
McDermott's 2 Hours v Levellers - Disorder
Hag / Weatherbox / Al!veVÖ: 31.01.2005
Wir kommen, um uns zu beschweren
Es ist lange her, daß die Levellers mit ihrem politisch motivierten Folkpunk irgendwo zwischen den Pogues, Billy Bragg und New Model Army für Begeisterung sorgten. Spätestens mit uninspirierten Machwerken wie "Hey pig" oder "Green blade rising" aber hatten sich sowohl ihre Musik, als auch ihre Robin-Hood-Romantik längst verbraucht. Vor gut zwei Jahren jedoch brauchten die Traditionalisten von McDermott's 2 Hours, erklärte Vorbilder der Levellers, Unterstützung. Ein Glücksfall für beide Parteien. Denn "Claws and wings", das Debüt des daraufhin gegründeten gemeinsamen Projekts, ermöglichte eine faszinierende Reise ins frühneuzeitliche Britannien. Und anders als die mittelalterlich verbrämten Germanismen, die hierzulande im Zuge der Neuen Deutschen Härte metastasierten, entwickelten die altertümlich anmutenden Arrangements eine seltsam leichtfüßige Schwermut. Die tragischen, mitunter erschreckend aktuellen Geschichten waren an Eindringlichkeit kaum zu überbieten.
Nun haben sich wieder ein paar Mitglieder beider Bands getroffen, um mit "Disorder" an jene alten Tugenden anzuknüpfen. So zwitschern wieder Fiddle und Mandoline zu den resignierten Rhythmen der Bodhran, und Nick Burbridge klagt und klagt und klagt. Er singt von Sensen und Blut, von Jägern und Sammlern, von Unterdrückung und Aufständen. Die Suche nach Erlösung führt durch dunkle Täler und bittere Niederlagen. Mehr vom Bekannten also. Im Gegensatz zum spannenden Vorgänger nutzen sich die Anklagen allerdings erstaunlich rasch ab. Zu aufdringlich das keltischstämmige Gefiedel, zu repetitiv die Melodien. Das mögen authentische Moritaten und Schauermärchen sein. Doch irgendwann schalten die Ohren auf Durchzug.
So sehr blutverschmierte Balladen wie "Tod the ranter" oder Klagelieder wie das vom "Bloody Sunday" auch das Herz derer treffen, die es am rechten Fleck tragen, so selten tanzen die Rhythmen mal aus der Reihe und schlagen die angemessenen Haken. Sparsame Aufruhr wie bei "Black sun (in Genoa)" oder frankophone Trinksprüche wie die aus "Watering the wine" setzen zu selten Kontrapunkte. Und wenn am Ende "The dutiful man as a moth" und "Johnny and the jubilee" dann doch noch mit beschwingten Grooves und hopsenden Stimmungen aufwarten, zuckt längst kein Fuß mehr. Dieses Mal bleiben die Fäuste in der Tasche.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Tod the ranter
- Black sun (in Genoa)
Tracklist
- Tod the ranter
- Summer song
- Black sun (in Genoa)
- The old man's retreat
- Watering the wine
- Party to the process
- The madness of John Clare
- Bloody Sunday
- A table from Aigge
- Just a life (Sol)
- The dutiful man as a moth
- Johnny and the jubilee
Referenzen