The Libertines - The Libertines

Rough Trade / Sanctuary / Rough Trade
VÖ: 30.08.2004
Unsere Bewertung: 8/10
8/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Die Liberalen

Ja doch, verdammt. Schön hätte es werden können. Fundamental, meinten manche sogar und mußten dafür nicht mal Briten sein. Aber es ging nicht. Weil die Libertines längst schon wieder fertig waren. "Up the bracket" war natürlich der roheste Klotz, damals im Retro-Sommer von '02. Aber danach? Theater. Nur noch. Pete Doherty, Typ Courtney Love und Sänger fliegt raus, weil er sich ein paar Mal zu oft die Nase pudert. Der Rest macht alleine weiter und Pete deshalb seine eigenen Libertines auf. Für die braucht er irgendwelches Zeug, also steigt er in die Bude von Ex-Kumpel Carl Bârat ein. Was auch unter Rockstars Ärger bedeutet. Sechs Monate Knast.

Geläutert, scheinbar, kommt Pete schon nach vier Wochen raus. Er darf sogar wieder bei den richtigen Libertines mitmachen. Ein paar Gigs, dann ist er wieder weg. Thailand, Kloster, Entzug. Das geht natürlich auch nicht lange gut. Der Mann kommt wieder heim und läßt wahrscheinlich ein paar Mönche auf Rauschgift zurück. Aber wie auch immer, von nun an ist Pete mal dabei bei den Libertines, mal nicht. Wer weiß das schon so genau. Letzter Stand: Soloshows in England, meistens fallen sie aus. Theater, wir haben's ja gesagt. Aber erzählt werden mußte es. Weil die Libertines irgendwo dazwischen das zweite Album gemacht haben. Und weil es unglaublich geworden ist.

Keine Ahnung, wie das funktionieren konnte. Aber man ist kaum drin, und schon hat sie einen, die Platte, die einfach "The Libertines" heißt, weil es nur so einen Sinn ergibt. "Can't stand me now" filzt die Gitarren, wie es nur diese Männer können. Nicht hart, sondern wild. Doherty und Bârat singen Arm in Arm, endlich vereint, und dann zieht einer auch noch die Mundharmonika aus der Tasche. Es ist ein Traum, weiter nichts. Aber so schnell endet der nicht. "Last post on the bugle" drängelt schon, der nächste Beat-Rabauke. Hände klatschen, Hände spucken, abgemacht. Es wird dunkel am Himmel.

"The man who would be king" zieht auf wie ein Schwarm Regenwolken. Zittrig, fahrig, nervös. Mehr Flüstern als Singen, einer redet dazwischen, Lennon grüßt, Macca grient. Ringo pfeift? Ein Klavier klimpert, bevor erstickte Bläser den Song rausschmeißen. Spinnen die jetzt? Was für eine Frage. "Narcissist" bekommt eins auf die hübsche Nase. Noch so ein Radaubruder, der blutig irgendwo in der Ecke endet. "Arbeit macht frei" ist dann ein kurzer Prozeß. Übers Knie gelegt und Arsch versohlt in 1:15. "Campaign of hate" läßt es gleich ganz sein mit dem Taktmaß. Wahnsinn, soviel Wahnsinn. Die spielen um ihr Leben. Die tun das wirklich.

Bleibt noch was festzuhalten? Die Balance hält hier niemand, das Album tanzt auf der Kippe. Noch mehr als der gleichfalls chaotische Vorgänger. Zwischen den vielen Prügelknaben wird jetzt auch mal eine Schubidu-Ballade wie "What Katie did" eingeklemmt. Die echten Männer machen derweil etwas ganz anderes. Ein Loch im Garten graben oder so. Und besser sie kommen nicht zurück, bevor "Road to ruin" auf der Kirchenorgel über die Runden gebracht wurde. Ja, auf der Kirchenorgel, gibt's das denn? Wenn jetzt noch einer glaubt, daß diese Platte nicht völlig fantastisch ist, soll er sich bitte noch mal die ersten zehn Sekunden von "Music when the lights go out" anhören. Schönen Tag noch.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Can't stand me now
  • The man who would be king
  • Narcissist
  • What became of the likely lads

Tracklist

  1. Can't stand me now
  2. Last post on the bugle
  3. Don't be shy
  4. The man who would be king
  5. Music when the lights go out
  6. Narcissist
  7. The ha ha wall
  8. Arbeit macht frei
  9. Campaign of hate
  10. What Katie did
  11. Tomblands
  12. The saga
  13. Road to ruin
  14. What became of the likely lads
Gesamtspielzeit: 39:50 min

Im Forum kommentieren

Z4

2022-11-07 15:33:05

Für mich etwas zu überladen mit Erinnerungen, die Musik schafft es nicht sich davon zu lösen, anders als bei anderer Musik die ich schon ewig kenne und gut finde. Bin bei beiden Alben so bei 8,0/10.

Gordon Fraser

2022-11-07 15:03:37

War 2004 mein AdJ und ich stehe noch heute dazu, trotz brutal starker Konkurrenz. War mit der Soundtrack meiner Zivi-Zeit. ^^

VelvetCell

2022-11-07 14:48:35

Up The Bracket ist für mich 'ne glatte 10. Furios von vorne bis hinten und ohne Ausfall.
Der Zweitling hat vielleicht die größeren Einzelsongs, hat aber auch ein paar Durchhänger. Daher "nur" 9/10.

Takenot.tk

2022-11-07 14:48:07

Music When The Lights Go Out gehört für mich schon auch in die Kategorie, da gehe ich mit (ich finde es ist sogar ihr bester).
Arbeit Macht Frei wäre bei mir deutlich besser bewertet, den ich finde ich schon ne coole Zwischennummer, und gewitzter Text.

Für mich auch ihr besseres Album, in das Debüt habe ich nie geschafft mich reinzuhören, wobei ich das selbstbetitelte auch als erstes kennengelernt habe, das Debüt dann erst danach.

MopedTobias (Marvin)

2022-11-07 14:42:03

Ich mochte die ja immer lieber als das Debüt, hab die Alben aber schon eine Weile nicht mehr gehört. Wir haben auf jeden Fall die gleichen Highlights, "Can't stand me now" und "The man who would be king" sind für mich ganz klar ihre besten Songs.

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