Stereophonics - Live from Dakota

V2 / Rough Trade
VÖ: 31.03.2006
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Mehr als nur gucken

Müssen wir das wirklich nochmal durchkauen? Das mit der Band mit den zwei großartigen Alben und dem Absturz danach? Das mit den verquasteten Schweinerock-, Elektropop- und Wasauchimmer-Nummern? Ach, es weiß doch eh jeder, worum's geht. Also: Die Stereophonics haben ein Livealbum aufgenommen. Sie starten mit zwei Songs aus dem Album, dessen korrekten Titel sich keine Sau merken konnte, doch, oh Wunder: Das klingt ja sogar halbwegs brauchbar. Welch positive Folgen es haben kann, wenn man seine Songs mal nicht mit Hilfe von zwei Tonnen Studioequipment zelebriert.

Dann kommt "A thousand trees", der Debüt-Opener. Das Publikum schreit, Kelly Jones sägt los, die Band steigt ein, und es ist wieder wie Ende der Neunziger, als die Phonics jung, laut und frech waren. Vergessen sind die sterbenslangweiligen Liveversionen des Songs, die man in den letzten Jahren auf diversen Festivals vor die Füße gespuckt bekam. Die Energie ist wieder da. Und da sieht man fast darüber hinweg, daß sich auf der erlisten Seite (es handelt sich natürlich um ein Live-Doppelalbum) noch drei weitere Songs des letzten Studioreleases tummeln. Der Fan früherer Zeiten hat angebissen und schluckt plötzlich auch einen Härtefall wie "Devil", ohne sich noch lange zu winden.

Und so kämpfen sich Kelly Jones, Richard Jones, Javier Weyler und ihr Keyboarder Tony Kirkham durch ein Greatest-Hits-Programm, das zwar nicht völlig frei von Peinlichkeiten, aber doch mit einigen Überraschungen angereichert ist. "Maybe tomorrow" entpuppt sich, von Elektrobeats befreit, plötzlich als kleiner Bruder von U2s "One", die Klassiker wie "The bartender and the thief", "Local boy in the photograph" oder "Too many sandwiches" bringen selbst Fußlahme vor der Stereoanlage zum Zappeln. Überhaupt, die Songauswahl: Neben vielem aus dem wie gesagt leider überrepräsentierten "Language. Sex. Violence. Other?" erwarten uns vier Songs vom 1997er Debüt "Word gets around", verhältnismäßig wenig aus der mittleren Schaffensphase, dafür aber eine B-Seite aus dem ersten Karrierejahr (!) und ein neuer Song namens "Jayne". Das ganze vorgetragen mit viel Energie und - darf man den Stereophonics so was überhaupt noch unterstellen? - Spielfreude.

Doch tatsächlich: Die Band spielt kompakt, Kelly Jones röhrt, und die verschiedenen Zuschauermengen - das Album ist ein Zusammenschnitt der kompletten Tour - feiern ihre Helden durchaus zu Recht. Spätestens, wenn "Hurry up and wait" und "Just looking" (bei dem Kelly Jones leider erhebliche Schwächen im Rhythmusgefühl offenbart) nebst Stadionchor erklingen, blitzt die einstige Größe wieder auf - das könnte auch Morfa Stadium 1999 sein. Leider wird aber gerade in dieser Zusammenstellung deutlich, daß die Songs mit der Zeit immer schwächer geworden sind. Zwar klingen die neueren Songs im einfachen Bandarrangement bedeutend besser als in ihren überproduzierten Albumversionen, aber so ganz können sie immer noch nicht überzeugen. Dennoch: vielleicht sollte man die Stereophonics doch noch nicht abschreiben - das beweisen dieses Livealbum und sein titelgebender Abschlußtrack "Dakota". Der ist ja immerhin jüngeren Datums.

(Lukas Heinser)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • A thousand trees
  • Maybe tomorrow
  • The bartender and the thief
  • Hurry up and wait
  • Traffic
  • Dakota

Tracklist

  • CD 1
    1. Superman
    2. Doorman
    3. A thousand trees
    4. Devil
    5. Mr Writer
    6. Pedalpusher
    7. Deadhead
    8. Maybe tomorrow
    9. The bartender and the thief
    10. Local boy in the photograph
  • CD 2
    1. Hurry up and wait
    2. Madame Helga
    3. Vegas two times
    4. Carrot cake and wine
    5. I'm alright (You gotta go there to come back)
    6. Jayne
    7. Too many sandwiches
    8. Traffic
    9. Just looking
    10. Dakota
Gesamtspielzeit: 92:02 min

Spotify

Threads im Forum