Savoy Grand - People and what they want

Glitterhouse / Indigo
VÖ: 28.02.2005
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Demokratie

Einmal mehr bleibt die Zeit stehen. Savoy Grand zelebrieren wieder die Atempause. "People and what they want" ist eine Flut aus Stille, ein Meer von Pausen, eine Feier der Behäbigkeit. Doch nichts wirkt träge. Jedes Durchatmen dient der Besinnung auf die eigene Innerlichkeit. So verletzt und verlassen Graham Langleys Stimme wirkt, so zart und behutsam streicht das Nichts von Musik um ihn und versetzt den gebannten Zuhörer in Trance.

Savoy Grand nehmen sich alle Zeit der Welt, um aus ihren Melodien Türme wachsen zu lassen. Selbst wenn "Took", der spröde Opener von "People and what they want", einem nicht gleich das Herz zuschnürt wie es noch beim durch und durch genialen Vorgänger "Burn the furniture" der Fall war, entwickelt sich auch das dritte Album der scheuen Briten zu einer ausgemachten Angina Pectoris. Wenn Langley Beschwörungen wie "I'm on your side" haucht, konfrontiert er uns mit einer Aufrichtigkeit, die Angst macht und doch Leben rettet.

Die wenigen Töne, die "People and what they want" bevölkern, haben jeder für sich ihren ganz eigenen Grund zu existieren. Das langsame Kratzen über die Saiten der Gitarre, bei dem man jeden einzelnen Anschlag spürt. Das sanfte Anschwellen von Baß und Becken. Die wohlgesetzten Obertöne. Die in Zeitlupe herabregnenden Noten der Violine. Der kristalline Groove von "Recovery positions". Das dunkle Grollen in "It fell apart", das den langsamen Zerfall aller Wahrnehmung andeutet und inmitten all der Stille wie eine verheerende Explosion wirkt. Alles präzise kalkuliert und von jedweder Beliebigkeit befreit. Das ist kein Minimalismus, das ist die pure Notwendigkeit.

Auch in Savoy Grands neuer Besetzung - Neil Wells, Neil Johnson und Mark Simms sind neu für Ian Sutton und Oliver Mayne dabei - zerfasern die Klänge also in meisterlicher Art. Sie kreiseln auf langsam durchlebten Leidenschaften in schwindelerregende Höhen. Sie zerfasern wie über die Jahre unter zur Routine gewordenem Sex abgenutzte Satinbettwäsche. Sie ignorieren bei aller konzeptualisierten Präzision die Grenzen der Rationalität. Denn auch wenn Gefühle hier meistens nahe Schmerz und Depression siedeln, glauben Savoy Grand felsenfest daran: Nur unsere Emotionen lassen uns spüren, daß wir wirklich leben.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Took
  • Change is an engine
  • It fell apart
  • Recovery positions

Tracklist

  1. Took
  2. Change is an engine
  3. It fell apart
  4. Last word before sleep
  5. Ending up
  6. I have the answers
  7. Spike
  8. Recovery positions
Gesamtspielzeit: 66:50 min

Im Forum kommentieren

carpi

2025-03-09 17:27:21

Nachträglich alles Gute zum Geburtstag, gerade vor gut einer Woche 20 Jahre alt geworden.
Fantastisches Werk, auf PT mit 8 Punkten auch anerkannt, hier der erste Absatz der interessanten Rezension von Oliver Ding:

"Einmal mehr bleibt die Zeit stehen. Savoy Grand zelebrieren wieder die Atempause. "People and what they want" ist eine Flut aus Stille, ein Meer von Pausen, eine Feier der Behäbigkeit. Doch nichts wirkt träge. Jedes Durchatmen dient der Besinnung auf die eigene Innerlichkeit. So verletzt und verlassen Graham Langleys Stimme wirkt, so zart und behutsam streicht das Nichts von Musik um ihn und versetzt den gebannten Zuhörer in Trance."

Nach dem Nachfolger "Accident Book" war dann erstmal Schluss, aber vielleicht klappts ja noch mit einem weiteren Werk.

ramdöser

2009-12-25 15:57:36

Oaah. Perfekt zum Dösen. Grad völlig weggenickt. :)

Dazer

2007-09-13 18:47:59

entwarnung:

Ihre Amazon.de Bestellung wurde versandt ...
juchuuuu!!!

Dazer

2007-09-12 16:21:34

@dän: der richtige spiegel lässt einem die wahrheit oft leichter erkennen. du hattest sooo recht mit dieser aussage.

hermit

2007-09-09 22:04:45

Ich muss noch unbedingt erwähnen, dass sie eine großartige Liveband sind. Habe sie Anfang 2005 im FZW in Dortmund mit ca. 30 anderen Leuten gesehen, nach 2 Songs haben sich alle auf den Boden gesetzt und sich einfach wegtragen lassen von der Magie dieser Musik. Eines meiner größte Konzerterlebnisse, definitiv.

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