Theatre Of Tragedy - ['mju:zik]

Eastwest
VÖ: 02.10.2000
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Mehr oder weniger Musik

Musik ['mju:zik] - "Etwas, das fast - aber nicht ganz - anders klingt, als das, was Theatre Of Tragedy bisher gemacht haben." Musik. M-u-s-i-k. Wie kann man nur einen Tonträger mit "Musik" betiteln? Natürlich ist auf dem neuen Album von Theatre Of Tragedy wie auch auf dem "Music" betitelten von Madonna Musik zu finden. Wer sagt, daß er etwas anderes erwartet hätte, der lügt. Es sei denn... Es sei denn, er kannte eines der alten Alben von Theatre Of Tragedy.

Sollte man jetzt also davon ausgehen, daß Theatre Of Tragedy diesmal wirklich versuchen so etwas wie Musik zu machen? Flüchtiges Reinhören bestätigt überraschenderweise diese, sich im ersten Moment doch sehr unglaublich anhörende Theorie. Theatre Of Tragedy vollziehen auf ihrem neuesten Album eine Wandlung, die eine Menge Parallelen zu der Transformation der Krupps in DKAY.COM aufweist: weniger Metal, dafür mehr Dancefloor; weniger Metalgegrunze, dafür cooler Sprechgesang; weniger Gitarren, dafür mehr Elektronik. Auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung. Während sich aber aus der Raupe Die Krupps ein schillernder Schmetterling entpuppt hat, ist aus der Made Theatre Of Tragedy leider nur ein ziemlich häßlicher Käfer geschlüpft.

Gleich beim ersten Durchhören drängen einem genau zwei Highlights ins Ohr: "Radio" und "Image". Ersteres ist ein leicht groovendes, fast durchweg elektronisches Stück, wie es ohne weiteres auch von Project Pitchfork hätte kommen könnte. Hauptsächlich lebt es vom elfenhaften Gesang Liv Kristines, die besonders den Refrain völlig dominiert. Es würde kaum verwundern, wenn man Theatre Of Tragedy damit wirklich bald "on the radio" hören würde. "Image" dagegen erinnert einen inclusive Livs Gesangsstil fatal an das aktuelle Album der Cardigans und ist ein erfrischendes, schnelles Stück Pop, das seinen Weg in die Clubs mit Sicherheit machen wird.

Der Rest des Albums kann nicht mit dem vorgegebenen hohen Niveau der beiden Stücke mithalten. Die Masche des Zwiegesangs aus Liv Kristines Elfenstimme und der bösen, aber nicht mehr ganz so tiefen Kehle von Sänger Raymond, ist mittlerweile ausgereizt und langweilt auf Dauer. Die früher alles verdeckenden Metalgitarren fehlen diesmal größtenteils und machen deutlich, daß die Songschreiber der Band nicht allzuviel Talent haben. Spätestens beim letzten Track sollte man aber den Finger wieder von der Skip-Taste nehmen. Dieser ist ein nur mit ein paar vermutlich russischen Sprachsamples aufgepepptes Instrumental, welches den hier nur simuliert kyrillischen Namen "KOCMNYECKAR 3PA" trägt. Hierbei handelt es sich um ein kleines, feines Juwel, das eigentlich überhaupt nicht zu den üblichen Klängen des tragischen Theater paßt. Vom Stil her wäre es am ehesten mit kraftwerkartigen Soundscapes zu vergleichen, wie man sie von der Space Night von Bayern 3 her kennt. Hoffentlich zeigt dieses außergewöhnliche Stück den weiteren Weg von Theatre Of Tragedy auf. "Music makes the people come together" Ach nein, das war nun doch wieder ein ganz anderes Album...

(Manuel Polik)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Radio
  • Image

Tracklist

  1. Machine
  2. City of light
  3. Fragment
  4. Musique
  5. Commute
  6. Radio
  7. Image
  8. Crash/Concrete
  9. Retrospect
  10. Reverie
  11. KOCMNYECKAR 3PA
Gesamtspielzeit: 44:40 min

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