Beastie Boys - To the 5 boroughs

Capitol / EMI
VÖ: 14.06.2004
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Stadtführung

Angefangen hat alles in Brooklyn, New Yorks größtem Stadtteil mit zweieinhalb Millionen Einwohnern. Drei davon haben hier 1979 die Beastie Boys gegründet. Vollzeit-Clowns zunächst, vermeintlich nichtsnutzende Sofa-Proleten, denen 1986 plötzlich der aufstrebende Jung-Produzent Rick Rubin eines der ersten definitiven Rap-Statements überhaupt auf die Hühnerbrüste produzierte. Runde 20 Jahre später wollen sie zurück dorthin. Mit "To the 5 boroughs", ihrer ersten Platte seit 1998 und einem HipHop-Album der alten Schule. Minimale, wirkungsvolle Beats. Aggressive, nervensägende Raps. Und im spannenden Gegensatz dazu das eine Thema, das niemals aus der Mode kommt: die Heimat. New York City.

Dabei waren die Beastie Boys zuletzt noch weit weg von zu Hause, verloren, irgendwo draußen in Space. Mit "Hello nasty", ihrer letzten Platte, dem 80-Minuten Headspin für schwindelfreie Breakdancer. Ein unterhaltsames, aber hoffnungslos zerrädertes Album. Santana-Sample, spanischer Gastsänger, Godzilla, Kraut und Rüben. Sicherlich nicht müde, aber trotz aller Experimentierfreude doch auch kein Wadenbeißer mehr. Vielleicht das erste weltfremde Album der Beastie Boys. Vielleicht aber auch nur die Platte, auf der ihnen die Musik wichtiger als alles andere war. Der Aktionismus jedenfalls, er ging irgendwo im Wirrwarr der Stile verloren. Und es brauchte schon den 11. September, um die Jungs nochmal zurück zu holen. Mitten ins Leben.

Kaum einen Steinwurf von ihrem Studio entfernt hatten die Flugzeuge in die Türme des World Trade Centers eingeschlagen. Eine Woche, nachdem die Beastie Boys ihr eigenes Label Grand Royal wegen anhaltender Mißwirtschaft dicht gemacht hatten. Wer aber dachte, die wilden Kerle von einst wären deshalb endgültig auf grünen Tee und Yoga-Stunden umgestiegen, erlebt knappe drei Jahre danach sein grün und blau geschlagenes Wunder. "To the 5 boroughs" ist hart, ungehobelt und schnörkellos. Stets aufs höchste Konkretsein bedacht, verbannt es alle Hardcore-, Punk- und Rockeinflüsse zur Nichtexistenz. Und konzentriert sich ganz bewußt auf das, was zählt. Old-School-HipHop.

"To the 5 boroughs" ist tatsächlich eine geradezu nostalgische Platte. Altertümlich wie ein C64 und so sehr New York, wie es "Sex and the city" nie sein könnte. "An open letter to NYC" heißt der größte Track hier. Ein glühender Liebesbrief für die eigene Stadt, und doch auch ein wütendes Protestschreiben, adressiert an alle, die im "United we stand"-Patriotismus die Orientierung verloren haben. Es bleibt längst nicht das einzige Stück, in dem nach Kräften ausgeteilt wird. Die Beastie Boys haben wieder Spaß an der Sprache. Und lesen mit scharfer Zunge Leviten. Fake-MCs, Fake-Präsidenten - hier kriegt noch jeder sein Fett weg. "What the Helen of Troy is that?" Eine Kampfansage.

All das würde natürlich nicht funktionieren, wenn es nicht im passenden Rahmen passieren würde. "To the 5 boroughs" hat die Beats, die es braucht, um mit den Worten Schritt zu halten. Es zischt und zuckt, es knirscht im Gebälk, und es kracht so plötzlich wie ansatzlos auf die Fresse. "Ch-check it out" wird seine Mission als fulminanter Party-Anschieber erfüllen. "Right right now now" sampelt Cembalos und Hummeln im Arsch. "Triple trouble" prügelt Kuhglocken zu Kleinholz. Und besagter "Open letter to NYC" fängt jenes nervöse Flirren ein, das die Stadt nicht erst, aber doch vor allem seit 2001/09/11 umgibt. Kein anderer Track hier kriegt es annährend so klar auf die Reihe: Das hier sind die Beastie Boys. Und daß die so heißen, hat immer noch seine Gründe.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Ch-check it out
  • Right right now now
  • An open letter to NYC

Tracklist

  1. Ch-check it out
  2. Right right now now
  3. 3 the hard way
  4. Time to build
  5. Rhyme the rhyme well
  6. Triple trouble
  7. Hey fuck you
  8. Oh word
  9. That's it that's all
  10. All life styles
  11. Shazam!
  12. An open letter to NYC
  13. Crawlspace
  14. The brouhaha
  15. We got the
Gesamtspielzeit: 42:36 min

Im Forum kommentieren

TheFan

2017-04-21 09:44:20

jawoll, gehört auch zu meinen lieblingswerken.

Großartig.

Open Letter to NYC ist eins der besten rap stücke seit es rap gibt.

SingleTrouble

2017-04-20 22:21:54

Heute nach langer Zeit mal wieder gehört. Noch immer ein Hammer...nee H!A!M!M!E!R!-Album vor dem Herrn. Klasse von Anfang bis Ende.

floro

2004-12-21 18:48:20

das mit dem 70er outfit haben sie in mailand auch durchgezogen. cooler drummer mit afro.
was noch genial war: nach einer pause in der sich die BeastieBoys umzogen und Mixmaster Mike wie üblich die zeit "überbrückte" (ouuuuuu yeah), tauchten die drei plötzlich hinter dem publikum auf und performten einen song. es dauerte eine ziemliche weile bis sich alle umgedreht hatten, echt geil!

alexi lalas

2004-12-20 21:43:16

bestätige: arschcool!

(danke für das ticket ... ;-))

...

2004-12-20 20:17:05

ich war in münchen und es war der blanke wahnsinn. besonders schön fand ich diese zweite kleine bühne, mit den laternen und der band im fiesen 70er outfit. arschcool, die typen.

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