McLusky - The difference between me and you is that I'm not on fire
Too Pure / Beggars / IndigoVÖ: 10.05.2004
Lauwarm
Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, daß drei Waliser mit einem flammenden Schwert namens "McLusky do Dallas" die Freunde des gepflegten Lärms in aller Welt in Brand setzten. McLusky waren in aller Munde und gaben der Dissonanz diesen geradezu unverschämtem Popappeal zurück, der mit dem Ende der Pixies unwiederbringlich verloren schien. Und aus den herumliegenden Einzelteilen peinlich genau sezierter Songfragmente baute sich ganz von selbst ein gewaltiger Druck auf, den die Band unmöglich ignorieren konnte. Das Trio stand einer Erwartungshaltung gegenüber, die nur drei Möglichkeiten zuließ:
a) Erfüllen, b) Verweigern oder c) Scheitern. McLusky erreichen fast den Hattrick: a) durch b) war wohl das Ziel, c) beinahe das Ergebnis. Der Popappeal des Vorgängers wurde für den Nachfolger fast vollkommen über Bord geworfen. "The difference between me and you is that I'm not on fire" weicht dem Vorwurf des Selbstplagiats entschlossen aus. Niemand kann der Band daraus einen Vorwurf machen, und McLusky dürfen zudem hoffen, eine musikalisch recht aufgeschlossene Fangemeinde zu haben. Das Problem ist, daß das neue Album selbst in seinen besten Momenten kaum an die Brillanz des Vorgängers heranreicht. Bei aller Kritik aber soll die Relation nicht aus dem Blick geraten. Für eine Wertung im oberen Mittelfeld ist auch "The difference between me and you is that I'm not on fire" bestens geeignet.
Dafür sorgen schon schräg geschliffene Edelsteine wie "Your children are waiting for you to die", das zuerst etwas langweilen will, dann aber nicht mehr aus den Ohr zu bekommen ist, oder das an Firewater erinnernde "Forget about him I'm mint" mit seinen abgründigen Trompeten. Ganz am Ende findet man "Support systems", einen Rohdiamanten, den man sich im wahrsten Sinne des Wortes erst schönhören muß. Andere Musiker häten hiermit schon ihr Plansoll erfüllt. Aber für McLusky gelten andere Maßstäbe.
Nicht die Unzugänglichkeit der neuen Songs, die vielfach so sperrig sind wie ihre Titel, enttäuschen den Zuhörer. Es ist vielmehr eine latente Müdigkeit, die wie ein Schleier über großen Teilen der Platte liegt und den Blick auf die Band trübt. Selbst die Albinische Produktion wirkt hier nicht ganz so ausgeschlafen, wie man das vom Meister gewohnt ist. In letzter Konsequenz bewahrheitet sich der Albumtitel auf eine Weise, die von der Band vermutlich nicht beabsichtigt war: Ja, wir waren Feuer und Flamme für die neue McLusky, haben uns praktisch nach dieser Scheibe verzehrt. Die Waliser aber brennen diesmal nicht, stehen stattdessen seltsam unbeteiligt neben sich. Wir müssen das Feuer ganz allein in Gang halten und auf das nächste Werk warten. Das darf dann gerne "Phoenix" heißen.
Highlights & Tracklist
Highlights
- That man will not hang
- Your children are waiting for you to die
- Forget about him I'm mint
- Support systems
Tracklist
- Without MSG I am nothing
- That man will not hang
- She will only bring you happiness
- KKKitchens, what were you thinking?
- Your children are waiting for you to die
- Icarus smicarus
- Slay!
- You should be ashamed, Seamus
- Lucky Jim
- Forget about him I'm mint
- 1956 and all that
- Falco vs. the young canoeist
- Support systems
Referenzen
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