Eric Clapton - Back home
Reprise / WarnerVÖ: 29.08.2005
Homeward bound
Die Ankündigung, Eric Clapton veröffentliche die ersten neuen Songs seit fünf Jahren, war etwas verwirrend: Hatte Clapton die letzten Jahre über nicht ständig von sich hören lassen? Natürlich hatte er das, aber diverse Cover-Alben und eine umjubelte Teilzeit-Reunion seiner alten Band Cream fallen eben nicht unter die Kategorie "neue Songs". Derer sechs sind es jetzt auf "Back home", was natürlich auch keine fette Ausbeute für fünf Jahre ist, aber: der Reihe nach.
Nach Claptons letzten Lebenszeichen hätte man einiges erwarten können: Southern Blues oder mal wieder richtiger Rock'n'Roll. "So tired" heißt jetzt der soulige Opener, was textlich eine Lüge, musikalisch aber ein guter Einstieg ist. Müde wirkt Clapton auch mit 60 nicht, nur deutlich gereift. Denn was er hier aus dem Hut zaubert, erinnert mitunter schon unschön an den Altherren-Pop, den uns Veteranen wie Joe Cocker, Sting oder Phil Collins seit Jahren vorsetzen - Gebrauchsmusik für die große "Wetten, dass...?"-Abendunterhaltung.
Hat man sich aber erstmal damit abgefunden, daß Clapton mal wieder einen auf radiotauglichen Pop machen will, kann man mit den Songs aber ganz gut leben. Diesmal sind es keine anbiedernden Elektrobeats und Überproduktionen wie bei "Pilgrim", diesmal ist Clapton mit voller Klarheit bei der Sache. Zwar fragt man sich bei "Love don't love nobody", seit wann Udo Jürgens denn auf Englisch singt, aber diese gefühlsüberfrachtete Ballade mit Klavier und Gospelchor markiert eher das untere Ende des Qualitätsspektrums auf "Back home". Schlimmer sind nur noch die wirklich mißglückten Reggae-Versuche "Say what you will" und "Revolution".
Von da an geht es aufwärts: Überraschend gelungen ist das George-Harrison-Cover "Love comes to everyone", seelig schunkelt "Piece of my heart". Daß Clapton für einen blassen Engländer erstaunlich viel Soul im Blut hat, ist ja nichts neues, hier klappt das Zusammenspiel mit der Band und Gästen wie John Mayer und Steve Winwood aber erstaunlich gut. Zu gut, möchte man manchmal meinen, denn elf der zwölf Song sind über vier Minuten lang, einige sogar sechs oder sieben. Da freut es einen schon, wenn das Südstaaten-Hämmerchen "Lost and found" mittendrin einfach abgewürgt wird.
Neben seiner mittelrauhen Stimme erwartet man natürlich auch wieder jede Menge Gitarrengeniedel von Clapton. Und da reißt er sich anscheinend ein bißchen zusammen, um nicht mit Carlos Santana verwechselt zu werden. Die Soli verschwinden oft genug unter dem Georgel von Billy Preston und auch sonst sind die Arrangements kompakt und nicht selten richtig funky. Wenn der Titeltrack dann ganz entspannt über das Leben on the road reflektiert und Clapton sich freut, endlich wieder "Back home" zu sein, fühlt sich auch der Hörer wieder zuhause. Eric Clapton ist angekommen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Love comes to everyone
- Piece of my heart
- Back home
Tracklist
- So tired
- Say what you will
- I'm going left
- Love don't love nobody
- Revolution
- Love comes to everyone
- Lost and found
- Piece of my heart
- One day
- One track mind
- Run home to me
- Back home
Referenzen
Spotify
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