Agnostic Front - Another voice
Nuclear Blast / WarnerVÖ: 22.11.2004
Unruhestand
Meine Güte, wie die Zeit vergeht. Das erste Agnostic-Front-Album ist schon über zwei Jahrzehnte her. Und man wähnte das New Yorker Urgestein schon auf dem Weg ins gnädige Vergessen, nachdem seit "Riot! Riot! Upstart" nichts wirklich Mitreißendes mehr erschienen war. Immerhin hat man sich die Jubiläums-Compi zum 20jährigen Jubiläum letztes Jahr verkniffen. Und jetzt kommen die 5fünf Volltätowierten mit "Another voice" um die Ecke, und wollen, wie der Albumtitel schon andeutet, an erheblich bessere Zeiten anknüpfen.
Doch Agnostic Front haben nicht nur den '91er Meilenstein "One voice" im Visier. Es geht um viel mehr. Nämlich darum, wer Chef im Ring des NYHC ist. Titel wie "Hardcore (The definition)" und "I live it" machen mehr als deutlich, wo sich Roger Miret und seine Mitkrawallmacher in der Hackordnung sehen. Wo wir sind, ist oben, lautet die Devise. Ein Unterfangen, mit dem sich schon etliche Altherrenkombos jeglicher Coleur lächerlich gemacht haben.
Doch die Horde der Aasverwerter wird sich im Falle der Front noch etwas gedulden müssen. Denn auf "Another voice" präsentiert sich der Fünfer vom Hudson so tight, vor allem aber so hart, daß sich die lauernden Hyänen die Zähne ausbeißen würden, wenn sie denn überhaupt zum Biß kämen. Das vermeintliche Opfer ist aber für sein Alter erstaunlich agil und tritt Ärsche in beeindruckender Frequenz. Frisch und angriffslustig werden Riffsalven in die Menge gefeuert. Der tobende Moshpit ist sogar dann noch körperlich spürbar, wenn man das Album alleine hört. In angemessener Lautstärke selbstverständlich.
Vielleicht war einfach ein bißchen Zeit nötig, bis sich New York von dem traumatisierenden Ereignis im September 2001 erholt hat. "Another voice" ist ein sehr lautes Zeichen dafür, daß man aus einer Art Koma erwacht. Agnostic Front wenden ihren Blick nach vorne und sehen den gewaltigen Haufen Bullenexkremente, der sich da auftürmt. Vor allem aber reagieren sie angemessen: mit zügelloser Wut und Brachialgewalt. Und weil sich diese Zutaten mit gut 20jähriger Musikroutine paaren, ist die Mischung richtig heiß. Daß dieses Album im Prinzip auch schon vor 15 Jahren hätte erscheinen können, stört hier wenig. Mit solchen Opas an der Front braucht man eigentlich keine jungen Wilden mehr.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Pride faith respect
- Peace
- Hardcore (The definition)
- No one hears you
- Another voice
Tracklist
- Still here
- All is not forgotten
- Fall of the parasite
- Pride faith respect
- So pure to me
- Dedication
- Peace
- Take me back
- Hardcore (The definition)
- Casualty of the times
- No one hears you
- I live it
- It's for life
- Another voice
Referenzen
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