
Life Of Agony - Broken valley
Epic / Sony BMGVÖ: 30.05.2005
Darüber hinweg
"Willing to start again." Kaum zu übersehen. "Willing to give up all my pride." Kaum zu überhören. Auf diesen Seiten wurde ja schon oft darüber schwadroniert, wie gut Keith Caputos Persönlichkeit zum ursprünglichen Sound von Life Of Agony paßt. Nämlich gar nicht. In den Frühtagen ordnete er sich seinem Proll-Cousin unter, wollte sich dann mit "Soul searching sun" als Songwriter einigermaßen emanzipieren. Prompt zerbrachen Life Of Agony daran und entließen Keith Caputo in die kreative Freiheit von "Died laughing".
Noch immer entbehrt die ganze Reunion-Sache daher nicht eines gewissen faden Beigeschmacks. Zumal gerade auf der jüngsten Tour sämtliche erdenklichen Zugeständnisse gemacht wurden, um die erstaunlich zahlreichen Fans der Frühphase flugs zurück ins Boot zu holen. Balladen? Nix da. Selbst die langsameren Songs wurden runtergebrezelt wie nix, der Herr Gitarrist machte einen auf geschwollene Hose, und Keith Caputo hüpfte auf der Bühne umher wie Rumpelstilzchen auf einer Überdosis Duracell.
Da nimmt es wenig Wunder, daß Life Of Agony auf "Broken valley" gegenüber dem letzten, immerhin schon schlappe acht Jahre alten Studioalbum "Soul searching sun" wieder kräftig an Härte zulegen. Und abgesehen vom kurzen Zwischenspiel "No one survives" auf jene allzu schmalzige Balladen verzichten, in denen sich Keith Caputos Stimme doch immer so wohl fühlte. Und doch hat sich wieder der eine oder andere Zwischenton eingefunden. Die erste Single "Love to let you down" prescht in bester "Weeds"-Tradition unwiderstehlich nach vorne, "Strung out" erweist sich als weitere, differenziertere Reprise, bevor "The calm that disturbs you" dann in die Vollen geht. "Broken valley" ist tatsächlich ein erfreuliches, wenngleich unspektakuläres Comeback-Album geworden, das alles vereint, was eine solide Rockscheibe auszeichnet.
Also alles vergessen und vorbei im Hause Caputo? Die einstige Unzufriedenheit im Korsett von Life Of Agony? Die Entfaltungsmöglichkeiten als Solomusiker? Und insbesondere die lang anhaltende Trauer über den Herointod seiner Mutter, von dem geschätzte 99% seiner bisherigen Songs handeln? Nein, die Vergangenheit ist keineswegs passé. Sie findet nun lediglich weit reflektierter statt als zuvor. Klar, "The day he died" hat Keith Caputo ganz offensichtlich seinem Vater gewidmet, der 2002 das gleiche traurige Schicksal erlitt wie seine Mutter. Trotzdem scheint Caputo seinen Platz gefunden haben, sich beinahe schon wohl zu fühlen im Leben im allgemeinen und bei Life Of Agony im speziellen. Hier lebt er sein Leid aus, das inzwischen viele Facetten kennt. Die wichtigste ist das Danach. Plötzlich ist so etwas wie Weitsicht eingekehrt, die Aussicht auf das Ende des Kummers. Die neue Lieblingsfloskel lautet "see past" und kommt wahlweise als "If you can't see past the truth / I love to let you down" zum Einsatz oder als "If you can't see past your frowning / Cheat it!". Will sagen: "Ich wehre mich. Und komme schon irgendwie durchs Heute." Dafür stellt Keith Caputo auch mal seinen Stolz hintenan. Morgen ist schließlich auch noch ein Tag.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Love to let you down
- Strung out
Tracklist
- Love to let you down
- Last cigarette
- Wicked ways
- Don't bother
- Strung out
- Junk sick
- The calm that disturbs you
- No one survive
- Justified
- The day he died
- Broken valley
- Room 244
Im Forum kommentieren
brny
2009-09-26 13:50:23
ich FAND die "Broken Valley" auch nicht so schlecht... damals. die "Ugly" kratzt bei mir immer wieder am Zehner, aber ich kann mich nicht ganz dazu durchringen. und bei "Freax" hast du wahrscheinlich recht - wenn ich "Perfect Little Monsters" 6/10 geb, müsste die "Freax" eigentlich zumindest eine 5/10 kriegen.
jedenfalls bleib ich dabei: bitte kein neues album mehr.
Wolffather
2009-09-26 13:38:05
achja: Love To Let You Down ist ein fantastischer Song, leider wird das Niveau nicht auf Albumlänge gehalten
Wolffather
2009-09-26 13:35:31
Freax finde ich eigentlich ganz gut...
Hearts Blood ist bei mir eine 7/10, ganz gut abernicht sehr spektakulär... die "...Hometown Scars" habe ich mir noch nicht angehört, da ich das Interesse an Caputo in letzter Zeit etwas verloren habe... so ein Meisterwerk wie Died Laughing wird er wohl nie wieder rausbringen
Ugly ist für mich eindeutig die beste LOA... der Broken Valley gebe ich eine 6,5/10, so schlecht fand ich die gar nicht und den STP-Song fand ich sogar ziemlich gut... gehört habe ich sie aber auch schon seit Jahren nicht mehr...
brny
2009-09-26 13:26:55
vier jahre nach erscheinen entpuppt sich das album bei mir als wahrer "regalhüter": die besseren songs (wie etwa "justified", "strung out", "broken valley") könnten auch von einem caputo-soloalbum stammen; ein paar ganz gute rocker (track 1 bis 3), ein Stone Temple Pilots-ripoff ("don't bother"), ein interlude ("no one survives"), einige b-seiten ("junk sick", "the calm that disturbes you", "the day he died") und ein langes outro. das ganze nicht ganz toll produziert und caputo bei eher schlechter stimme. bitte kein neues album mehr.
LOA:
River Runs Red 8/10
Ugly 9/10
Soul Searching Sun 8/10
Broken Valley 4/10
Caputo solo:
Died Laughing 10/10
Perfect Little Monsters 6/10
Freax 4/10
Hearts Blood On Your Dawn 8/10
A Fondness for Hometown Scars 9/10
LOA live: sehr arrogant aber unterhaltsam - 5/10
Caputo live: sehr sympathisch, berührend - 7/10
rene
2006-05-18 09:49:12
Fand sie auch sehr entäuschend. Wahrscheinlich war meine Vorfreude zu groß.
Live fand ich die neuen Stücke trotzdem sehr gut und kann mir mittlerweile auch das Album wieder anhören.
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