65daysofstatic - The fall of math

Monotreme / Cargo
VÖ: 21.03.2005
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Space cake

Reiß mich in Deine irdischen Wirbel, schleudere mich hinab, fang mich auf, spei mich aus. Die Scheibe rotiert in der Anlage, und plötzlich ist alles anders. Das sanfte Regenplätschern gegen die Fensterscheibe entschwindet aus der Wahrnehmung. Der frisch aufgegossene Tee erkaltet unbemerkt auf dem Nachttisch. Schon die ersten Klänge packen, bannen, magnetisieren und ziehen das Bewußtsein am Ohr in parallele Galaxien. Mit ihrem ersten Longplayer "The fall of math" ist den vier jungen Hexenmeistern von 65daysofstatic ein futuristischer Instrumental-Trip mit hypnotischer Sogwirkung gelungen. Sie haben zwar der Mathematik abgeschworen, aber eine musikalische Formel entwickelt, die restlos aufgeht.

Exakt berechnete Kurven und Flächen werden abrupt und trennscharf durchschnitten, integriert, wieder geteilt, strotzen vor überraschenden Winkeln. Eine Unzahl erlesener Zutaten haben sie in ihrem kleinen Sheffielder Klanglabor in einen großen Zauberkessel geworfen, verquirlt und fein abgeschmeckt, wobei sie auf eine Zutat komplett verzichten, die allerdings nirgends vermißt wird: Gesang. Die Basis bilden kühle, unablässig blubbernde und verschiedenfarbig schimmernde Klangblöcke, die von epileptisch zuckenden Beats, krachenden und sägenden metallischen Störgeräuschen kleingehackt werden. Dazu eine wohldosierte Prise flüssiger, klarer Gitarrenlinien, die schichtweise übereinander gelagert werden und eine volle Kelle Melodien, in deren Süße alles sich verklärt.

Unter ständigem Rühren und steigender Hitzezufuhr werden nacheinander wirbelnde Tom-Kaskaden, kleingemörserte Streicherfetzen, je ein kleiner Löffel Synthieschwaden, durch den Reißwolf gedrehte Funkgeräusche und Klavier-Arpeggien hinzugegeben, ehe ein kräftiger Brocken glühender Lava aus dem Pathos-Vulkan das Gebräu endgültig zum Brodeln bringt. Kurz vor dem Überkochen wird der glühend heiße Kessel vom Feuer genommen. Der Schaum der berstenden Gischt wird abgeschöpft, um nach dem Abkühlen die Temperatur langsam, aber stetig wieder zu steigern. Und diese Prozedur wird gleich mehrfach wiederholt.

Heraus kommt ein enorm mitreißender Strudel, in dem die virtuosen und klangbombastischen Hymnen von Dredg mit dem hektischen Beat-Flirren von Aphex Twin kollidieren, interstellares, weißes Rauschen mündet in brachialen Gitarrenwänden, die alsbald wieder auseinanderreißen. Die Tiefe des Raumes wie bei Godspeed! You Black Emperor ist hier belebt von unzähligen elektronischen Kleinstlebewesen. Tool und Radiohead fahren gemeinsam im Weltall Riesenrad. Polyrhythmisch zirpt und klackert es im Hintergrund, virtuos und raffiniert klatschen Klavierpattern und ungerade Grooves aneinander. Nach diesem Wurf wird mit 65daysofstatic in Zukunft definitiv zu rechnen sein.

(Ole Cordsen)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • This cast is a landmine
  • Retreat! Retreat!
  • I swallowed hard like I understood
  • Hole

Tracklist

  1. Another code against the gone
  2. Install a beak in the heart that clucks time in arabic
  3. Retreat! Retreat!
  4. Default this
  5. I swallowed hard, like I understood
  6. The fall of math
  7. This cat is a landmine
  8. The last home recording
  9. Hole
  10. Fix the sky a little
  11. Aren't we all running?
Gesamtspielzeit: 43:58 min

Im Forum kommentieren

pounzer

2023-06-24 10:06:15

Wie gesagt, Wild Light ist ein tolles Album, besonders der Opener, Prisms und Unmake The Wild Light. Das danach erschienene Soundtrack-Album zu "No Man's Sky" is ebenfalls sehr schön.

OMalley

2023-06-24 09:11:07

Mal reinhören. Hab sie 2008 vor The Cure in Oberhausen gesehen. Wir kamen in die Halle und hatten Innenraumkarten. Als das Licht ausging waren wir irgendwo in den Gängen, als ich zu meinem Kumpel sagte, ich würde mal kurz bei der Vorband reinhören.

So blieb ich dann die ganzen 8 Stücke und war begeistert. Danach habe ich the fall of math und the destruction of small ideas oft gehört.

Irgendwie hat mich danach wenig begeistert, ich habe es auch nur oberflächlich gehört.

Nasentasse

2023-06-21 12:21:30

Ich kann denen leider auch nichts mehr abgewinnen. Früher gern gehört.
Da sie aber mit Sugar Horse als Support im September nach Hamburg kommen, werde ich da wohl hingehen. Auf SH hab ich richtig Bock.

Gomes21

2023-05-15 07:22:29

Bekommt mich auch nicht mehr so richtig . Mit bleibt aber ein unfassbar gutes Konzert in Erinnerung

pounzer

2023-05-15 00:26:21

Im September sind 65dos mal wieder auf Tour, allerdings zum Anlass des Jubiläums von Wild Light, die ich persönlich auch lieber höre. Aber so oder so eine tolle Band.

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