Thomas Dybdahl - ...that great October sound

Checkpoint Charlie / Glitterhouse / Indigo
VÖ: 21.06.2004

König der Bequemlichkeit

Es ist Anfang Juli, und um es mit Reinhold Beckmanns Lieblingsformulierung bei der Fußball-EM zu beschreiben: Da haben sie uns einen gebrauchten Sommer angedreht. Das, was allmorgendlich hinter den Vorhängen wartet, hat zu anderen Zeiten schon mal Herbst geheißen. Warum nicht gleich die Jahreszeit vorspulen, warum nicht gleich Oktober? Das wäre eine Revolution sondergleichen. Vorbei die Zeit eifrigen Abspeckens für die viel zu knappe Badehose, vorbei die Zeit lästiger Sommerhits. "...that great October sound." Ach, Thomas Dybdahl! Was freuen wir uns auf den Herbst, nicht zuletzt wegen Deines Albums.

So leicht, beschwingt und fragil kommt er, der Sound des Oktobers. "From grace" ist ja schon ein schöner Anfang, doch was dann mit "All's not lost" das Ohr verzaubert, das ist an Anmut nicht zu übertreffen. Mit federhafter Leichtigkeit das Herz ergreifen, das kann er, dieser Thomas Dybdahl. Er musiziert mit Finesse: wie nasses Laub, das träge und trauernd seiner Vergänglichkeit Tribut zollt, und wie Regen, der resignativ an der Scheibe des Fensters einen aufrechten Fluß bildet. Man kann ihn förmlich hören in "Life here is gold". Herbstromantik, vertont mit Akustikbaß, Lapsteel, Violine, Orgel und Gitarren. Thomas Dybdahl ist in Norwegen, da wo Songwriter wie Pilzköpfe aus dem Boden sprießen, ein kleines Sternchen.

Wenn es die "Quiet is the new loud"-Welle nicht vor ein paar Jahren schon gegeben hätte, für Dybdahl hätte man sie erfinden müssen. Der Norweger ist der neue König der Bequemlichkeit. Und mit ihm all seine Freunde, die "...that great October sound", zu dem machen, was es ist: einem feinen Stückchen Herbstmusik. Soll der Sommer doch zurückwandern in sein Loch.

(Sebastian Peters)

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