Tori Amos - To Venus and back

Atlantic
VÖ: 20.09.1999
Unsere Bewertung: 4/10
4/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Orbiting in the Klangsumpf

Nach "From the choirgirl hotel" war es abzusehen, jetzt ist es klar: Tori Amos macht in Elektronik. Endgültig. Und das obwohl einige ihrer Kolleginnen wie Björk und Madonna das viel besser und ungezwungener können. Aber eines nach dem anderen: "To Venus and back" kommt als Doppel-CD, bestehend aus einer neuen, mit "Orbiting" betitelten Studio-CD und einer Live-CD namens "Live, still orbiting".

Letztere ist eine Live-CD mit 13 Tracks von der vergangenen "Plugged"-Tour. Allerdings handelt es sich hierbei nicht, wie die Werbung in solchen Fällen gerne glauben macht, um eine Zusammenstellung aller großen Hits. Stattdessen sind überraschend wenig Singles auf "Live, still orbiting" versammelt, und die beiden Vorgängerwerke "Boys for Pele" und "From the choirgirl hotel" werden lediglich mit je einem Song berücksichtigt. Trotz der passablen Klangqualität und der dichten Atmosphäre ist die Live-CD nicht gerade das, was einen Neuling für den Backkatalog von Tori Amos begeistern könnte. Bis auf das hörenswerte "Cooling" und "Purple people" findet sich unter den Live-Mitschnitten auch für den Fan nichts, was nicht auch auf einem der unzähligen kursierenden Bootlegs zu finden wäre. Stücke wie "Cornflake girl" oder "Cloud on my tongue" haben nichts von ihrem Reiz verloren, trotzdem bleibt mir der Sinn dieser Live-Zugabe verborgen.

Den elf neuen Studio-Tracks gelingt es ebensowenig zu begeistern: Auf "Orbiting" wächst nicht zusammen, was zusammengehört, stattdessen wird Toris zerbrechliche Stimme von den Computerklängen erdrückt und verschlungen. Es finden sich nur noch wenige Stücke, auf denen Toris Stimme mit ihrem Bösendorfer weitestgehend alleine ist. Und genau dann ist Tori Amos am stärksten. So blitzt eben nur an ganz wenigen Stellen die intime Stimmung auf, die ihre ersten beiden Werke "Little earthquakes" und "Under the pink" ausmachte und manchmal wirklich zu kleinen Erdbeben führte.

Tori hat das intime choirgirl hotel also endgültig verlassen, und das gilt es hinzunehmen. Im Orbit der Venus schwebt sie nun dahin, und scheint von der Schönheit Abschied zu nehmen, die die reduzierten Stücke "Concertina" und "1000 oceans" ausstrahlen. Es bleibt sicherlich strittig und jedem selbst überlassen, ob "1.000 oceans" nun zu den schönsten Piano-Balladen des Jahres zu zählen ist oder einfach nur ein triefendes Stück Kitsch bleibt. Über alles andere bestehen allerdings kaum Zweifel...

(Armin Linder)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Concertina
  • 1000 oceans

Tracklist

  • CD 1
    1. Bliss
    2. Juarez
    3. Concertina
    4. Glory of the 80s
    5. Lust
    6. Suede
    7. Josephine
    8. Riot proof
    9. Datura
    10. Spring haze
    11. 1000 oceans
  • CD 2
    1. Precious things
    2. Cruel
    3. Cornflake girl
    4. Bells for her
    5. Girl
    6. Cooling
    7. Mr. Zebra
    8. Cloud on my tongue
    9. Sugar
    10. Little earthquakes
    11. Space dog
    12. Waitress
    13. Purple people
Gesamtspielzeit: 123:22 min

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Greylight

2010-09-13 18:28:57

Jetzt aber

Greylight

2010-09-13 18:26:49

Meiner Ansicht nach eine krasse Unterbewertung. Kommt zwar nicht an "FTCH" und auch nicht an "Scarlet's Walk" ran, ist aber ein sehr feines, frisches Album mit geschickt eingebetteter Elektronik, genau. Selbst eine Nummer wie "Juarez", die zunächst etwas planlos wirkt, kickt dann doch ziemlich gut. Wenn ein Tori-Album einen Verriss verdient hat, dann im Nachhinein am ehesten "ADP".

Klick

logan

2010-09-10 17:59:06

Wird hier eigentlich Armins vernichtende Kritik an dem Album geteilt? Ich finde ja, dass mit 'Josephine' und '10,000 Oceans' zwei der schönsten Stücke von Tori darauf vertreten sind und die Elektronik geschickt eingebettet wurde.

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