Miss Kittin - I com

Novamute / Labels / EMI
VÖ: 01.06.2004
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Katzenwäsche

Wenn Französinnen Englisch sprechen, hat das manche Gefühlsverwirrung zur Folge. Ist der stolpernde Zungenschlag nun faszinierend, erotisch gar oder doch nur befremdlich? Die gleiche Frage stellt sich vom ersten Augenblick von "I com", dem Solodebüt der Dauerkollaborateurin Miss Kittin. Das selbsternannte Kätzchen aus den französischen Alpen kennt man natürlich schon seit geraumer Zeit von so mancher Lieblingsplatte. Ihr herber Charme paßte nämlich hervorragend zu abseitigen House-Stampfern und nerdigem Beinahetechno von Felix Da Housecat, Golden Boy oder The Hacker. Unterkühlte Faszination, meist vortreffliche Beats.

Wie ernst aber darf man den trefflichen Slogan "I heard someone saying there should not be any 'Miss Kittin' section in record stores butt a 'featuring Miss Kittin' one" nehmen, der mitten auf dieser ersten ganz eigenen Platte von Mademoiselle Caroline Herve prangt? Gleich die eröffnende Single "Professional distortion" setzt eine vorzügliche Duftmarke. Finster knistert die gefilterte Statik, eine kranke Gitarre flirrt vorbei, und zwischen all den Kanten flötet Miss Kitten über die Schattenseiten des erfolgsverwöhnten DJ-Daseins. Leicht überdreht und angenehm merkwürdig.

Die fetten Beats und verhedderten Schlaufen, die ihr Thies Mynther (Glove, Stella, Superpunk) und Tobi Neumann (Glove, The Y2Ks) auf den Leib gezimmert haben, stehen der Deejayne aus Grenoble meist prima. Ganz nach der Devise: Wer Electroclash sagt, muß auch Indietronics sagen. Doch auch Süßigkeiten wie der alte Indochine-Schlager "3eme sexe" oder der sehnsüchtige "Dub about me" und bärbeißiges Geboller wie "Requiem for a hit" finden sich auf "I com". Leider hakt es dabei mitunter etwas in den Schaltkreisen. Des Kätzchens Stimme wird nämlich leider nicht immer dem Kontext der Inszenierung gerecht.

Zwar ist das aggressive Automarken-Namedropping in "Meet Sue be she" recht knuffig und die Elektrohymne "Soundtrack of now" pumpt ordentlich analog, aber die augenzwinkernde Lässigkeit, in der Miss Kitten stets am eindrucksvollsten neben der Schnur steht, geht ihnen leider etwas ab. Wenn in "Clone me" die Rechteckswellen grummeln, "I come.com" unheimlich durchwabert wird oder im verhusteten "Allergic" schepperndes Geklicker die windschiefen Synthiemantras aufmischt, ist aber endlich Schluß mit unlustig. Da spielt Miss Kitten wieder genau so Katz und Maus mit den Elektronen, wie es sein soll. Ein wenig mehr authentisches Geschnurre hätte es aber ruhig sein können. Gerne auch mit diesem absurden Akzent.

(Oliver Ding)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Professional distortion
  • Happy violentine
  • Allergic

Tracklist

  1. Professional distortion
  2. Requiem for a hit
  3. Happy violentine
  4. Meet Sue be she
  5. Kiss factory
  6. Allergic
  7. Soundtrack of now
  8. Dub about me
  9. Clone me
  10. 3eme sexe
  11. I come.com
  12. Neukölln 2
Gesamtspielzeit: 59:17 min

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