
Ugly Duckling - Taste the secret
Penalty / PIAS / Rough TradeVÖ: 15.11.2004
Just a little samba
Seit dem Sommer 2001 ist eine Menge passiert. Die USA sind in einen globalen Krieg gegen den Terror eingetreten und haben dabei diverse Länder besetzt, während der vielleicht polarisierndste Präsident aller Zeiten die Nation in zwei Lager gespalten und die halbe Popkultur gegen sich aufgebracht hat. An Andy "Andycat" Cooper, Dizzy "Diz" Dustin und Young Einstein aus dem sonnigen Long Beach, die sich auch Ugly Duckling nennen ist diese Entwicklung weitgehend unbemerkt vorüber gezogen - zumindest muß man das annehmen, wenn man "Taste the secret" hört.
Vor guten drei Jahren erschien "Journey to anywhere". Auf ihrem Debüt zeigten die kalifornischen B-Boys, daß HipHop auch unglaublich entspannt und durchaus ohne Bösartigkeit witzig sein kann. Das war zwar auch zu dieser Zeit keine neue Erkenntnis, machte aber in seiner sonnigen Unbekümmertheit eine Menge Spaß. "A little samba" war ein kleiner Hit und paßte gut, wenn man in den frühen Morgenstunden die letzten Tänzer in der Disko sanft in den Chill-Out begleiten wollte. Nach einem so gewitzten Erstling traute man dem Dreier eine Menge zu, und Ugly Duckling taten das Richtige: nicht hetzten lassen. Man nahm sich luxoriös viel Zeit und taucht zu einer Zeit aus der Versenkung wieder auf, zu der man "Journey to anywhere" schon als Eintagsfliege verbucht hatte.
Der Überraschungsvorteil liegt also ganz bei Ugly Duckling. Jetzt wäre genau der richtige Zeitpunkt, ein Opus unters Volk zu werfen, das eine gereifte Band vorführt, das drei Jahre globaler und Band-interner Entwicklung dokumentiert. Statt dessen ist "Taste the secret" ein lose aneinandergereihtes Hörspiel geworden, das kleine Alltagsszenen rund um ein fiktives Diner beschreibt, in dem der "Meatshake" ausgeschenkt wird. Politik kommt hier schon mal nicht vor.
Das muß natürlich auch nicht sein. Es wäre wohl auch schlimm, wenn jeder Musiker aus den USA jetzt seine Betroffenheit unters Publikum schütten würde. Bleibt also die musikalische Entwicklung und Reifung von Ugly Duckling. Aber leider herrscht auch hier Fehlanzeige. "Taste the secret" schreibt seinen Vorgänger fort, ohne an dessen Qualität heranzureichen. Es ist wirklich schade, daß nicht mehr als nette Hintergrundmusik dabei herauskommt. Manchmal für die gepflegte Lounge-Party, manchmal auch nur für den Fahrstuhl. Und der fährt geradewegs nach unten.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Turn it up
- Rio De Janeiro
Tracklist
- Opening act
- Turn it up
- Meatshake
- Dumb it down
- Abigail silk
- Energy drink
- The drive-thru
- Mr. tough guy
- Pass it on
- La revolucion
- Potty-Mouth
- Daisy
- The confrontation
- Rio De Janeiro
- I wanna go home
- Goodnight now
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smörre
2006-03-02 01:28:22
okay, wie gesagt: ich bin auch kein Fachmann. Nur jemand, der halt auch mal diese Platten (ziemlich oft unaufgefordert) auf den Tisch gebratzt kriegt. Die Empfehlungen spreche ich aus und sie entsprechen einem rein subjektiven Geschmack.
Ich geh gerade total steil auf die Zuccini Drive - ist sehr unaufdringlich das Ganze und dadurch spannend. Kommt 03. März. www.2ndrec.com
Hits gibts bei Aceyalone (VÖ 24.02.). Natürlich abseits des Mainstreams. Gute Beats, okaye Texte, absolut partytaugliche, astreine Platte. Webseiten musste halt mal googlen.
RJD2 letzte Platte irgendwann 2004. Sehr experimentierfreudig, sehr poppig - geht immer sehr progressiv vor für einen aus dem Genre.
Five Deez kenn ich nur die neue Platte so richtig. Fast Elektro das Ganze und wie gesagt: sehr, sehr ruhig. Nachtmusik.
Cage ist da eher dramatisch, cineastisch und düster. Schwerverdaulich, aber halt ziemlich gut.
Tanya Morgen sind drei Männer aus NY. Eher Streetstyle - oder das, was ich mir darunter vorstelle. Ziemlich underground, aber überhaupt nicht hart.
Athmosphere hab ich gerade im Player. Auch immer erste Wahl. Da sind die Platten eigentlich rundum gut, kannste zugreifen.
So, mehr Fachberatung dann gerne per Mail.
Ich geh jetzt mein Bettchen abfeiern...
klostein
2006-03-02 00:38:02
Vielen Dank erstmal, smörre. Fakt ist leider: Die Plattentests-Redaktion ist meist so wenig im HipHop drin wie ich selbst. Deswegen: Lieber Tipps von Fachleuten einholen!
K-Os kenn ich bereits. Du meinst also ich bin am besten mit RJD2, Cage und Five Deez bedient? Woher kriegst du deine Empfehlungen? Und: Hast du Links für mich?
Ich weiß, Fragen über Fragen, aber wäre wirklich toll wenn du mir ein paar davon beantwortest. :-)
smörre
2006-03-01 19:40:42
Hab mich vielleicht ein bisschen unklar ausgedrückt: Aceyalone bis Zuccini Drive gehen weniger in die von dir gewünschte Richtung, bieten aber auch genug Andockpunkte für Nicht-HipHop-Hörer.
smörre
2006-03-01 19:34:26
@klostein: versuchs doch einfach mal mit den Referenzbands, die pt hier angibt. Ansonsten: K-OS könnte ganz gut passen, aber auch alle Projekte (besonders die ersten drei), die ich oben aufgeführt hab. Ich hör normalerweise auch kaum HipHop, aber ab und zu kickt mich das dann doch schon mal. Empfehle zusätzlich RJD2 und Cage.
Rick
2006-03-01 19:19:33
Das neue Album wewrde ich mir wohl mal zulegen...
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Referenzen
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