Hot Mulligan - The sound a body makes when it's still

Wax Bodega / Rough Trade
VÖ: 22.08.2025

Die Zeitlosen

Hot Mulligan kamen irgendwie aus dem Nichts. Auf einmal schwappte eine Welle von neuen Bands über den großen Teich namens Atlantik, die wieder Pop-Punk und Emo spielten. Klar, die New Wave Of Emo war nicht so heftig wie einst Anfang des neuen Jahrtausends, als The Used, Panic! At The Disco, Taking Back Sunday, My Chemical Romance, Brand New und Co. ihre Manöver begannen und nach und nach zu Flaggschiffen wurden. Aber, wie Hot Mulligan selbst zu Protokoll geben, sind die Ansprüche auch weitaus weniger Rockstar-like. "Wir sind froh, dass wir unsere Leidenschaft vor Publikum darbieten können und dass wir dabei das Privileg haben, die Welt zu sehen", gibt Sänger Tades Sanville fast schüchtern zu Protokoll. Und ein bisschen stolz sind die Amerikaner auch, dass sie jenen eigentlich antiken Pop-Punk-Sound mit Emo-Kante mit bis ins Jahr 2025 geschleppt haben.

Dass Hot Mulligan sich eine treue Fanbase erspielt haben, verwundert andererseits überhaupt nicht. Denn das, was die Truppe bietet, ist trotz manchem Kalauer-Hang und fragwürdigen Wortwitz einerseits ziemlich authentische Musik, die Laune versprüht – und andererseits nichts verspricht, was sie nicht hält. So starten Hot Mulligan im ersten Drittel ihrer vierten LP "The sound a body makes when it's still" nach gemächlichem Opener gleich in die Vollen. Die Single "And a big load" zeigt bewährten Dreiminüter-Punch, einen feinen Haken und einen hymnischen Refrain. "Island in the sun" bringt hüftschwingenden Indie-Rock in gut zweieinhalb Minuten. Am besten sind Hot Mulligan aber, wenn neben der obligatorischen Poppigkeit, die das Genre ausmacht, Intensität aus jener leichten Schale förmlich herausplatzt. "It smells like fudge axe in here" ist so ein Kandidat. Der zunächst antäuscht und nach den ersten kleineren Drehungen vor allem hintenraus eine feine Choreografie bietet, die fast an die Glanzzeit von Taking Back Sunday erinnert. Warum? Weil es kaum eine Band seither schaffte, die Gesangsverse in jener famosen Art dramaturgisch hochzuschaukeln.

"Monica Lewinskibidi"? Was es mit dem Titel auf sich hat, behält der Fünfer aus Michigan für sich, aber juckt auch niemanden, wenn das raffinierte Drumming den zunächst eher zarten Emo-Track auf eine Achterbahnfahrt zerrt. Auch bei "Slumdog scungillionaire" sieht der Rezensent höflich davon ab, sich anzumaßen, den Songtitel zu erklären. Muss er aber nicht, da das Stück die Band in einem leicht anderen Lichte zeigt. Sich von gefühlvoll auf emotional und intensiv zu steigern, das können Hot Mulligan mittlerweile auch. Wer dafür noch einen Beweis braucht, der lausche dem fluffig und intensiv pendelnden, tollen "Carbon monoxide hotel". Und selbst, wenn der Sound zwischenzeitlich bloß wenig überraschend daherkommt: Schwache Songs oder Ausfälle gibt es auf "The sound a body makes when it's still" nicht. Wenngleich der Albumtitel dann gar eine ernste Komponente mitbringt, da er auf mental-körperliche Kurzschlüsse anspielt, wenn uns innere Ängste lähmen, zum stoischen Innehalten verdammen. Die Phasen, in denen die Ruhe täuscht, weil innerlich alles schreit. Sanville tut dies auch gern. Am besten noch für einige Zeit in einer Band, die gar nicht so viel will. Aber durchaus viel kann.

(Eric Meyer)

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