Jesu - Jesu

Hydrahead / Indigo
VÖ: 18.04.2005
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Übersinnlich

Jesu. Ein wahrlich großer Name für das Comeback des ehemaligen Godflesh-Kopfs Justin K. Broadrick. Aber schließlich waren und sind doch die Wege dieses Herren stets unergründlich. So übte sich Broadrick, der auch schon Mitglied bei den Krach-Göttern Napalm Death war, fortwährend im Ausloten neuer Klangwelten in seinen Projekten wie Final, Techno Animal, God, Ice oder Curse Of The Golden Vampires. Doch nach dem Ende seines letzten Fixpunktes Godflesh anno 2002 genießt seine neue Band mit dem heiligen Namen Priorität. UInd hat nach der nahezu heimlichen Veröffentlichung der EP "Heartache" im Jahre 2003 nun das selbstbetitelte Debütalbum vollbracht.

Wenn es sich auch nicht um christliche Besinnungslieder handelt, paßt die Berufung auf Gottes Sohn durchaus: "Jesu" vertont in aller Vehemenz und Konsequenz schillernde Facetten des Leidens und läßt vor allem darin liegende Größe und Würde erstrahlen. Monumentale Epen, allesamt zwischen sieben bis elf Minuten lang, deren Titel schon die Agenda preisgeben: "Your path to divinity", "Friends are evil", "We all faulter". Grooves von Diarmuid Dalton am Baß und Drummer Ted Parsons (ehemals Godflesh, Prong, Swans) entfesseln sogartige Strudel. Mit ihnen geht Boadrick seine schweren, aufs Essentielle reduzierten und verschlungene Wege durch weite wie karge Landschaften mit hallendem, klagendem Gesang.

Und im Gegensatz zu früheren Godflesh-Werken sind die Songs, mit Ausnahme des rauhen Brockens "Man / woman", weitgehend von blind wütender Aggression befreit. Gerade dieser Verzicht läßt die Klagen und Bekenntnisse entwaffnend ehrlich erscheinen. Das Album entfaltet eine schaurig-schöne Atmosphäre, die einen trotz aller Kargheit und Düsternis nicht nur betroffen macht, sondern auch in einer heimeligen Art berührt. Dies gilt zumindest, sofern man sich auf diesen Trip in die Untiefen der menschlichen Seele einläßt, was eine gewisse Geduld erfordert und sich beileibe nicht beim flüchtigen Nebenbeihören offenbart. Kraftvolle, erhabene Sounds, fernab plumper Effekthascherei und erst recht Meilen entfernt vom Pophäppchenformat.

(Peter Schiffmann)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Friends are evil
  • We all faulter
  • Walk on water

Tracklist

  1. Your path to divinity
  2. Friends are evil
  3. Tired of me
  4. We all faulter
  5. Walk on ater
  6. Sun day
  7. Man / woman
  8. Guardian angel
Gesamtspielzeit: 74:31 min

Im Forum kommentieren

Mann 50 Wampe

2023-04-09 16:38:12

Hm, genau wie Godflesh hat Jesu bei mir nie so richtig gezündet.

NeoMath

2023-04-09 12:51:49

Ist doch klasse: Geballte Schwermut zu Ostern.
Der Jupp am Balken würde sich verstanden fühlen.

Die Scheibe war mal wieder dran! Geil!

Affengitarre

2021-10-16 20:07:38

Das mit der Metallfabrik ist ja klasse! :D Ich erinnere mich bei den Nachfolgern nur daran, dass mir doch die Brutalität gefehlt hatte. Das Debüt lebt ja gerade von diesen tonnenschweren Riffs innerhalb der träumerischen Tracks. Ich werde mich aber die Tage mal durch deine genannten Releases durchhören, vielleicht nehme ich das ja mittlerweile anders war. Godflesh könnte ich auch mal wieder hören, geile Band!

boneless

2021-10-16 18:37:07

Großartig, ja. Das Debüt steht auch bei mir ganz hoch im Kurs, allein das Eröffnungstrio Your Path to Divinity, Friends are Evil und Tired of Me schlägt nahezu alles, was Justin davor und danach gemacht hat. Als das Album erschien, hab ich in den Ferien in einer Metallfabrik gearbeitet und das hat mir so manche Nachtschicht erleichtert. War zudem der perfekte Ort, um dieses Album atmosphärisch zur kompletten Entfaltung zu bringen. Ich hab heute noch diesen speziellen Geruch des Metalls in der Nase, wenn Your Path startet...
Was Jesu angeht, kann man ja mittlerweile gespaltener Meinung sein, aber Heart ache und die Silver Ep sowie Conqueror und das verbundene Sundown/Sunrise sind immernoch sehr hörbar. Ansonsten könnte ich nicht direkt sagen, ob ich Godflesh nicht doch leicht bevorzuge, allein wegen Messiah, Merciless und Pure.

Affengitarre

2021-10-16 12:11:13

Klangen Gitarren eigentlich schon mal besser? Tolle Mischung aus brachialen, mächtigen Gitarrenwänden, langsam walzenden Songs und hübschen Melodien. Die Vocals sind ziemlich dünn und unspektakulär, stören aber eigentlich nicht. Ich muss mich mal wieder durch die Diskographie hören, damals hatte mich bis aufs Debüt eigentlich nichts mehr packen können.

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