ihrem selbstbetitelten Debüt vor. Trümmer von verschiedenen Baustellen werden zusammengekarrt, damit Metal, Hardcore und Rock aller möglicher Färbung ihren Weg in den Sound von \"Raging speedhorn\" finden.
Als Hauptlieferanten für Riffbruchstücke lassen sich Biohazard, Sepultura, Soundgarden und noch einige andere erkennen. In diesem Kontext ist fast unvermeidlich, daß man irgendwann eine Black Sabbath-Assoziation im Ohr hat. In dieses beißen sie denn auch spätestens bei \"Random acts of violence\" kraftvoll hinein: ein sehr fettes Tritonus-Riff im Intro empfängt den Zuhörer. Das mag abgeschmackt sein, knallt aber gut. Die Gitarrenfraktion lärmt erfreulich und die Rhythmussektion groovt wie Hölle. Ab und zu gibt es beängstigende Schräglagen, aber niemand fällt um. Trotz aller Fremdeinflüsse nötigt dies einem einen gewissen Respekt ab. Zwar wird hier sicherlich kein Innovationspreis in Sachen Songwriting und Performance angestrebt, dafür bieten Raging Speedhorn sehr solides Kunsthandwerk. Die Herren an der Instrumentalabteilung wissen das Hörerohr zu erfreuen.
Viel gewöhnungsbedürftiger sind die Beiträge der Vokalartisten. Gesang ist hier als Begriff eindeutig unangebracht. Gebell trifft es schon besser, was im Metal/Hardcore-Kontext ja auch weder ungewöhnlich noch verwerflich ist. Eine Stimme allerdings, mit der Pantera ihren Phil Anselmo zum HNO-Arzt schicken würden, ist schwer zu ertragen. Und wenn dann auch noch zwei solcher Stimmen ständig von links und rechts auf die Ohren prasseln, ist das zumindest anfänglich eher anstrengend. Nach einigen Hördurchgängen tritt zwar ein gewisser Gewöhnungseffekt ein, richtig Freude kommt aber trotzdem nicht auf. Dem Gebell fehlt die Dynamik, die Spannung, die Abwechslung zwischen ruhigeren und wirklich bösartigen Parts. Schade, denn das Ganze ist durchaus geschmackvoll arrangiert. Wechselgebell und zweistimmiges Gekläff sind gut gesetzt, und an der Band ist - wie oben erwähnt - eigentlich wirklich nicht viel zu mäkeln. So sind Raging Speedhorn sicher kein hoffnungsloser Fall. Musikalisch ist dieses Debüt recht vielversprechend und an den Vocals kann man schließlich arbeiten. Wer Phil Anselmo für ein goldkehliges Weichei hält, wird mit dieser Platte wohl glücklich werden. Ansonsten dürften hier wohl eher die HNO-Ärzte auf ihre Kosten kommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Random acts of violence
- Necrophiliac glue sniffer
- High whore
Tracklist
- Superscud
- Redweed
- Knives and faces
- Mandan
- Random acts of violence
- Thumper
- Necrophiliac glue sniffer
- Dungeon whippet
- Death row dogs
- High whore
Referenzen
Spotify
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