The Faint - Wet from birth

Saddle Creek / Indigo
VÖ: 20.09.2004
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Feuchte Träumer

The Faint sind der Fremdkörper bei Saddle Creek. Die Band, die ganz anders ist, als der Rest der Omaha-Klitsche. Anstatt mehr oder minder kraftig an der Gitarre zu reiben, stecken hier die Finger in der Steckdose. Elektrostatischer Punk statt saftigem Folkrock. Das machte zuletzt vor drei Jahren auf "Danse macabre" einigen Spaß. Aber das war, bevor dieses Ding namens Electroclash zwischenzeitlich mal der ganz große Hype war.

Nach einer kreativen Auszeit, in der mit den Broken Spindles und Beep Beep auch das Prinzip "Nebenprojekt" ausprobiert wurde, stellen nun The Faint mit "Wet from birth" den Phaser wieder auf Betäubung. Dabei begrüßt der Opener "Desperate guys" erst einmal mit spitzem Gegeige. Doch auch nachdem längst der kantige Baßlauf eingesetzt hat, wirken The Faint auf eine angenehm aufgeräumte Art aufgemotzt. Baechle singt immer noch mit rasselnden Polypen, und zwischen die verkantenden Synthesizer schieben sich kleine Spitzfindigkeiten aus Gitarre und anderem Gerät. Auch bei dem Stroboskop-Schieber "How could I forget" poltert es durchs Arrangement, und in "I disappear" bollert gleich ein leckerer Zerr-Baß los. Wenn Club-Musik im Jahre 2004 immer so klänge, könnten die ganzen Ecstasy-Küchen dicht machen.

Und dann gibt es mit dem wundervollen Herzschmerz von "Southern belles in London sing" auch noch Stoff, den man prima der nächsten Achtziger-Party unterjubeln könnte. So kann es gerne weitergehen. Doch mit dem breitbeinigen Plastik-Boogie "Erection" und seinem nervigen Vocoder legt der Spaß erst einmal eine Pause ein. "Paranoiattack" flirrt und bratzt zu einem eierlosen Disco-Shuffle, und der marktschreierische Pop-Punk-Diss "Dropkick the punks" kann zwar auf deutsch bis acht zählen, verliert aber seinen Zunder irgendwo zwischen den Effektpedalen. Plötzlich ist der Schwung dahin.

Zwar wackeln zum pasteurisierten Reggae von "Phone call" und "Symptom finger", dieser reichlich verdrehte Reinkarnation von Dead Or Alives "You spin me round", wieder die Gesäße, aber irgendwie ist man der Band zu sehr auf die Schliche gekommen, um eine wirkliche Schwarzlicht-Party zu feiern. "I should have noticed the beauty / And not how it hurt", gibt Baechle noch vor. Spätestens dieser Abgesang "Birth" dokumentiert aber das Problem von "Wet from birth": ein sturer Beat, eine möglichst variantenarme Melodie, ein markantes Riff (gerne aus der verspinnwebten Gothic-Ecke) und dazu ein ziemliches Streicher-Pfund. Irgendwann ist jeder Witz durch. Deswegen heißt die Platte ja auch "Wet from birth": Der Anfang flutscht irgendwie besser.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Desperate guys
  • How could I forget
  • I disappear
  • Southern belles in London sing

Tracklist

  1. Desperate guys
  2. How could I forget
  3. I disappear
  4. Southern belles in London sing
  5. Erection
  6. Paranoiattack
  7. Dropkick the punks
  8. Phone call
  9. Symptom finger
  10. Birth
Gesamtspielzeit: 34:16 min

Im Forum kommentieren

Lyxen

2007-07-12 15:13:00

Du meinst so was lahmes wie Bright Eyes oder Damien Rice?

captain cody

2007-07-12 15:05:26

irgendwann muss sich unser weg ja scheiden...sag aber dann bloss nicht, dass du so neuen singer/songwriter kram hörst!

Lyxen

2007-07-12 15:01:10

Meine Favs sind das nicht so ;)

captain cody

2007-07-12 14:55:21

auf kopfhörer hört man lieber "chill-lounge vol. IV"...oh, ich hätte bock auf einen "musik-zum-einschlafen"-thread...mit bob dylan, leonard cohen, lou reed...sind zumindestens meine favs...

Lyxen

2007-07-12 14:53:43

Ja schon, aber mit Unterschieden.Und Kopfhörermusik ist es nicht.Richtig.

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