The Linda Lindas - No obligation

Epitaph / Indigo
VÖ: 11.10.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Große Fußstapfen

The Linda Lindas sind eine Lawine: Sie werden immer größer und sind schwerlich aufzuhalten. Mittlerweile touren die heranwachsenden Punkerinnen nicht nur mit Green Day und The Smashing Pumpkins, sondern haben in ihrer Heimatstadt Los Angeles auch für die altehrwürdigen The Rolling Stones eröffnet. "I'm good at being angry", fasst eine der gleich vier Lead-Sängerinnen im abgeklärten "Once upon a time" treffend zusammen, was wohl so viele alte Recken dazu bewegt, das blutjunge Quartett dermaßen einstimmig zu unterstützen. Sie alle sind sich einig: Zwischen Nepotismus-Überlegungen und glasklaren Anlehnungen an ihre einflussreichen Vorbilder sind The Linda Lindas nämlich einfach ziemlich cool. "No obligation" folgt dem Debüt "Growing up", das 2022 um den Durchbruchs-Hit "Racist, sexist boy" herum den gefeierten Einstand der Band bedeutete. Seitdem haben Bela Salazar, Eloise Wong und die Schwestern Lucia und Mila de la Garca an ihrem Sound zwar absolut gar nichts verändert. Ihnen gelingt aber eine entscheidende Sache deutlich besser: das Schreiben spannender Songs.

Die Erfahrung macht's eben, ob man nun noch unter zwanzig ist oder nicht (und wir Plattitüden wie "Erwachsenwerden" oder "Emanzipation" gerade bei dieser Band tunlichst vermeiden wollen). Ein überzeugendes Beispiel gefällig? "All in my head" ist ein Bubblegum-Überhit, den man in einer solchen Treffsicherheit selten zu Gehör bekommt und der ob der Adoleszenz seiner Urheberinnen doppelt überrascht. "I'm getting better, if that's what I'm supposed to do", erklärt sich Lucia de la Garca an den Vocals bereit – und entlarvt damit den immer noch ausbaufähigen Umgang unserer Gesellschaft mit Mental-Health-Themen. Knaller. Handelsüblicher Pop-Punk à la "Too many things" ist daneben natürlich völlig innovationsbefreit, hat aber mit Ohrwurmmelodie, knusprigen Palm-Mute-Akkorden und wohldosierten Ausbrüchen an den richtigen Stellen alles, was das Genre erfordert und das Herz begehrt. "No obligation" versammelt zwölf mehr als stabile Songs dieser Art zu einem zweiten Album, das alles genau richtig angeht.

Den räudigen Punk-Spirit, den der Titeltrack versprüht, nehmen The Linda Lindas in "Excuse me" und dem mit Chören aufgepeppten "Resolution/Revolution" wieder auf. Die Produktion fährt hier im Qualitätsfahrstuhl gern mal eine Etage nach unten, um den Kompositionen den nötigen Dreck und damit die vielbeschworene Authentizität zu verleihen. Kalkuliert? Möglich, aber effektiv. Ihre Alleinstellungsmerkmale hat die Band ohnehin identifiziert: Mit "Yo me estreso" darf der obligatorische Ausflug in spanischsprachige Gefilde nicht fehlen, auch wenn die Kalifornierinnen diesen trotz Mariachi-Rhythmus und einem prominenten Akkordeon – beigesteuert von Weird Al Yankovic – ebenfalls in garagigen Powerpop verwandeln. Nicht nur dieser Trick zeugt von Selbstbewusstsein: "Simon says, never grow up", heißt es wissend in "Nothing would change". Missgünstige Skeptiker*innen mögen sich durchaus fragen, ob die Band sich auch ohne den Kiddie-Bonus, den sie zwangsläufig eines Tages verlieren wird, in Zukunft im Business halten können wird. Alle anderen kümmern sich nicht um derlei Gequengel und haben erst mal Spaß mit diesem einwandfreien Nachfolger zum Hype.

(Ralf Hoff)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • All in my head
  • Too many things
  • Once upon a time

Tracklist

  1. No obligation
  2. All in my head
  3. Lose yourself
  4. Too many things
  5. Once upon a time
  6. Yo me estreso
  7. Cartographers
  8. Don't think
  9. Resolution/Revolution
  10. Nothing would change
  11. Excuse me
  12. Stop
Gesamtspielzeit: 35:22 min

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Armin

2024-10-07 20:12:27- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

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