Cowboy Junkies - One soul now
Zoë / Cooking Vinyl / IndigoVÖ: 01.06.2004
Seelentröster
In Kanada scheint die Sonne immer ein wenig wärmer auf die kargen Gegenden. Obwohl es zwischen dem Yukon und Vancouver auf der einen und zwischen Neufundland und Halifax auf der anderen Seite eigentlich mitunter deutlich schattiger ist als im staubigen Süden der U.S.A. Und während man im südlichen Nachbarland Heimatverbundenheit gerne mit fahnenschwenkendem Patriotismus verwechselt, scheint den Kanadiern eine entspannte Bodenständigkeit innezuwohnen. Sie jault mit in Neil Youngs Gitarrenklängen, sie winkt aus den philosophischen Weisheiten der Weakerthans, sie durchfließt die fein ziselierten Postrock-Schönheiten aus Montréal. Und natürlich lebt sie auch im entschleunigten Folkblues der Cowboy Junkies.
"One soul now", das zehnte Studioalbum der Timmins-Sippschaft in neunzehn Jahren, entpuppt sich jedoch keineswegs als altersweises Ruhekissen. Lautstärker als beim introvertierten Vorgänger "Open" geht es hier mitunter zur Sache. Unmittelbarer als zuletzt werden die Gefühle in Noten umgesetzt. Statt der Verletzlichkeit der eigenen Privatsphäre nachzuspüren, nehmen die Verse jetzt einen globaleren Standpunkt ein. Denn auch dort warten Kummer und Leid, die es zu lindern gilt. Und als versierte Spurenleser haben die Cowboy Junkies gleich einen passenden Vorschlag mitgebracht: Zusammen sind wir stark.
In Zeiten des "Wenn ihr nicht nicht für uns seid, seid ihr gegen uns" ein ungemein heilsamer Gedanke. Und so umarmen spröde Songs wie "Why this one?" oder das trefflich betitelte "Notes falling slow" eher, als daß sie Anklage erhöben. Die leidensgeschulte Stimme von Margo Timmins trägt selbst im geradezu unheimlichen "Hunting ground" die Vergebung gleich in der Manteltasche. Sie schwebt wie ein schlaftrunkener Engel über die zerfurchten Arrangements.
Die Cowboy Junkies streicheln die Kessel und betten sich auf weicher Orgel. Als Familienbetrieb mit Tradition wissen sie um die Vorteile vereinter Kräfte. So trauen sie sich sogar gelegentliche Ausflüge in beinahe rockige Gegenden. Mit knirschender Verzerrung wird das Knistern des Lagerfeuers zum Verstummen gebracht, und auch mancher Groove faßt sich ein Herz. Doch selbst in solchen hemdsärmelig-beschwingten Momenten finden sich Sorgenfalten auf jeder Gitarrensaite. Die Probleme dieser Welt sind noch lange nicht gelöst. Im Licht der untergehenden Sonne jedoch freut sich die Schwermut darauf, geteilt zu werden. Immerhin.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Why this one?
- Hunting ground
- Notes falling slow
- Simon keeper
Tracklist
- One soul now
- Why this one
- My wild child
- Hunting ground
- Stars of our stars
- Notes falling slow
- No long journey home
- He will call you baby
- Simon keeper
- Slide
Referenzen
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