Snow Patrol - The forest is the path

Universal
VÖ: 13.09.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Gestern, heute, morgen

Als Snow Patrol im Sommer 2024 große europäische Festivals und Open Airs headlineten, vermochte es für den grundsätzlich eher schüchternen Gary Lightbody erneut surreal erscheinen, wie sehr seine Band noch vom Erfolg der Hits aus jener Zeit zehrt, die nun bald 20 Jahre in der Vergangenheit liegt. Lightbody selbst hatte nach dem Peak nicht immer gute Tage, rutschte in windige Täler bestimmt von Sucht und Krankheit, überstand den Verlust geliebter Menschen und musste sich mehr als einmal neu (er)finden. Auch Snow Patrol legten zwei größere Pausen ein. Zwischen "Fallen empires" und "Wildness" vergingen sieben Jahre, und seit jenem letzten Werk nun auch schon wieder gute sechs. Doch nun erblickt "The forest is the path", Album Nummer acht, das Licht der Welt.

Die treuen Fans kamen ebenfalls nicht ohne Sorgenfalten aus: Denn nicht alle Musiker unter der großen Schneeflocke wollten weitermachen, im September 2023 verließen Schlagzeuger Jonny Quinn und Basser Paul Wilson die Band. Aktuell sind Snow Patrol also ein Trio. Was neue Töne betrifft zumindest, dürfte sich aber zumindest niemand groß erschrocken haben. Denn die drei Stücke, die Lightbody und Co. ihrer neuen Platte voranschickten, fügen sich ein in den Katalog, was bei dieser Band Lob und Kritik zugleich bedeutet. "All" beginnt mit der dreisten Zeile "This is not a love song", doch so recht mag man Lightbody diesen Vers natürlich nicht abkaufen. Zumal der Track mit ein bisschen Gitarre und zarter Pianospur zwar angenehm vor sich hinfließt, mit seinem pathetischen U2-Gedächtnis-Refrain aber wohl nicht bei allen Hörer*innen alte Verbundenheit hervorkitzelt.

"This is the sound of your voice" zehrt im Grunde bloß von einer simplen Idee am Keyboard, stampft sich über Refrain-Repetition dann weit über die Vier-Minuten-Marke. Den kleinen Punch am Ende hätte man vor 20 Jahren womöglich opulenter, zumindest druckvoller gestaltet. Erfreulich hingegen gerät "The beginning", das mit der Wucht der Melancholie punktet, endlich mal wieder einen dieser beidarmig ausufernden Melodiebögen spannt und Lightbodys feine Stimme einmal mehr zum Strahlen bringt. Auf der Habenseite steht auch "Hold me in the fire". Zwar is das Stück im Refrain auf Stadionhymne aus, erinnert mit dem leicht verschrobenen Sound aber mitunter an die tolle "Final straw"-Zeit. Ein bisschen zumindest. Ähnliches gilt für "Years that fall", das von melancholischer Resilienz getrieben nach vorn flüchtet und dazu einen bodenständigen, aber feinen Refrain-Haken setzt.

In Hälfte zwei dann wird's stimmungsvoll, aber zweilen auch etwas seicht. Vom angenehmen Balladen-Quartett "Never really tire" bis "Talking about hope" – vier Songs, die zu großen Teilen von Piano und Gesang getragen werden – vermag einzig letzteres wirklich zu bewegen. Ja, auch weil klar wird, dass das mit der Hoffnung angesichts des gnaden- und rücksichtslosen Rechtsrucks in so vielen Ländern schwer wird. In Nordirland sind die Zeiten sozial und politisch bekanntlich sehr rau, auch zuletzt. Daher engagiert sich Lightbody vor allem für die Kulturszene in seiner Heimat Belfast, fördert mit koordinierten Aktionen junge Künstler*innen, unterstützt lokale Initiativen und spricht bei der Politik vor mit dem Ziel, die Musik mehr zu fördern – auch und gerade für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Die Zuversicht indes, dass die innere Kohärenz eines Snow-Patrol-Albums mal wieder von mehr als nur einer Handvoll tollen Songs lebt, bleibt fürs Erste weiterhin der unauffällige Begleiter im Hintergrund.

(Eric Meyer)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • The beginning
  • Hold me in the fire
  • Years that fall
  • Talking about hope

Tracklist

  1. All
  2. The beginning
  3. Everything's here and nothing's lost
  4. Your heart home
  5. This is the sound of your voice
  6. Hold me in the fire
  7. Years that fall
  8. Never really tire
  9. These lies
  10. What if nothing breaks
  11. Talking about hope
  12. The forest is the path
Gesamtspielzeit: 53:38 min

Im Forum kommentieren

nörtz

2024-09-16 15:03:33

Ich bin neutral an dieses Album herangegangen und es klang alles ziemlich seicht, wie Radiorock eben. Hits habe ich auch keine gehört.

didz

2024-09-16 14:55:51

und ja, die rocker auf 'eyes open' und grade auch 'hundred million suns' sind toll. ich mein, sie können auch langsame wie 'set the fire to the third bar'(hach...) aber die balladen driften mir zu sehr in den depri-bereich ab :-D

didz

2024-09-16 14:50:10

vllt liegt es auch an meiner eigenen stimmung zur zeit, aber ich kann das grad nich hören.
habe ich aber auch so erwartet, nachdem lightbody die krankheit seines vaters öffentlich gemacht hat. ich denke da kann man nur solche musik machen, also alles gut.

jo

2024-09-16 14:45:51

Puh, klingt alles nicht so gut. Habe bisher noch nicht reingehört, aber so was befürchtet...

didz

2024-09-16 14:44:32

'final straw', 'eyes open' und 'hundred million suns' sind alle ne sehr gute 7, vllt kratzen sie an guten tagen auch an ner 8, der rest so im 6er bereich.

das neue is für mich nach ihren ersten beiden alben klar ihr schlechtestes. 2,3 songs sing ok, der rest kitschige depri-balladen-berieselung. 5/10

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