Mono - Walking clouds and deep red sky, flag fluttered and the sun shined

Human Highway / Ryko / Rough Trade
VÖ: 07.06.2004
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Origami

Der informierte Zuhörer reagiert auf Schlüsselreize. Bei anschwellender Akkordik, dräuenden Streichern und wahren Wänden aus Gitarren und anderer Lauterzeugungsgerätschaft ist das Schlagwort schnell bei der Hand: epischer Postrock. So wie Kanada unsere anarchistischen Freunde von Godspeed You! Black Emperor beherbergt und Schottland die knorrigen Mogwai in die Welt hinausschickt, um Ungemach zu verbreiten, rollen in Japan Mono solche Avantgarde-Banner aus.

Und so gibt schon der Titel "Walking clouds and deep red sky, flag fluttered and the sun shined" einen kleinen Vorgeschmack auf die Zielgerichtetheit des asiatischen Vierers. Zunächst einmal ist da reichlich Stille. Feingliedrige Melodien schälen sich vorsichtig hinaus und merken anfangs kaum, wo sie hinwollen. Langsam bewölkt sich der Harmoniehimmel. Plötzlich schrubben die Japaner ihre Saiten bis aufs Griffbrett herunter, nur um die abfallenden Splitter im Hall zu versenken.

Unter der Aufsicht von Steve Albini entstanden so ganze acht Lautmalereien zwischen zweieinhalb und fünfzehn Minuten. Mal folkig reduziert, mal sich ganz dem Bombast hingebend. Was in Überlängen wie "16.12" oder "Lost snow" auf beharrlich anschwellende Inszenierung setzt, ist beim winzigen Kleinod "2 candles, 1 wish" pure Romatik. Doch hinter jedem hoffnungsfrohen Klavierton wartet eine Träne im Knopfloch. Denn "Walking clouds and deep red sky, flag fluttered and the sun shined" erzählt eine ergreifende Geschichte: Ein japanisches Mädchen erkrankte 1955 an Leukämie, welche durch die Spätfolgen des Atombombenabwurfs in Hiroshima ausgelöst wurde. Ein Freund besucht sie im Krankenhaus und erzählt ihr eine alte Legende, nach der die Götter demjenigen seine Wünsche erfüllen würden, der eintausend Papierkraniche faltet. Und so beginnt sie, zu falten.

Ganz so ergreifend ist die Musik, mit der Mono dieses literarische Vorbild in Klänge verwandeln, leider nicht geworden. Mit patentierer Laut-Leise-Dramatik folgen sie einem inneren Plan, der aber nur selten wirklich zu überraschen weiß. So ist "Halcyon (Beautiful days)" bei all seiner Schönheit, die dem Lamento des Cellos und dem im Hintergrund nur zu erahnenden Getümmel der Gitarren entwächst, doch nur die perfekte Ausarbeitung eines Klischees. Aber wer mag sich beschweren, wenn es doch so wundervoll klingt?

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Mere your pathetic light
  • Halcyon (Beautiful days)
  • 2 candles, 1 wish

Tracklist

  1. 16.12
  2. Mere your pathetique light
  3. Halcyon (Beautiful days)
  4. 2 candles, 1 wish
  5. Ode
  6. The sky remains the same as ever
  7. Lost snow
  8. A thousand paper cranes
Gesamtspielzeit: 58:25 min