My Brightest Diamond - Fight the real terror

Western Vinyl / Cargo
VÖ: 13.09.2024

Geballte Huldigung

Zu welchen extremen Wandlungen Shara Nova fähig ist, dokumentieren mittlerweile mehr als drei Dekaden musikalischer Aktivität – und bislang fünf Album unter dem Namen My Brightest Diamond. Ihre klassische stimmliche Ausbildung als Opernsängerin setzte sie dabei schon zu verschiedensten Arrangements in Szene. Sei es mit orchestraler Begleitung in "A thousand shark's teeth" oder zu größtenteils elektronischen Soundscapes in "A million and one", bei dem sie etwa mit "Champagne" in Richtung IDM-Dancefloor schielte. Ihr nunmehr sechstes Album "Fight the real terror" vollzieht erneut eine Kehrtwende und widmet sich primär eines großen Vorbildes.

26. Juli 2023: Die große Sinéad O'Connor verstirbt. In den folgenden Tagen wird es dunkel im Hause Nova, ein Sturm fegt über ihre Wohnung in Detroit hinweg. Beides zusammen mündet in raue Demos, von denen eines der Albumopener "Fight the real terror" werden sollte. Eine aufgegriffene, leicht veränderte Zeile aus "War", einem Original von Bob Marley, welches O'Connor intensiv vertonte. Eindringlich ist nun auch, was My Brightest Diamond daraus macht. Eine windschiefe Gitarrenspur, eine sich aufbäumende Stimme, fast purer Krach. Weitergeführt in "Rocket in my pocket", auch hier durchzogen von einer dreckigen Gitarrenspur, gleichzeitig jedoch hart groovend. Von den elektronischen Experimenten des Vorgängers weit entfernt, bislang versprüht "Fight the real terror" eher einen Post-Punk-Ansatz, der auch deswegen erhalten blieb, weil es jene Demos quasi unverändert auf den Longplayer schafften.

Der Post-Punk wird jedoch schnell ersetzt. "Even warriors" verweist auf träumerische Folk-Klänge im Sound, gibt sich ansonsten ganz dem Schönklang ihrer Stimme hin und ist ein Vorbote für Späteres. "Imaginary lover" schlägt erstmal doch den Bogen zum elektronischen Vorgänger, bleibt dabei jedoch zu sanften Beats in melancholischen Gefilden. Die leicht schräge und durchaus mit Nervpotential versehene musikalische ironische Verbotsliste "Rule breaker" ist abermals eine (vielleicht unnötige) Wendung, ehe die zweite Hälfte dieses binnen zwei Wochen erschaffenen Werkes eine homogenere Struktur aufweist. Zentral ist hierbei romantisiert klingender Chamber- oder Folk-Pop, immer wieder durchzogen von den gewohnten sehr feinen stimmlichen Momenten, in denen Nova ihre ganze Stärke zeigt. Ein letztes, sehr großes Highlight ist dabei "I saw a glimpse" welches nahezu ohne Instrumentierung auskommt und mit einer wundervollen Melodieführung sehr eindringlich an die Person erinnert, die dafür verantwortlich ist, was hier an den Tagen, die auf den 26. Juli 2023 folgten, entstanden ist.

(Klaus Porst)

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