Cigarettes After Sex - X's

Partisan / PIAS / Rough Trade
VÖ: 12.07.2024
Unsere Bewertung: 7/10
7/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
7/10

Endlich Nichtraucher

Zuerst war da die Ablehnung des eingeschworenen Nichtrauchers. Die Zigarette(n) danach, was für ein dämlicher Klischeename. Aber Toleranz siegt, und der Sound lullt auch den Skeptiker schnell ein. Die klingen ja tatsächlich wie das vertonte Kuscheln in der Seidenbettwäsche nach dem Körperflüssigkeitsaustausch. Oder auch wie die Phase davor, je nach Vorliebe. Und huch, da singt ja gar keine Frau!

Dieser somnambule Schwebesound, der gerade noch eine Spur Shoegaze in seinem Dreampop zulässt und weitaus mehr slow als core ist, die sich langsam um den Körper wickelnden Melodien und die sanft in die Poren kriechende Stimme von Greg Gonzalez trafen bei vielen (überwiegend jungen) Menschen einen Nerv. Und die Popularität wuchs mit jeder neuen Single, jedem neuen Song, jedem Einsatz in einem Film oder einer Serie. Während die Kritik sowohl beim Debütalbum als auch beim vergleichsweise zügig nachfolgenden Zweitwerk "Cry" eine gewisse Eintönigkeit monierte, störte das die Fans überhaupt nicht. Und da Fans wichtiger sind als ein paar nörgelnde Stimmen, gab es wenig Gründe, auf "X's" mit Veränderungen zu überraschen, oder?

Korrekt. Vom ersten bis zum letzten Ton – und gemeine Leute könnten behaupten, es wäre sowieso immer der gleiche Ton – erklingt der Trademark-Sound von Cigarettes After Sex. Die Gitarre jangelt eine im Tiefenhall dahinschlummernde Melodie, ein sachter Beat schlägt einen getragenen und nur gelegentlich – wie im umwerfend schönen Highlight "Baby blue movie" – in Nuancen beschleunigten Rhythmus an, und Gonzalez singt über Sex, Romantik, Liebe, Leiden und all das. Warum freut man sich dann trotzdem so über ein Wiederhören? Weil diese Band ihr Ding in Perfektion beherrscht und diese Gefühlsklaviatur mit schlichter Genialität bespielt. Und weil diese fast meditative Musik dem Blutdruck gut bekommt.

Im Detail findet man dann tatsächlich auch Veränderungen. Zum Beispiel im Sound, der stärker in den Achtzigern verwurzelt ist als bisher, als auch frühere Jahrzehnte noch prägnant waren. Und im Inhalt, der sich dieses Mal auf eine vier Jahre dauernde Beziehung konzentriert. Mit dem Titeltrack geht es gleich sexy los, zwischen "lips", "fingertips" und "threesome kiss". Das Wort "finally" fällt allerdings auch bereits in der ersten Zeile. It will all end in tears. Aber vorher werden die ultrakurzen "Tejano blue"-Jeans noch mehrfach abgestreift, gibt sich "Hideaway" am einsamen Strand der Liebe hin, obwohl das doch immer so krümelt – und der Sommer ist nicht nur wegen der Temperaturen "Hot". Doch dann kommt wie so oft das unschöne Ende – hier schon zu Beginn angedeutet. Und in der Albummitte mit dem bitteren "Dark vacay" zwischen Rotwein, Drogen und Pornoseiten abgestürzt, schließt die Platte mit dem traurigen "Ambien slide" wenig aufbauend. Trotzdem werden viele Menschen wieder mit ihr glücklich werden. Gut so. Und zum Einschlafen brauchen sie auch gar nicht die erwähnten Substanzen zu nehmen. Mit Cigarettes After Sex schlummert es sich viel angenehmer und gesünder.

(Thomas Bästlein)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • X's
  • Hideaway
  • Dark vacay
  • Baby blue movie

Tracklist

  1. X's
  2. Tejano blue
  3. Silver sable
  4. Hideaway
  5. Holding you, holding me
  6. Dark vacay
  7. Baby blue movie
  8. Hot
  9. Dreams from Bunker Hill
  10. Ambien slide
Gesamtspielzeit: 37:46 min

Im Forum kommentieren

Gomes21

2024-07-13 22:26:47

Die lyrics haben wirklich so einige cringe Momente die mir den Genuss stellenweise schwer machen.. im Urlaub funktioniert es trotzdem wenn ich nicht so genau hinhöre. Das was sie musikalisch machen können sie gut, würde 6/10 vergeben.

nörtz

2024-07-13 17:37:11

Grausame schlüpfrig-schleimige Texte und nur ein Songschema seit Album 1. Hilfe!

Herr

2024-07-07 19:34:32

Somnambuler Schwebe- und Trademark-Sound. Ja das trifft es. Sehr treffende Rezension.

Man kann das nun locker von 8 bis 4/10 bewerten; der Text der Rezensionen könnte ebenso für kleinere Werte herhalten.

Die Musik klingt super… für mich aber eben nur mehr als Hintergrund für Doppelkopf spielen. Aktives Zuhören macht mich nervös bei dieser Gleichförmigkeit.

Ganz anders im Segment die damaligen Beach House mit Once, Twice, Melody… auch gen 80er Einflüsse verschoben. Aber konsequenter.

Armin

2024-07-07 18:27:49- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?


Armin

2024-06-05 19:28:47- Newsbeitrag





Cigarettes After Sex veröffentlichen mit »Baby Blue Movie« die dritte Single aus ihrem kommenden Album »X’s«, welches am 12. Juli über Partisan Records erscheinen wird.
Der Titel, eine Anspielung auf Softcore-Filme für Erwachsene, steht in direktem Kontrast zu der verträumten und romantischen Klangkulisse: Während der Text von schmutzigen Wünschen handelt, erinnert die Musik einer Umarmung.

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