Beastie Boys - Solid gold hits
Capitol / EMIVÖ: 11.11.2005
Crashkurs
Es spricht für den Humor des Schicksals, daß die Beastie Boys im Alphabet einer mittelmäßig gut sortierten iTunes-Library genau in die kleine Nische zwischen den beiden größten Popbands aller Zeiten passen. Wie das mißratene Kind auf dem Familienfoto eines großen Adelsclans stehen sie da, Papa Wilson zur Linken, Mama McCartney zur Rechten, das Gesicht zur Grimasse verzogen, die nächste Schnitzel-Idee schon wieder am Ausbrüten. Als hätte man das Erstlingswerk eines mäßig begabten Graffiti-Künstlers zwischen zwei Monets aufgehängt. Als würde ein Regisseur Bart Simpson neben Cary Grant und Humphrey Bogart besetzen. Oder als hätte sich die Musik der Straße im größten Opernhaus der Stadt eingeschlichen. Paßt nicht. Kann gar nicht. Und tut es doch. Wie wir das finden? Na hören Sie mal.
Seit beinahe 20 Jahren gibt es jetzt Alben der Beastie Boys zu kaufen, und nie haben sie richtig in die Zeit ihrer Veröffentlichung gepaßt. Ende der Achtziger waren Mike D, MCA und Ad Rock für echten Hardcore noch viel zu albern, für echten HipHop viel zu weiß und folglich sehr daran interessiert, gemeinsam mit Rick Rubin ihr eigenes Ding dazwischen zu erfinden. Mitte der Neunziger, als Crossover schließlich seine fünfzehn Minuten hatte, machten die Boys gerade Pornobrillen und falsche Schnurrbärte salonfähig. Anschließend begannen sie, sich für Tibet zu interessieren, hoben auf dem putzig zerdepperten "Hello nasty" Richtung Weltall ab - und sollten erst sechs Jahre danach auf die Erde zurückfinden. Mit "To the 5 boroughs", der ersten Old-School-HipHop-Platte, die von ergrauten Männern eingespielt wurde.
"Solid gold hits" nun erzählt diese Geschichte mit dem Finger auf der Vorspul-Taste. Anders als bei der 2CD-Anthology "The sounds of science" von 1999 müssen hier einige Dinge zwangsläufig im Dunklen bleiben. Als schlankes Starter-Kit schafft es die neuerliche Sammlung aber doch irgendwie, ein Bild der Beastie Boys zu vermitteln, das ähnlich schräg in den Seilen hängt wie ihre farbenfrohe, grenzenlose Musik. Die chaotische Frühphase der karaoketauglichen Unruhestifter wie "No sleep till Brooklyn" und "Fight for your right" mag dabei über die Jahre ein paar Partys zuviel abgekriegt haben. Spätestens mit dem Schlauberger-HipHop der "Check your head"-Phase hat sich diese Band aber nichts mehr vormachen lassen. Rap, Rock, Funk? Alles wie von selbst.
Das schwer pumpende "So what'cha want" ließen die Beastie Boys vor seine eigene Eierorgel rennen. Mit "Intergalactic" ritten sie Godzilla zu, und in "Sabotage" fanden sie den idealen Eltern-Fernhalte-Song. Bei "Brass monkey" und "Pass the mic" pflanzten sie dem HipHop erste Flausen in den Kopf. Fatboy Slims "Body movin'-Mix bildete sie per Fernstudium zum Tanzkommando aus. Und "Ch-check it out" gedachte nochmal der alten Kindereien, bevor "An open letter to NYC" als musikalisch abgeklärtes, aber unverblümt angepißtes Statement schließlich jene drei politisch interessierten und motivierten Männer Anfang 40 zeigte, die heute die Beastie Boys sind. Und sogar irgendwie reinpassen in diese Rolle. Genau wie zwischen Beach Boys und Beatles. In einer mittelmäßig gut sortierten iTunes-Library.
Highlights & Tracklist
Highlights
- So what'cha want
- An open letter to NYC
- Intergalagtic
- Sabotage
Tracklist
- So what'cha want
- Brass monkey
- Ch-check it out
- No sleep till Brooklyn
- Hey ladies
- Pass the mic
- An open letter to NYC
- Root down
- Shake your rump
- Intergalagtic
- Sure shot
- Body movin' (Fatboy Slim Remix)
- Triple trouble
- Sabotage
- Fight for your right
Referenzen
Spotify
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