The Soundtrack Of Our Lives - Origin Vol. 1

Telegram / Warner
VÖ: 11.10.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Pinball wizards

"Behind the music" war ein echter Dauerzünder. Irgendwann knallte sie bei jedem. Die Nordlichter um Ersatzpriester Ebbot Lundberg tourten sich mit diesem beinahe übersehenen Überflieger jahrelang den Schweiß aus der Achsel und den Rock aus allen Poren. Und gelten nach der ziemlich verspäteten Grammy-Nominierung für eben jenes "Behind the music" auch in Amiland als potentielle Nachfolger der Hives in Sachen Wikinger-Abfeierung.

Und wer geglaubt hätte, bei all der Tourerei hätten The Soundtrack Of Our Lives das Songschreiben vergessen, sollte angesichts des Mammutprojekts "Origin" schnell verstummen. Dessen erster Teil erscheint nun mit gerade mal zwölf der angehäuften 45 (!) Songs und zeigt gleich mit "Believe I've found" den zahnlosen Gesellen von Oasis, wo die Retro-Keule hängt. Eine mollige Hymne, die kleinen britischen Mädchen das Hymen zerreißen dürfte, wenn sie zwischen The Coral und The Libertines mal noch etwas Platz für eine Band mit etwas längerem Namen hinter dem "The" haben.

Mit dem epischen "Transcendental suicide" greifen die Schweden dann gleich noch eine Kategorie höher. Die verschachtelten Akkorde und das raumgreifende Schlagzeug würden Pete Townshend die Ohren klirren lassen, wenn der nicht schon längst selber taub wäre. Man sieht den blinden Tommy wieder am Flipper, irgendein langhaariger Geselle quält seine Gitarre, bis sie glüht, und eine Hundertschaft Gehörnerven verstirbt an spontaner Begeisterung. Genau so geht Schweinerock.

"Origin Vol. 1" wildert sich quer durch die Musikgeschichte. Die jubelnden Chöre der Beach Boys, die stupenden Beat-Mantras von Can, die eierkneifenden Soli von Led Zeppelin, die trockenen Feedbacks von The Jesus And Mary Chain, die schnodderigen Riffs der Rolling Stones, die schnörkeligen Harmonien der Beatles, die perlenden Gitarren der Byrds. Und im süßlichen "Midnight children", das sich den Groove von "Je t'aime (moi non plus)" borgt, haucht sogar Jane Birkin höchstpersönlich mit. Kurz: Diese Platte enthält die empfohlene Tageshöchstdosis aus mehrfach gesättigten Zitaten. Alles kunterbunt durcheinander gewürfelt. Und fast jeder Wurf wird zum Treffer.

Seien es das donnernde "Mother one track mind" oder das mit Orgeln und Bläsern um die Wette jubilierende "Lone summer dream", seien es die stampfende Single "Bigtime", das bittersüße "Borderline" oder das unwiderstehlich shalalalaende "Wheels of boredom" - The Soundtrack Of Our Lives deuten ihre Klasse auf "Origin Vol. 1" nicht nur an, sie weiden sich daran. Wo gleich mehrere Songschreiber miteinander konkurrieren, treibt man sich zu immer ausgefuchsteren Kompositionen. Gegenseitige Herausforderung hat eben noch nie geschadet. Und so jonglieren die Songs mit Widerhaken und Melodieandeutungen. Trauen sich große Gesten und kleine Melodien. Schielen ernsthaft nach den Arenen dieser Welt. Aber The Soundtrack Of Our Lives dürfen das. Denn wer Rocco Clein einen derart tröstlichen Tränenzieher wie "Song for the others" widmet, kann einfach kein schlechter Mensch sein.

(Oliver Ding)

Bei Amazon bestellen / Preis prüfen für CD, Vinyl und Download
Bei JPC bestellen / Preis prüfen für CD und Vinyl

Highlights & Tracklist

Highlights

  • Believe I've found
  • Transcendental suicide
  • Mother one track mind
  • Borderline

Tracklist

  1. Believe I've found
  2. Transcendental suicide
  3. Bigtime
  4. Heading for a breakdown
  5. Mother one track mind
  6. Midnight children
  7. Lone summer dream
  8. Royal explosion (Part II)
  9. Wheels of boredom
  10. Borderline
  11. Song for the others
  12. Age of no reply
Gesamtspielzeit: 52:14 min

Im Forum kommentieren

Huhn vom Hof

2020-03-23 18:38:59

@Felix
Die ersten beiden auch. Wie gern ich die Band einmal live erleben würde...

Felix H

2020-03-23 18:35:34

Die letzten drei Songs sind mit ihre besten.

Huhn vom Hof

2020-03-23 18:34:32

"Song for the Others" ist zum Heulen schön. Diese Band kann wirklich die Seele berühren.

Für mich ist wohl "Behind the Music" ihr Opus magnum.

XTRMNTR

2020-03-23 18:26:45

Vielleicht ihr bestes Album. Schade das nie Vol. 2 erschien.
"Believe I´ve Found", "Suicide", "Bigtime", "Midnight Children", "Lone Summer Dream" und vor allem "Age Of No Reply" (dieses Gitarrensolo was langsam verschwindet).
Auf dem Album waren sie locker und luftig wie nie mehr danach.

fuzzmyass

2020-03-23 17:32:02

ja, einer ihrer besten Songs

Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.

Threads im Forum