Schein23 - So sieht's nämlich aus
Stereotonic / Def Dick / SoulfoodVÖ: 11.11.2005
3... 2... 1... Meins!
"Aller Anfang ist leicht / Aller Ende ist schwer / So sieht's nämlich aus." Schein23 aus Karlsruhe machen freundlichen Ärmelhochkrempel-Indierock, texten Kalendersprüche für Cordhosenträger und sind offenbar auch in der Lage, ihre bereits bestehenden alltagsphilosophischen Erkenntnisse mal eben ins Gegenteil zu verwandeln. Denn vor einem Jahr hieß es noch: "Morgens ist es am schlimmsten, da fängt der Tag erst an." Musikalisch läßt sich das Quartett recht simpel beschreiben: Man stelle sich einfach vor, das Grand Hotel van Cleef hätte eine Karaoke-Bar. Schein23 klingen schon sehr nach Kettcar, sind musikalisch nett und solide, aber leider ist Daniel Schuch kein Marcus Wiebusch. Weder gesanglich noch lyrisch.
Immerhin folgt die Selbsterkenntnis auf dem Fuße: "Und greift gern mal - so wie jeder - nach den Sternen / Und wird sehen / Daß das Problem dabei die Ferne ist." Schein23 sind ohne Frage eine sympathische Band, die weiß, mit welchen Akkorden Herzen theoretisch zu öffnen sind. Doch obwohl eine gewisse Routine nach Konzerten mit den Sportfreunden Stiller, Wir sind Helden und Kettcar vorausgesetzt werden darf, hapert es noch an der Praxis. Sätze wie "Wie sind den ganzen Weg gelaufen" ordnet man bei Schein23 nämlich nicht unter "nette Tomte-Anspielung", sondern unter "fehlende eigene Ideen" ein. "Immer weiter" offeriert Sprechgesang zu düsterer Percussion à la "Krieger" Thomas D. Wer die Kreativität anderer ersteigert, zahlt einen hohen Preis - den der Eigenständigkeit.
Trotzdem ist "Bordsteinrand" schon irgendwie ein kleiner Indiedisco-Hit, "Bis zum Schluss" eine herzige Akustikballade und "Geh schon mal vor" hat ungefähr das geschmeidigste achtsekündige Gitarrenmotiv, das Mark Knopfler nie geschrieben hat. Etwas übertrieben allerdings, daß Schein23 jenes Gitarrenmotiv am Schluß des Songs ganze sieben Minuten lang wiederholen. Das ist dann doch ein wenig zu viel des gut Gemeinten. Und bei Kettcar heißt es ja... "Das Gegenteil von gut...", na, Ihr wißt schon. "Ich will raus aus meiner Galaxie / Ich will raus / Und ich weiß nicht, wie", singt Schuch in "Captain Kirk". Und schließlich: "Ich will Kanten und neue Ecken." Die sollen sie haben. Und in allen vier Ecken soll Individualität drin stecken.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Bis zum Schluss
- Bordsteinrand
Tracklist
- Land in Sicht
- Was kann der denn schon dafür
- Für den Moment danach
- Bis zum Schluss
- Zu schön um wahr zu sein
- Captain Kirk
- Erwachsen werden
- Immer weiter
- Bordsteinrand
- Geh schon mal vor
- Schlicht und einfach
Im Forum kommentieren
Nagasaki
2006-08-14 02:45:18
Hab sie gerade beim Rumzappen bei Newcomer auf WDR gefunden. Hmm, braver Deutschrock irgendwie. Aber auf jedenfall hörenswert. Kannte die vorher garnicht.
Konsum
2006-07-05 14:43:35
Mmmh, lief neulich (glaube Sonntagnacht) im WDR. Live und Interview. Vielleicht wars auch gar nicht der Rockpalast. Vielleicht wars auch gar nicht der WDR. Vielleicht wars auch gar nicht Sonntagnacht. ;-))) Aber irgendwie, irgendwo, irgendwann kams.
Schein
2006-07-04 20:02:27
23
Armin
2006-07-04 17:22:44
Die waren im Rockpalast?! Mit welcher Show denn?
Konsum
2006-07-04 15:54:59
Hab die neulich beim Rockpalast gesehen. Klang live eigentlich gar nicht schlecht. Wie die sich aber beim Interview angebiedert haben ("Wir sind eigentlich zeimlich mainstream", "Die Radiosender spielen immer noch kaum deutsche Sachen" ???????!!!!!!) gefiel mir nicht so.
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