Snuff - Greasy hair makes money

11pm / Cargo
VÖ: 08.03.2004
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Megafett

Wir schreiben das Jahr 1978. Mehr oder weniger taufrische vierundzwanzig Lenze zählte er seinerzeit, als er mit zugekleisterter Elvis-Frisur auf dem Kopf und Olivia Newton-John im Arm so beschwingt und hüftekreisend über das Turnhallen-Parkett der Rydell-Highschool fegte, daß es eine wahre Freude war. John Travolta, seines Zeichens Schmalzlocke, "Grease"-Star und Frauenschwarm in Personalunion, wußte schon damals, daß man nicht nur etwas im, sondern auch auf dem Köpfchen haben muß, um das eigene Portemonnaie immer dicker werden zu lassen. Greasy hair makes money.

Ob das auch im Hause der Punkrock-Rentner Snuff der Fall ist, darf arg bezweifelt werden. Was Mr. Blockbuster mittlerweile für einen Film kassiert, dürften Duncan Redmonds und seine Mannen in ihrer nunmehr schon achtzehn Jahre währenden Karriere nicht eingespielt haben. Schätzungsweise dürfte ihnen das aber auch egal sein. Denn erstens zählen für einen echten Punk eh ganz andere Werte. Und zweitens lassen Snuff nach den letzten, eher mäßigen Leistungen anno 2004 wieder durchblicken, daß mit ihnen nach wie vor zu rechnen ist. Alte Eisen gibt's woanders, aber nicht im Nordwesten von London.

Neun Stücke verteilt auf dreißig Minuten bietet "Greasy hair makes money" und ist von seiner Idee und Machart her quasi ein indirekter Nachfolger des famosen "Potatoes & melons wholesale prices straight from the lock up" von 1997. Auch diesmal wird gecovert, was das Zeug hält. "Let the music play", mit dessen Original Shannon in den 80ern einen wahren Disco-Knaller ablieferten, dürfte nicht nur der bekannteste Song sein, sondern steht auch exemplarisch für das restliche Liedgut. Snuff verneigen sich vor ihren Lieblings-Songwritern, unter anderem Bob Dylan und Tim Buckley, und leiern die Klassiker nicht einfach herunter, sondern verpassen ihnen quasi ein völlig neues Gewand. Im Snuff-Style, versteht sich.

Bedeutet im Klartext: Melodien im Überfluß, immer auf dem schmalen Grat zwischen Frohsinn und Melancholie. Für letzteres zeichnen Hammond-Orgel und natürlich vor allem Redmonds soulige Whiskeystimme verantwortlich, wenngleich sich der Wehmut im Rausch der Geschwindigkeit dann doch rasch verflüchtigt. Außerdem wären Snuff nicht Snuff, wenn sie obendrein nicht noch ein paar Obskuritäten wie die zwei japanischen Nummern "O sakana tengoku" und "Rokko oroshi" parat hätten. Herrlich. Wer braucht da noch Travolta?

(Jochen Gedwien)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • A lovers concerto
  • You're a big girl now
  • Let the music play

Tracklist

  1. The sound of the underground
  2. A lovers concerto
  3. Song to the siren
  4. You're a big girl now
  5. Bye bye blackbird
  6. O sakana tengoku
  7. Planet rock
  8. Let the music play
  9. Rokko orosh
Gesamtspielzeit: 29:22 min

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