Meghan Trainor - Timeless
Epic / SonyVÖ: 07.06.2024
Dieselbe Leier
"Der Erfolg gibt ihr recht", könnte man schulterzuckend festhalten und sich schnellstmöglich wieder von Meghan Trainor abwenden. Doch ihre Songs tauchen scheinbar immer genau dann auf, wenn man gerade keine Noise-Cancelling-Kopfhörer griffbereit hat: beim Einkaufen und im Autoradio sowieso oder in vorgeschlagenen Playlisten von Streaming-Plattformen. Meghan Trainor ist ähnlich schwer abzustreifen wie ein Kaugummi vom Asphalt. Mindestens das dürfte ihr viertes Album "Timeless" beweisen, obwohl der Name des Werks eindeutig irreführend ist. Denn Trainor bewegt sich nach wie vor zwischen in den 2010ern kleben gebliebenem Pop mit hektischen Beats und Doo-Wop-Elementen, die für künstlichen Nostalgie-Klang sorgen.
Damit wäre auch schon das größte Problem erörtert: nicht etwa, dass alle Songs gleich klingen. Diesen Vorwurf kann man auch anderen Künstler*innen machen, deren Alben trotzdem aufs Neue unterhalten. Doch der Anspruch, etwas besonders Einzigartiges mit vermeintlich progressiven Genre-Mischungen zu erschaffen, steht bei "Timeless" schon im Albumtitel als Elefant im Raum. Ja, Doo-Wop auf Pop funktioniert in "Whoops" oder "I wanna thank you" wieder besonders charmant. Die Songs sind aber eindeutige Doppelgänger von "I made you look" oder "Drama queen" des Vorgängers "Takin' it back". Kopiert Trainor sich seit ihrem ersten großen Hit "All about that bass" einfach nur durchgehend selbst? Dieser Verdacht verschärft an mehreren Stellen ihres vierten Albums.
Inhaltlich findet ebenfalls keine Weiterentwicklung statt: Trainor besingt das Selbstbild von Frauen, während sie gleich mehrere Kosenamen für den eigenen Hinterleib in ihre Lyrics einfließen lässt. Die gleichbleibende Stimmung der Texte lässt sich folgendermaßen einfangen: "Ich sehe super aus und mein*e Partner*in kann froh sein, dass ich existiere." Dieser Anschauung kann man wohl nicht widersprechen – ob gleich vier Alben mit aufdringlichem Retro-Pop dies ausdrücken müssen, lässt sich aber zumindest kritisch hinterfragen. Eine erfrischende Abwechslung bietet das klavierbetonte "Crushin'", das eher mit beschwingten Motown-Vibes daherkommt. "Hate it here", "Bestie" und "Doin' it all for you" lässt die 50er- und 60er-Jahre weitestgehend hinter sich und konzentriert sich auf seichte Club-Beats, Autotune und Refrains, die ohne nachhaltige Auswirkungen durch die Ohren zischen.
In den vergangenen Jahren hat Trainor mehrere virale Hits mit TikTok-Sounds gelandet. "Mother" und "I made you look" haben sich etwa rasant über die App verbreitet. Mit den Songs von "Timeless" könnte der Sängerin genauso gut ein ähnlicher Erfolg gelingen – damit kann sie wohl zufrieden sein. Eine Daseinsberechtigung für vier nahezu exakt gleiche Alben erteilt das aber nicht automatisch.
Highlights & Tracklist
Highlights
- Crushin' (feat. Lawrence)
Tracklist
- To the moon
- Been like this (feat. T-Pain)
- Crowded room
- Whoops
- Crushin' (feat. Lawrence)
- I wanna thank me (feat. Niecy Nash)
- Love on hold (feat. T-Pain)
- Forget how to love (feat. Justin Trainor)
- Rollin'
- I don't do maybe
- I get it
- Sleepin' on me
- Hate it here
- Bestie
- Doin' it all for you
- Timeless
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Armin
2024-06-19 21:53:16- Newsbeitrag
Frisch rezensiert.
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