The BossHoss - Internashville urban hymns

Island / Universal
VÖ: 23.05.2005
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Rawhide

Darauf hat die Welt bestimmt noch gewartet. Nach irgendwelchen Kaspern namens Dick Brave oder Boppin' B, die fernab jeder Authentizität so tun, als hätten sie ihre Pomade direkt aus Graceland importiert, kommen jetzt ein paar dahergelaufene Berliner Pfannkuchen an, die mal so richtig das Landei geben wollen. Country. Western. Und Rockabilly. Willkommen in Redneck-Country. Noch jemand ein Langnese-Eis vor dem stilsicheren Sonnenuntergang mit Rothaut?

Die statt in karibischen Gewässern dieses Mal in Wild-West-Klischees badende "Like ice in the sunshine"-Variante (gefühlte Laufnummer 14.726) stammt nämlich weder von den Bananafishbones noch von Dick Brave. Sondern von The BossHoss. Schon macht die Geschmackspolizei den Teer heiß und legt die Federn bereit. Werbespotmusik. Eiscremerock. Kommerzkacke. Und dann auch noch ein Coveralbum. Mit plumpem Wortspiel als Titel. Basierend der gleichen Idee, die vor Jahren schon Big Daddy, The Twang und ein Halbdutzend anderer hatten. Das Gegenteil von Originalität, der pure Trash.

Mag ja alles sein. Aber, meine Fresse, was sorgt diese Scheibe für Spaß! "Internashville urban hymns" macht nämlich vorsätzlich so ziemlich alles falsch, was man überhaupt falsch machen kann. Und daher fast alles richtig. Mit schätzungsweise sieben Kaugummis in der Kehle und zwölf Wäscheklammern auf dem Riechorgan stürzen sich Hoss Power und Boss Burns auf eine ohnehin völlig abstruse Songmischung. Da dürfen musikalische Schwerverbrecher wie Britney Spears, t.A.t.U. und Pflasterbacke Nelly gleichberechtigt neben Schwergewichten wie Elvis Presley und Jimi Hendrix auftauchen (obwohl natürlich schon dessen "Hey Joe" eine Coverversion war). Da werden Beck und die White Stripes gemeinsam mit Outkast und den Beastie Boys übel entstellt. Und sogar olle Achtiger-Kamellen wie "Word up" (Cameo) und "Eyes without a face" (Billy Idol) enden im Countryfleischwolf. Serviert als Chili mit dicken Bohnen.

Alles wird so konsequent zerjodelt, geknödelt und durchs Waschbrett geschrubbt, daß jegliches Klischee hilflos die weiße Fahne schwenkt. Und den letzten Rest an Anspruch weit draußen in der Prärie begräbt. Diese Musik ist von Kopf bis Huf tätowiert. Sie säuft literweise Dosenbier und raucht wie ein Schlot. Und nie wurde sie so herzlich prollig umgesetezt. Subtil wie ein Pferdefurz, hartnäckig wie Herpes. Aber die ausgenudeltste Jukebox klingt bekanntlich immer noch am besten. The BossHoss sind ein verfluchtes Rodeo. Für Greenhorns aus Überzeugung.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Toxic
  • Loser
  • Unbelievable
  • Word up

Tracklist

  1. Yee haw
  2. Hey ya!
  3. Toxic
  4. Loser
  5. Sabotage
  6. Hot in herre
  7. Seven nation army
  8. Drowned in Lake Daniels
  9. A little less conversation
  10. Hey Joe
  11. Eyes without a face
  12. Unbelievable
  13. All the things she said
  14. Remedy
  15. Word up
  16. Like ice in the sunshine
Gesamtspielzeit: 56:25 min

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