Zoot Woman - Maxidrama
ZWRVÖ: 21.06.2024
Die zwei duseligen drei
Kleines Einmaleins der minimalistischen Covergestaltung: Egal, ob intellektuell-geschwätzig, punkig-klobig oder mild spöttisch ob der Knauserigkeit großer Plattenfirmen – Hauptsache, die Musik macht wett, dass man visuell zuweilen lieblos hingeklatschten Plunder vorgesetzt bekommt. Auch Zoot Woman gaben sich 2017 bei "Absence" betont simplizistisch, was zweitrangig gewesen wäre, hätte nicht auch der New-Romantic-Chic von "Living in a magazine" oder "Zoot Woman" oft durch Abwesenheit geglänzt – zugunsten von zusehends gesichtslosem Elektro-Pop aus dem Gefriertrockner. Kein "Maxidrama", aber schon ein Jammer, dass nicht nur "Solid gold" eher blecherne Qualitäten besaß. Spätestens nach dem merkwürdigen Akustik-Ausflug "Redesigned" wurde es mal wieder Zeit für ein Ausrufezeichen – das erste zeigt bereits das Artwork des sechsten Longplayers.
Und sonst? Hat sich die Lage zumindest personell gesehen kaum verändert. Produzenten-Bär und Ab-und-zu-Mitglied Stuart Price greift ähnlich wie beim Vorgänger nur noch sporadisch ein, sodass Johnny und Adam Blake vorwiegend auf sich alleine gestellt sind. Andererseits: Wenn unter dem Mittun des an Madonna, The Killers oder Kylie Minogue erprobten Soundmannes lediglich ein sich zwischen behäbiger Sequenz und unmotivierten Glitches und Breaks hindurchmogelnder Opener wie "Control of the wheel" herauskommt, war Prices Beitrag zu Zoot Woman womöglich schon immer weniger maßgeblich als gemeinhin angenommen. Wenn er nicht gerade wie auf "Absence" ausgerechnet Kylie die Vocals für die matte Synth-Ballade "Still feels like the first time" aus dem Kreuz leierte. Glücklicherweise offenbar ein einmaliges Experiment.
Schon geschmeidiger, auch als der unrunde Auftakt: der auf eine luftigen, leicht housigen Piano-Lauf gebaute Ohrwurm "Another time like now" und besonders das schwelende "A habit I can't break", das zu einer düsteren Keyboard-Fläche einer befreienden Eruption harrt, ehe Johnny Blake ob der unheilvollen Macht der Gewohnheit in Selbstzweifeln versinkt – "Maxidrama" halt. Ein unterschwellig bedrohlicher Killertrack und fast mehr "Darkdancer" als das Album, das Price 1999 als Les Rythmes Digitales veröffentlichte. Doch auch ohne die Hilfe des zeitweilig Dritten im Bunde klotzen die beiden Blakes mit dem knarzigen Groover "Live and learn", den funky Riffs des pulsierenden "Phenomenal" und dem Electroclash-Throwback "Blind" einige respektable Bömbchen hin. Reduziert, cool, clever – was in dieser guten halben Stunde längst nicht immer der Fall ist.
Zoot Womans Hang zu ins allzu Käsige lappenden Schmonzetten, die bei Bedarf auch prima unter der Tür hindurchpassen, ist auf "Maxidrama" nämlich ungebrochen. Während das verzagte Tralala von "Where is the man" unangenehm klebrig ins Gehör schleicht, fährt "Never felt this way" immerhin emulierte Fanfaren und dezent angespitzte Streicher im Stil magerquarkiger Pet Shop Boys auf, inszeniert letztendlich aber allenfalls ein Mini-Drama mit viel Gefühlsduselei und wenig Knack im Sound. Johnny Blake tut dabei sein Bestes, Songs wie diese mit samtig flötender, gänzlich unironischer Stimme ins Ziel zu retten – so gesehen gehört der schwachbrüstige instrumentale Minimal-Techno-Versuch "I" sicher zu den blöderen Ideen eines Albums, das nach außen hin mehr Entschlossenheit demonstriert, als es musikalisch unter Beweis stellt. Mit oder ohne Stuart Price.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Live and learn
- Phenomenal
- A habit I can't break
Tracklist
- Control of the wheel
- Another time like now
- Live and learn
- Blind
- Phenomenal
- Never felt this way
- Where is the man
- I
- A habit I can't break
- Regret
- Birds
Im Forum kommentieren
Herr
2024-07-22 20:54:14
Ich hatte das Album bereits letzte Woche gehört… 5/10 wäre exakt mein Votum.
Einförmig & etwas ideenarm…
Quervergleichsvokabel des Monats: magerquarkige Pet Shop Boys. Besten Dank allein dafür, bei insgesamt famos geschriebener Rezi.
Armin
2024-07-22 20:27:53- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
Meinungen?
musie
2024-06-27 13:45:18
bin auch im Team Komplett Vorbeigegangen… Danke für den Hinweis, ich höre rein
MickHead
2024-06-26 20:23:35
Das scheint tatsächlich komplett an mir vorbeigegangen zu sein. Habe heute erst Notiz vom neuen Album genommen. Die Redesigned mit einer Kollektion aus unveröffentlichen Songs wird als 6. Album eingestuft.
https://www.musikblog.de/2024/06/zoot-woman-maxidrama/
ichreitepferd
2024-06-26 20:11:19
Fandest du das überraschend. Kamen doch die ganze Zeit Singles raus? Siehst du Redesigned echt als 6. Album an, hmm.
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