Disturbed - The sickness
BMGVÖ: 20.11.2000
Abseits der Trendlokomotive
Jede Band hat ihre Geschichten zum Besten zu geben, wenn die Sprache auf die Gründungstage kommt. Engelhaft klopfen da zumeist neue Mitglieder an die Tür des Proberaums und werfen das bisherige, unzureichende Konzept über den Haufen, um mit eigenen, innovativen Vorstellungen den vor die Wand gefahrenen Bandkarren auf die Erfolgsspur zu bringen. Reichlich frustriert waren die Herren Dan Donegan (git.), Fuzz (b.) Mike Wengren (dr.) aus Chicago und ähnlich erfolreich wie die desillusionierten Basketballer aus der kalten Großstadt. Es fehlte ihnen eine Lichtgestalt wie Michael Jordan (hieß die Lichtgestalt nicht vielmehr Lothar? d. Red.) , um den existenziellen Sprung nach vorne machen zu können. Kurz vor der Verzweiflung angesichts der ewig gleichen Sänger, die sich ihnen vorstellten und maximal Cover-Songs als Karriereoption vorschlugen, betrat dann, so besagt die Legende in diesem Falle, David Draiman den Saal. Und endlich fügte sich zusammen, was nach Meinung des bisherigen Trios zusammengehörte.
Wenn die ersten Takte von \"Voices\" langsam heranschleichen, möchte man beinahe mit einer True-Metal Scheibe rechnen. Doch schnell wird (glücklicherweise) deutlich, daß die Reise in eine andere, viel spannendere Richtung geht. Ein zwischen melodischer Vokalakrobatik und Sprechgesang pendelnder David Draiman führt die Songs mit seinen häufig stakkatoartigen Einlagen durch ein Labyrinth an Gitarren und pointiert eingesetzten Synthesizertönen. Beachtlich ist, daß die Formation die momentanen Trendsetter der harten Gitarrenmusik geschickt umkurvt und bewusst links liegen lässt. Qualitativ steuert das Quartett ohnehin einen ganz anderen Hafen an, denn während Limp Bizkit, Kid Rock oder Blink 182 auf offener See halten, dürfen Disturbed (was so viel bedeutet wie \"geistesgestört\") beruhigt am Ufer des guten Geschmacks den Anker werfen. Immer wieder trifft man während des Hörens auf beeindruckende Momente der musikalischen Spannung, während auch eingängige, satt rockende Highlights für die Tanzfläche nicht vergessen werden. \"Stupify\" beispielweise zeigt, daß man klasse Songs auch dann schreiben kann, wenn man weiß, daß selbige als Single für die breitere Masse in Frage kommen. Natürlich regiert nicht ganz das konsequent harte Brett, denn dank des Major Labels im Rücken will man sicherlich nicht durch übertrieben extreme Klänge potentielle Käufer verjagen. Doch den Vorwurf der Weichspülerei mit Dollarnoten in den verstrahlten Augen brauchen sich Disturbed nicht wirklich gefallen zu lassen.
Daß hard rocking beats nicht immer im Gewand der Anbiederei daherkommen ist im Falle von Disturbed, die wohl (wenn es denn eine Schublade sein muß) noch am ehesten der New Metal-Fraktion zuzurechnen sind, äußerst löblich. Schade nur, daß Disturbed das Niveau nicht durchweg halten können. Ein Grundstein ist mit \"The sickness\" auf alle Fälle gelegt, vor allem Sänger David Draiman läßt das ein oder andere Mal enormes Potential erkennen. Die Erlebnisse um die eingangs erwähnten Sänger-Kandidaten mit dem Hang zum Coversong hindet die Bande nicht daran, ihrerseits mit \"Shout 2000\" einer großartigen Band der Achtziger die Ehre zu erweisen. Auch wenn Disturbed nicht die ersten sind, die den Tears For Fears-Gassenhauer verwursten, ist der Beitrag hörenswert und ein Grund mehr, Disturbed nicht in eine Ecke zu zwängen, für die sie nicht geschaffen sind.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Stupify
- Down with the sickness
- Fear
Tracklist
- Voices
- The game
- Stupify
- Down with the sickness
- Violence fetish
- Fear
- Numb
- Want
- Conflict
- Shout 2000
- Droppin' Plates, Meaning of life
Im Forum kommentieren
NO HOMO
2012-08-02 15:58:07
Dep.penthread!
Kack
2012-08-02 15:57:57
halt typischer US-Heavyrock. Tut nicht weh, haut aber auch nicht vom Hocker.
opiath
2012-08-02 15:50:36
Für die Kids okay, aber mehr auch nicht.
Hupfdohle
2012-08-02 15:45:40
Wenn wir schon einen auf Numetal machen müssen....
"UUUHHH....AAAAAU"! DOWN WITH THE SICKNESS"!
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