Turin Brakes - Spacehopper

Cooking Vinyl / Indigo
VÖ: 23.05.2025
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 8/10
8/10

Radler und Weinschorle

Fast 25 Jahre ist es jetzt her, dass ein Plattentitel zweier bequemer norwegischer Monarchen zu einer kurzlebigen Genre-Bezeichnung hochgejazzt wurde. Nicht aus Notwendigkeit, weit gefehlt, schließlich hatte oder hätte man sich auch im Vorfeld leise, aber eindringlich beschallen lassen können. Aber sei's drum, das damals hippe neue Etikett wurde, nachträglich, auch auf das Debüt der Turin Brakes, "The optimist", geklebt und fungierte als kräftiger Schubs vom Startblock ins Haifischbecken der Musikindustrie. Während "Underdog (Save me)" und "Pain killer (Summer rain)" vom schon gar nicht mehr so akustischen Zweitling "Ether song" auch heute noch von vielen (leise) vor sich hin gesummt werden, fehlte den darauffolgenden Werken der "Hit", wie Marketingmenschen es formulieren. Seitdem ist die Themse weiter an Balham vorbeigeflossen, und Turin Brakes sind bei ihrem 10. Album "Spacehopper" angelangt.

Olly Knights und Gale Paridjanian, Freunde seit Kindheitstagen, sind musikalische Lifers, und wenn das Fundament je zu bröckeln drohte, dann nach "Outbursts", wie die von Philip Bloom produzierte 20-Minuten-Doku zu Knights' bisher einzigem Solo-Album, "If not now when" (2012), darlegt: Schreibblockade, rien ne va plus. Die Lösung war, sich bewusst zu machen, was unbewusst schon immer Stand der Dinge war, nämlich dass es flutscht, wenn man externe Erwartungshaltungen ausblendet. Kein Wunder also, wenn wir Außenstehenden von jedem Album der Turin Brakes mal dieses, mal jenes Kleinod hinreißend, aber nicht herzzerreißend finden. Das macht aus den übrigbleibenden Songs nicht zwangsläufig Ausschussware, das macht die Band zu einer Album-Band.

Neben Knights' unverkennbarem Gesang geht es nie ohne Melodien, die man eher im Laurel Canyon als in London verorten würde ("Today", "Lazy bones"), und wenn die Akustikgitarren von der Elektroklampfe in die Ecke gedrängt werden, kommen auch mal die Adjektive "drückend", gar "dräuend" in den Sinn ("Pays to be paranoid"). Ertappt man "Lullaby" dann auch noch dabei, sagen wir mal, "ähnlich" zu klingen, ist im Grunde alles so wie auf den neun (oder doch nur sieben?) Alben zuvor. Dann ist es auch ziemlich wuppe, welche Songs als Singles ausgekoppelt werden, denn was die Band dabei zum Beispiel von Beachwood Sparks unterscheidet, ist die Abwesenheit von (nicht unbedingt der Mangel an) letztendlicher Konsequenz: Die Songs von Turin Brakes sind, metaphorisch ausgedrückt, entweder Radler oder Weinschorle. Knallt eben nicht ganz so hart, geht aber völlig in Ordnung, wenn man sich nicht zu totaler Abstinenz durchringen möchte. Was durchaus verständlich ist, denn die Band ist eigentlich ganz sympathisch (ein Wort, das Marketingmenschen hassen). Und mit ihrem Folkrock-Chamberpop-Gemisch auf "Spacehopper" vielleicht ein paar Zentiliter leichtfüßiger unterwegs als in den letzten zwölf Jahren. Stößchen?

(Daniel Hecktor)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • Pays to be paranoid
  • Today
  • Old habits

Tracklist

  1. The message
  2. Pays to be paranoid
  3. Spacehopper
  4. Almost
  5. Lullaby
  6. Today
  7. Horizon
  8. Old habits
  9. Silence and sirens
  10. Lazy bones
  11. What's underneath
Gesamtspielzeit: 40:42 min

Im Forum kommentieren

Armin

2025-06-27 20:12:36- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

MickHead

2025-06-18 10:35:35

So jetzt 2 mal durchlaufen lassen!

1 The Message 9/10
2 Pays to be Paranoid 8/10
3 Spacehopper 7.5/10
4 Almost 8.5/10
5 Lullaby 7.5/10
6 Today 8.5/10
7 Horizon 9/10
8 Old Habits 9/10
9 Silence and Sirens 7.5/10
10 Lazy Bones 8.5/10
11 What's Underneath 9.5/10

Was für eine runde Sache. Nicht ein Aussetzer. Turin Brakes in Höchstform. Ein Folk-Pop Album zum verlieben.

Erinnert mich teilweise an Starsailor und Manic Street Preachers!

Wenn das keine Rezension bekommt, fall ich vom Glauben ab.

Tour 2026

27.02.26 Hamburg, Nochtspeicher
28.02.26 Berlin, Privatclub
02.03.26 München, Strom
03.03.26 Köln, Luxor

Enrico Palazzo

2025-06-17 16:08:38

Ah, okay, dann hatte ich dich falsch verstanden :) Viel Spaß beim hören jedenfalls.

MickHead

2025-06-17 16:07:13

@Enrico Palazzo

Mein lieber Enrico!

Um mal vorweg etwas klarzustellen. Mein letzter Satz mit The Sherlocks und Turin Brakes war nicht auf die 9/10, sondern als Wunsch für eine bisher fehlende Rezension angedacht. Aber da du ja das Feuer entfacht hast, und mir nach einem Durchlauf und sonstigen hervorragenden Kritiken, das Album mal wieder an die Anfangszeiten des Duos erinnert, habe ich die 8/10 meiner Meinung nach nicht zu Unrecht gezogen. Da ich momentan das schöne Wetter genieße, werde ich mir heute Abend noch einmal das Album in Ruhe anhören, da ja das Fernsehen zur Zeit im Wiederholungsmodus agiert, und nicht mehr sehbar ist.

Es grüßt MickHead

Enrico Palazzo

2025-06-17 08:50:35

@mickhead

ich habe es jetzt gehört und finde es nett. Aber ganz ehrlich: das ist niemals mehr als ne 7/10. Woher sollte der Impact kommen, dass das auf einer Höhe z.B. mit dem Debut von Annahstasia sein sollte? Dafür reicht meine Phantasie leider nicht. Ich wage sogar zu behaupten, dass das hier überhaupt nicht besprochen werden würde, wenn es ein Debut einer britischen Band wäre und nicht das xte Album der Turin Brakes, die mal irgendwann die tolle Optimist LP gemacht haben.

Ich weiß ja nicht, woher du kommst bei den letzten TB-Platten, aber ich komme von einer 4 bis 5/10 und freue mich zwar, dass sie hier auch mal wieder was besseres raushauen. Aber insgesamt geht es für mich nicht über die 6/1ß raus auf Albumlänge.

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