The Divine Comedy - Absent friends
Parlophone / Capitol / EMIVÖ: 29.03.2004
Berühmte letzte Worte
Neil Hannon macht es einem selten leicht. Aber das immer mit Stil. Kaum entdeckte endlich auch die hiesige Gemeinde mit dem zerbrechlichen "Regeneration" und vielen noch zerbrechlicheren Hymnen die Band The Divine Comedy für sich, schon erkannte Hannon, daß er so den erklommenen Gipfel nicht mehr übertreffen konnte. Also sagte er seinen Mitstreitern Lebewohl und versuchte den kniffligen Abstieg in unwegsamere Gefilde lieber alleine.
Es wirkt schon ein wenig paradox, daß Hannon alleine wieder deutlich kräftiger klingt als zuletzt mit ausgewachsener Band. Neben Hannons altem Partiturschreiber Jody Talbot half auch Yann Tiersen mit, um die Rückkehr der geschmackvollen Orchestrierung zu begehen. Und so ist "Absent friends", welches gleichzeitig Abschied nimmt und Willkommen heißt, ein distinguiertes Schunkeln geworden. Reich texturiert und von einem zurückhaltenden Nigel Goodrich erstaunlich transparent gemischt. Kein verlorenes Wabern, keine irrlichternden Effekte, jedes Glockenspiel findet ein Plätzchen im Klang.
So groß und mächtig die Arrangements wirken mögen, so feinfühlig bilden Hannons Texte den Alltag ab. Mag auch mancher Vers ein wenig banal klingen, wird dies stets durch das Schillern der Musik kontrastiert. "I could stay if you asked me / So for God's sake don't ask me." Selbst das verschmitzte Grinsen von "The happy goth" versteckt sich in einem Meer aus Moll. Und so scheint Hannon ziemlich genau drei Jahren nach "Regeneration" wieder dort angekommen zu sein, wo ihm einst dezente Bläser, schwermütige Streicher und salbungsvolle Chorsätze die Hand hielten. Ein wenig Sicherheit für den ewig Suchenden.
Denn auch wenn kaum jemand so charismatisch knödeln kann wie Hannon, ringt er doch weiter um Geborgenheit. "Die meisten der Songs", erläutert er, "bedienen sich Geschichten und Charakteren, die ein Grundgerüst bilden, in dem lose die Themen Kommen, Gehen und nicht genau dort zu sein, wo man sein will, diskutiert werden." Meist gehen dabei Trübsinn und Feingeist Hand in Hand. Fast so wie bei einem seiner großen Vorbilder, dem er im famosen Titelstück Tribut zollt: "Oscar Wilde was a lonely child / He fought and won acceptance from the world / They smiled they laughed they praised / They drove poor Oscar to his grave." Und schon dieser Wilde wußte Bescheid: Das Wesen der Romantik ist die Ungewißheit.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Absent friends
- Sticks & stones
- Our mutual friend
- Freedom road
Tracklist
- Absent friends
- Sticks & stones
- Leaving today
- Come home Billy Bird
- My imaginery friend
- The wreck of the beautiful
- Our mutual friend
- The happy goth
- Freedom road
- Laika's theme
- Charmed life
Referenzen
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