Mark Lanegan Band - Bubblegum
Beggars / IndigoVÖ: 02.08.2004
Blasen und Beulen
Es soll Leute geben, die Mark Lanegans Stimme als knorrigstes Stück Eiche, seit Johnny Cash für immer verstummt ist, bezeichnen. Auch Namen wie Tom Waits und Nick Cave sind selten weit, wenn von Lanegans Kehle geschwärmt wird. Vermessen? Nein. Tatsächlich meint man, die Tiefe von hundert Jahren Schmerz und Verzweiflung in jedem Ton zu hören, den der Ex-Kopf der Screaming Trees und ehemalige Mitstreiter der Queens Of The Stone Age in die Welt quetscht. Und nachdem sich Lanegan auf einigen Soloalben der dunklen Seele Amerikas angenähert hat, bleibt jetzt alles anders.
"Bubblegum" ist das erste Album der Mark Lanegan Band. Ein Neuanfang, dem man die veränderten Vorzeichen unmittelbar anhört. Im Zentrum der Leidenschaften steht der schon von der fasziniernd verdrehten "Here comes the weird chill"-EP bekannte "Metamphetamine blues", in dem sich Todessehnsucht und industrielles Scheppern gegenseitig beunruhigen. Ähnlich zerrissen wie das damalige Überlebenszeichen ist auch das Albumdebüt der neuen Konstellation. Die kargen Landschaften von "Field songs" sind passé, auch wenn neben zerschossenen Geisterbahn-Fahrten wie "Like little Willie John" oder jaulenden Stampfern wie "Driving Death Valley blues" auch immer mal Zurückhaltung und Sensibilität ihr Recht einfordern.
Dann klagt Lanegan zu störrischen Synthesizern oder verspulten Gitarren wie in "Strange religion", trinkt den letzten Tropfen "Morning glory wine", zitiert in "Wedding dress" mal eben Lee Hazlewood oder haucht der famosen PJ Harvey ein flehendes "Come to me" entgegen, die auch schon die bollernde Hymne "Hit the city" veredelte. Überhaupt jagt ein Gast den anderen: Die komplette Desert-Clique um Josh Homme, Chris Goss und Nick Olivieri ist aufgelaufen. Dazu unter anderem die Guns-N'-Roses-Veteranen Izzy Stradlin und Duff McKagan sowie natürlich Lanegans Kumpel Greg Dulli (The Twilight Singers, Ex-Afghan-Whigs), mit dem er demnächst auch noch die Gutter Twins publik machen will.
Mit der Klinke in der Hand kommt "Bubblegum" allerdings nie wirklich zur Ruhe. Die Vielseitigkeit, die Lanegan unter Beweis stellen will, wirkt mitunter arg zerrissen. Zwischen skelettiertem Ex-Grunge, spröder Americana und süßlichem Albtraum-Pop finden sich zwar einige tolle Songs, die aber über ihre zweieinhalb bis viereinhalb Minuten hinaus kaum ihre volle Strahlkraft entfalten können. Denn im nächsten Augenblick geht schon wieder die Tür, und ganz anderer Lärm eilt herbei. Sogar die Gänsehaut der überwältigenden 1:09 Minuten von "Bombed" hat es schwer. Da darf man schon mal den Blues kriegen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Hit the city
- Metamphetamin blues
- Bombed
- Out of nowhere
Tracklist
- When your number isn't up
- Hit the city
- Wedding dress
- Methamphetamine blues
- One hundred days
- Bombed
- Strange religion
- Sideways in reverse
- Come to me
- Like little Willie John
- Can't come down
- Morning glory wine
- Head
- Driving Death Valley blues
- Out of nowhere
Im Forum kommentieren
Kris
2009-12-27 22:53:02
In Anlehnung an den aktuellen PJ Harvey- Thread und der Tatsache, dass er den Song während der Tour mit den Soulsavers gespielt hat: Hit the City allein ist schon Gold wert, vom Rest des Albums gar nicht zu sprechen. Was für ein Song.
Auch, wenn ich die Alben mit Campbell mag: Lanegan und Harvey sind einfach eine großartige Kombination.
Auf der Homepage der Gutter Twins stand vor geraumer Zeit, dass Mr. Lanegan an einem Nachfolgealbum zu Bubblegum arbeiten würde.
Hoffen wir also auf ein gutes Jahr 2010. :)
stativision
2008-06-08 10:12:01
komisch. aber man muss ja nicht alles verstehen. mir fällt jetzt eigentlich keine schlechtere ein.
Wolffather
2008-06-08 09:32:57
Also ich würde mich als ziemlichen Lanegan Fanboy bezeichnen und habe alle alten Scheiben, auch viele Screaming Trees Alben... ich finde die Bubblegum gehört eindeutig zu seinen besten, da sind IMO nur Knallersongs drauf
stativision
2008-06-08 08:51:35
naja. gerade wenn mans im vergleich zu den alten lanegan alben sieht, eher nicht ganz so toll. und die kritik stimmt schon so. ich hätte 7 gegeben.
Stimme der Vernunft
2008-06-08 01:26:22
Stimmt! Ne 8 hätte es schon sein müssen, persönlich würde ich sogar die 9 zücken. Tolles Album!
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