Isobel Campbell - Bow to love

Cooking Vinyl
VÖ: 17.05.2024
Unsere Bewertung: 6/10
6/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
6/10

Schmerz aus Folk

Es ist ihr letzter Schrei: "Everything falls apart, you son of a bitch / I'll make a brand new start, you son of a bitch." Isobel Campbell ist noch nicht mal einen Song in ihrer neuen Platte "Bow to love" drin. Noch keine zwanzig Sekunden auf der Albums-Bühne drauf. Und schon auf hundertachtzig. Zwischen Handgezupftem und Herzverschmerztem macht sie ihrem nächsten Ex-Lover die letzte Abrechnung. Wieder und wieder verläuft sich Campbell in ihrer Anklage. Wie einen Slogan wiederholt sie diese. Bis das Stück auf seiner letzten Bassnote grummelig in den Fade-Out schaltet. Das wars dann, Du Scheißkerl. Ende.

Wer das Glasgower Herz aus Folk kennt, der ahnt: Selbst in solchen Momenten ist Campbells Stimme kein Fall für die Lärmbelästigungs-Hotline. Sondern nur ein betörendes Flüstern ganz nah an Deinem Ohr. Ohne Zweifel: Gefühliger macht vermutlich in dieser Galaxis niemand Schluss. Und herzlicher hat noch keine diesen Sohn einer **** beschworen, um das zu tun. Viel später covert Campbell Dire Straits: In "Why worry" lässt eine Taskforce aus Pickings, Streichern und einem Lächeln Campbells wieder die Hoffnung scheinen: "There should be laughter after pain / Should be sunshine after rain / These things have always been the same."

Wo nimmt diese Frau das her? "There's been tons of shit going on", plauderte Campbell letztens aus, als man es von ihr wissen wollte. Und sie, die zarteste Versuchung, seit es Popmusik gibt, legte los: Ihr begegneten toxische Maskulinität, Narzissmus, der Tod ihres Partners in Rockmusik, Mark Lanegan. Und durch ihre Scheidung musste sie auch noch durch. Markus Josef Lanz hätte nachgelanzt und nachgestochert: "Was macht das mit einem?" Mensch Markus! Er hätte ihr nur in die Äuglein schauen müssen. Oder sich besser vorbereiten und Campbells Album "Bow to love" anhören müssen.

Klar, das ist nicht ohne Widersprüche. Widerhaken. Und diesmal leider nicht ohne Wiederholungsschleifen. Den Clip zu ihrer Auskopplung "4316" lud Campbell an Lanegans zweitem Todestag hoch. Eine schöne Geste. Und ein hübscher Song obendrein. Der so startet, wie andere nach der großen Sause auslaufen: mit luftiger Akustikgitarre an schnurrender Schmusestimme. Himmlisch. Indes, unter all der 60er-Jahre-Harmonie tun sich auch hier Sollbruchstellen auf. Eine Strom-Gitarre verabreicht brummend immer mal wieder ein paar Psychedelica. Und Campbell singt: "4316 and am talking to you / The world has ended / What are we gonna do?" Das Ding mit dem Ende kriegt dieses Mädel selbst in den hübschesten Momenten ihrer Platte nicht aus sich raus. Und man könnte manchmal neidisch werden auf jeden, den sie in Zukunft noch abserviert.

(Sven Cadario)

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Highlights & Tracklist

Highlights

  • 4316
  • Why worry

Tracklist

  1. Everything falls apart
  2. Do or die
  3. Spider to the fly
  4. Second guessing
  5. Bow to love
  6. 4316
  7. Dopamine
  8. Keep calm, carry on
  9. Saturday's son
  10. Take this poison
  11. Om Shanti om
  12. You
  13. Why worry
Gesamtspielzeit: 43:08 min

Im Forum kommentieren

Armin

2024-07-07 18:26:56- Newsbeitrag

Frisch rezensiert.

Meinungen?

MickHead

2024-06-17 11:50:03

Platten vor Gericht:

https://plattenvorgericht.blogspot.com/2024/06/isobel-campbell-bow-to-love.html

myx

2024-06-05 21:03:00

Und nochmals ein wunderbarer Vorabsong: "Second Guessing"

https://youtu.be/FocVj5B8FeM?si=MqK_SvJwFOc0qznN

MickHead

2024-05-17 11:19:57

Wurde erst gestern auf Facebook verkündet. Besondere Umstände haben zu der Verschiebung geführt.

https://isobelcampbell.bandcamp.com/album/bow-to-love-digital

myx

2024-05-17 10:28:30

Stimmt ... Release ist tatsächlich erst am 14. Juni, anders als offenbar ursprünglich vermeldet.

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