The Radio Dept. - Lesser matters
Labrador / XL / Beggars / IndigoVÖ: 30.08.2004
Funkstörung
Achtung, sie kommen! Paparazzi auf Position! Der NME hat auch schon sein Wohlwollen ausgedrückt und "Why won't you talk about it?" zur "Single of the week" gekürt. Das könnte also vielleicht, vielleicht das nächste ganz große Ding sein! Immerhin ist man das gewöhnt: große Dinger aus Schweden. Die haben dann meistens eine Labrador-Hundemarke an den großen Koffern, mit denen sie Melancholie in Riesenportionen transportieren. Auch The Radio Dept. sind bei dem Stockholmer Kult-Indie-Label heimisch. Und nun kommt das Quartett via XL auch zu uns. Es geht los! Wir erwarten freudigst. Ein minimalistisch-elektronischer Teppich wird ausgerollt. Diesen betreten: Johan Duncanson und seine zwischen schlafwandlerischer Benommenheit, resignierter Einsamkeit und sachter Emotionalität schwankende Stimme. Die erste Zeile der Platte, "You will have us figured out soon / Too soon", folgt. Sie hält überaus zuvorkommend die Tür auf - für die self-fulfilling prophecy. Und die läßt sich nicht zweimal bitten.
Das Rezept des Quartetts ist einfach. Man könnte auch sagen: ziemlich durchschaubar. Atmosphärisches Geschwurbel, eine leicht verzerrte Stimme, ein paar Gitarren, die ihr Bestes tun, unsauber und lässig-gleichgültig zu klingen. Shoegazer-Musik. Auch wenn The Radio Dept. Ideen und Harmonien haben, welche in ihren besten Momenten die Phantasie Bilder in dunklen Pastellfarben malen lassen, gibt es nicht mehr als genau eine Idee pro Song. Man nehme "Where the damage isn't already done". Basiert mehr oder weniger auf einer einzigen (wenngleich sehr hübschen) Akkordfolge. Oder "Keen on boys" - die immer gleiche Baßfigur trottet wie ein unlustiger, aber gut erzogener Hund bei Fuß. Das Album hätte mehr als ganz nett, ja wirklich wunderschön werden können, wenn all die tollen Ideen zuende gedacht worden wären. Aber die elegische Nichtentwicklung der Stücke schmeckt irgendwie halbgar. Fühlt sich an wie eingeschlafene Füße unter einer kuscheligen Wolldecke. Oder wie eine Woche das Gleiche zu essen. Mit der Zeit formiert sich der Tellerinhalt zu dem Wort "Langeweile".
Würde es noch keinen Soundtrack zu "Trainspotting" geben, The Radio Dept. könnten sicher ein paar Tracks für die Deliriums-Szenen beisteuern. Die Paparazzi sind mittlerweile eingeschlafen. "Slottet #2", eine Instrumentalnummer, eignet sich in ihrer an Air erinnernden hypnotischen Leichtigkeit aber auch ganz hervorragend zum Entspannen. Doch Zeilen wie "What are you gonna do if nothing happens?" verdeutlichen das Problem: Tja, was nun, wenn nichts passiert? In vielen Fällen muß dann einfach eine Frau her, so auch bei den vier Schweden. Gründungsmitglied Elin Almered (die übrigens - viel bemerkenswerter! - auch das Cover gemalt hat) gesellt sich bei "Strange things will happen" noch einmal zur Band und haucht ganz bezaubernd die Lead-Vocals. Das dürfte auch die Paparazzi sanft wecken. Aber nur für kurze Zeit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Where damage isn't already done
- Strange things will happen
Tracklist
- Too soon
- Where damage isn't already done
- Keen on boys
- Why won't you talk about it?
- It's been eight years
- Bus
- Slottet #2
- 1995
- Against the tide
- Strange things will happen
- Your father
- Ewan
- Lost and found
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musie
2023-12-02 14:00:40
Vor allem jetzt im Schnee! Passt
myx
2023-12-01 22:41:50
Dieses Album ist eine Wonne.
musie
2020-07-04 15:58:57
Immer noch so ein super Album. Vor Beach House Dreams We've Had Future Islands und alles, was danach noch kam...
quincy
2012-12-18 12:06:43
Danke für die Infos.
Samoa
2012-12-18 01:20:52
Haben immerhin Konzerte in Südamerika gespielt im Sommer. Aber Daniel Tjäder hatte mit seinem Korallreven-Projekt zu tun und sie sind ja generell eher langsam. Vor 2014 kommt da nichts, tippe ich mal.
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